Miles Flint 03 - Die Tödlichen
erkannte, scheuchte er sie davon und erteilte einem anderen Mitarbeiter die Anweisung, Kontakt zu allen Notdiensten der Stadt aufzunehmen und den Leuten zu sagen, dass die Lage schlimmer werden könne.
54
F lint hatte gerade Informationen über die Lahiri-Morde aus einer Quelle in Armstrong heruntergeladen, um Taylor zu beweisen, dass Carolyn tot war, als die Verbindung zu Armstrong unterbrochen wurde.
Die Kuppel war bombardiert worden.
Zuerst wollte Flint es nicht glauben. Dann sah er Bildmaterial von überall, nur nicht aus Armstrong selbst. Die Hochgeschwindigkeitszüge, die zwischen den Kuppeln verkehrten, hatten den Dienst eingestellt, und die Kuppel von Armstrong war schwarz.
Zwei verschiedene Kommentatoren waren nötig, um den Grund dafür zu erklären: Die Kuppel verfüge über einen Schutzschild, der automatisch werde, wenn es zu einem Bruch kam.
Aber niemand wusste, wie schlimm der Bruch war. Niemand hatte irgendeinen Kontakt zu der Stadt herstellen können.
Was Flint nicht davon abhielt, es weiterzuversuchen, während er sich in Ian Taylors Haus aufhielt.
Taylor sah sich derweil die Informationen über die Morde an und stellte gelegentlich irgendwelche Fragen – beispielsweise, warum seine Mutter nicht erwähnt wurde –, ehe er sich die alten Bilder von Carolyn Lahiri anschaute und sie mit denen von Claire Taylor verglich.
Flint war klar, dass Taylor ganz allmählich anfing zu begreifen, wer seine Mutter gewesen war.
Nicht, dass Flint das derzeit sonderlich interessiert hätte. Im Moment machte er sich mehr Sorgen um seine Freunde in Armstrong. Zuerst versuchte er, DeRicci zu erreichen, schlicht aufgrund der Vermutung, dass die Polizeilinks immer aktiv sein mussten.
Sie waren es nicht.
Dann versuchte er es bei jedem, den er im Hafen kannte, und auch diese Links waren außer Funktion.
Schließlich versuchte er es bei Paloma, in der Hoffnung, sie wäre vielleicht auf ihrer neuen Jacht, der Taube II, und noch rechtzeitig rausgekommen.
Aber das war sie nicht.
Niemand konnte ihm antworten. Niemand hatte irgendeinen Kontakt zur Kuppel.
Schließlich holte er sich die Erlaubnis, einen von Taylors Wandschirmen zu benutzen. Auf diesem Schirm verfolgte er nun Berichte aus jeder Mondkuppel, nur nicht aus Armstrong selbst, Berichte von etlichen Schiffen im Orbit des Mondes und die von Kommentatoren von außerhalb. Sogar vom Mars empfing er einige Berichte.
Niemand wusste, was passiert war, obwohl einige Bildmaterial über ein Loch erhalten hatten, das aus der Kuppel gesprengt worden war. Das Loch war so klein, dass Flint das Bild gleich mehrfach vergrößern musste, um wirklich etwas erkennen zu können, und nachdem er das getan hatte, zeigte ihm das Bild, dass etwas aus der Kuppel hinausgeschossen war.
Was auch immer Armstrong widerfahren war, es war innerhalb der Kuppel passiert.
Flint widerstand dem Wunsch, sich seine facht zu schnappen und nach Hause zu fliegen. Er konnte so oder so nichts tun, solange die Kuppel von Armstrong nicht wieder zugänglich gemacht wurde. Wenn die Kuppel abgeschirmt war, war auch der Hafen geschlossen.
Niemand kam in die Stadt rein, und niemand konnte aus der Stadt raus.
Und niemand konnte sagten, ob überhaupt noch irgendjemand in Armstrong lebte.
Flint ließ sich die Nachrichten auch dann noch anzeigen, nachdem er sich von Taylor verabschiedet hatte. Am unteren Rand des Sehfelds seines rechten Auges wurden ihm die Informationen ständig angezeigt. Außerdem ließ er sie in das System des Luftwagens einspeisen.
Er kehrte in sein Hotel zurück. Plötzlich hatte er jegliche Motivation zu weiteren Ermittlungen verloren. Außerdem fühlte er sich nicht wohl dabei zuzusehen, wie Taylor zunehmend verwirrt reagierte, weil er erkennen musste, dass er eine Familie gehabt hatte, die er eigentlich doch nicht gehabt hatte, und dass diese Familie inzwischen tot war.
Flint wusste nicht, ob Taylor begriffen hatte, dass er alles erben würde, was den Lahiris gehört hatte – vorausgesetzt natürlich, ihr Besitz war nicht zusammen mit der Kuppel zerstört worden.
Als Flint sein Hotel im French Quarter erreicht hatte, ging er in sein Zimmer, schaltete alle Nachrichtenübertragungen ein, die er finden konnte, legte sich aufs Bett und hoffte, dass seine Stadt überleben würde.
55
A ndrea Gumiela sah nicht mehr aus wie sie selbst. Ihre Kleidung war zerrissen und schmutzig, und ihr Rock, normalerweise dazu angetan, ihre schlanken Beine attraktiv zu betonen, war
Weitere Kostenlose Bücher