Miles Flint 03 - Die Tödlichen
und einige andere.
Honoria hatte diesen Termin vor beinahe neun Monaten vereinbart. Sie hatte sich sorgfältig darauf vorbereitet und sogar Gemmologen aufgesucht, um an auserlesene Stücke zu kommen, die sie Femi anbieten konnte. Sie hatte ein kleines Vermögen aufgewendet, nur um Femi davon zu überzeugen, dass sie wirklich grundehrlich war.
Das Komitee hatte nicht geglaubt, dass Honoria die nötigen Voraussetzungen erfüllte. Sie hatten einen ihrer eigenen Leute schicken wollen, einen von diesen Seelenlosen, die sie schon unzählige Male zuvor eingesetzt hatten.
Aber hier ging es um Leidenschaft, nicht um Rationalität. Und vielleicht ergab Honorias Nervosität so betrachtet sogar einen Sinn. Sie war ein Zeichen ihrer eigenen Leidenschaft, ein Zeichen dafür, dass sie nun alles tat, wofür sie ausgebildet worden war, alles, woran sie glaubte.
Eine Menschenfrau kam aus dem Innenraum in den Außenbereich des Cafés. Sie war groß und dünn, aber nicht sehr elegant. Sie trug Raumfahrerhosen und ein Hemd, das oben mehrere Löcher aufwies.
Honoria hakte sie ab, noch ehe die Frau sich zu einer Gruppe menschlicher Studenten an den großen Tisch unter den flammenden Sonnentaugewächsen gesetzt hatte. Die Pflanzen absorbierten das Gerede am Tisch, nicht aber das Gelächter. Die Studenten schienen Ferien zu machen. Fast eine Stunde verbrachten sie mit Trinken und lebhaften Gesprächen.
Honoria wünschte, sie würden gehen.
Endlich trat ein silberhaariger Mann mit einer grauen Sonnenbrille, wie sie unter Menschen in Binh sehr verbreitet war, aus dem Gastraum in den Außenbereich. Er musterte die Außentische, und sein Blick verweilte bei den drei von Menschen besetzten Tischen: den Studenten, einem männlichen Paar, das sich in einer hitzigen Beziehungsdiskussion erging, und Honoria.
Als er sie sah, nickte er ihr zu. Honoria nickte ebenfalls. Es schien ihr angemessen zu sein, die Geste zu erwidern, wer auch immer er sein mochte.
Dann verschwand der Mann in der Dunkelheit des Innenraums. Ein Kellnerroboter schwebte vorüber, griff nach Honorias Califftee und ersetzte ihn durch einen frischen. Ihr Tisch leuchtete auf und fragte sie in zwölf verschiedenen Menschensprachen, ob sie irgendetwas zu essen bestellen wolle.
»Ich warte noch auf eine Freundin«, sagte sie. »Wir bestellen, sobald sie hier ist.«
Der Kellnerroboter antwortete nicht. Stattdessen schwebte er von dannen, und die Sprachlichter auf der Tischoberfläche erloschen.
In diesem Moment betraten zwei weitere ergraute Herren das Café und setzten sich an den Tisch neben Honoria. Ein weiterer Silberschopf – der erste? Honoria wusste es nicht – begleitete eine massige Dame in einem Kleid aus fließenden, spitz zulaufenden Stoffbahnen.
Als die Frau näher kam, erkannte Honoria, dass die Spitze jeder Stoffbahn mit einer Wasserperle verziert war, einer seltenen, silberblauen, Muschelschalen ähnelnden Substanz, die nur die Regenwasserweichtiere von CeeDwarDo hervorbrachten. Honoria hätte ohne die Studien, die sie zur Vorbereitung dieses Treffens angestellt hatte, nicht einmal gewusst, was eine Wasserperle war.
Nun war sie froh, dass sie sich diese Arbeit gemacht hatte, denn Femi sah ganz und gar nicht so aus, wie Honoria sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte lediglich alte Hologramme von ihr gesehen, von denen nur wenige zu lebensgroßen Darstellungen geeignet waren. Als junge Frau war Femi groß und schlank gewesen, ähnlich wie die Raumfahrerin, die wenige Augenblicke zuvor das Café betreten halte.
Femi bahnte sich einen Weg zu ihrem Tisch und hüllte Honoria in eine Woge aus Parfüm, das vage nach Minze duftete. Femis Kleid raschelte leise, als sie sich setzte und die Wasserperlen gegeneinanderstießen.
»Sie sind Lyli D’lap?«, fragte Femi.
»Ja«, bestätigte Honoria. Zum Glück reagierte sie auf den falschen Namen, ohne dass ihre Stimme zitterte. »Ich freue mich so, Sie kennenzulernen.«
Femi drehte sich zu dem Mann mit dem Silberhaar um, der sie begleitet hatte. »Besorg mir etwas Califftee und zwei Scheiben Nussbrot mit Salat – der Salat des Tages, was auch immer heute auf der Karte steht.«
Der Silberhaarige verbeugte sich, eine seltsam formelle Reaktion, die jedoch irgendwie angemessen erschien. Dann zog er sich zurück und ging zu einem Tisch in ihrer Nähe. Statt hineinzugehen, benutzte er das Menü in der Tischplatte, um Femis Bestellung aufzugeben.
Leibwächter. Irgendwie hatte Honoria mehr davon erwartet.
Aber sie wachten
Weitere Kostenlose Bücher