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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vom Tisch gleiten. »Die kontaminierten Disty müssen vielleicht so oder so sterben. Denn diese Kontamination ist die größte, die wir seit Hunderten von Jahren erlebt haben, und wenn wir keine effektive Dekontamination durchführen können, müssen die Kontaminierten sterben, damit sie nicht noch andere infizieren können. Sie, Mr. Jefferson, scheinen zu glauben, das würde mich kalt lassen. Das tut es nicht. Aber ich kenne die Gefahren, denen meine Leute ausgesetzt sind. Kennen Sie auch die Gefahren, die Ihren Leuten drohen?«
    Jefferson wusste nicht recht, wie er das verstehen sollte. War das eine Drohung?
    »Wir werden eine Lösung finden«, betonte er.
    »Noch eine menschliche Eigenschaft«, bemerkte Sechsundfünfzig. »Unrealistischer Optimismus. Dass Sie etwas glauben, reicht nicht, um es eintreffen zu lassen.«
    Jefferson hatte genug. »Es scheint ein bisschen sonderbar, dass Sie mir so etwas erzählen, obwohl die Disty körperlich absolut unversehrt sind, die Sie abzuschlachten gedenken.«
    Die Diplomaten hinter ihm keuchten vernehmlich auf. Die Peyti reckten die Fingerspitzen zu einer Geste des Missfallens hoch. Die Ebe schlossen die Augen, und die Disty – alle bis auf Sechsundfünfzig – verließen den Raum.
    »Dann sind Sie also sicher, dass diese Kontamination keine physischen Konsequenzen für uns hat?«, fragte Sechsundfünfzig.
    Jefferson hatte lange genug herumgetastet. Er sah keinen Grund dazu, jetzt auch nur den Versuch einer Wiedergutmachung zu unternehmen.
    »Ja«, sagte er. »Gäbe es eine physische Kontamination, so hätten die Disty Symptome dafür gezeigt, lange bevor die Leichen ausgegraben wurden. Ihre Leute wären schon seit Jahrzehnten krank – jedes Disty, das in diesem Abschnitt der Saharakuppel gelebt hat!«
    Nummer Sechsundfünfzig sah winzig aus, als er neben dem Tisch stand. »Ihre Ignoranz verblüfft mich. Und das sollte sie nicht, bedenkt man, dass ich den größten Teil meines Lebens als Erwachsener unter Ihren Leuten zugebracht habe. Ich habe Jahre im Dienste dieses sonderbaren Traums von einer Allianz der Kulturen zugebracht. Dabei sind diese Kulturen der meinen so fremd, dass sie uns im Grunde unverständlich bleiben müssen. Dennoch habe ich geglaubt, irgendwann müsse doch jemand dazulernen. Sie müssten etwas dazulernen. Aber das tun Sie nicht. Sie glauben das, was Sie sehen und fühlen; und Sie streiten alles andere ab.«
    Jefferson fühlte den Tadel, verstand ihn aber nicht. Wollte Sechsundfünfzig damit sagen, dass die Disty doch physisch kontaminiert worden waren und immer noch wurden? Wie sollte das aber funktionieren?
    Nummer Sechsundfünfzig legte die Fingerspitzen aneinander, verbeugte sich leicht und machte Anstalten zu gehen, doch dann hielt er noch einmal inne.
    »Da Sie sich fragen …«, setzte er an, unterbrach sich, legte den Kopf erneut schief und ließ seine Augen aufblitzen, was die Disty-Version eines höflichen Lächelns zu sein schien.
    »Ich weiß deshalb, dass Sie sich genau das fragen«, erläuterte Sechsundfünfzig, »weil ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht habe, die mich umgebenden Außerweltler so gut wie möglich zu verstehen. Ich möchte Ihnen Folgendes sagen: Meine Leute sind krank wegen dieser Kontamination. Sie sind krank an etwas, das Sie als Seele bezeichnen mögen, auch wenn das nicht ganz zutreffend ist.«
    Jefferson öffnete den Mund, um ihm eine Frage zu stellen, aber Sechsundfünfzig hob eine Hand. Die Geste war erschreckend menschlich, und sie ließ Sechsundfünfzig noch kleiner erscheinen.
    »Gab es Anzeichen dieser Krankheit?«, stellte Sechsundfünfzig die nächste rhetorische Frage, als hätten weder er noch Jefferson sich irgendwie gerührt. »Nein. Natürlich nicht. Solch eine Krankheit tritt nur in Erscheinung, wenn das, was vergraben wurde, ans Licht kommt. Die Kontamination wird real und muss sofort angegangen werden.«
    »Was wir zu tun versuchen«, beharrte Jefferson.
    »Wir versuchen gar nichts«, entgegnete Sechsundfünfzig. »Ihre Leute haben keine Einsicht in diese Sache und denken, es sei nur eine lächerliche Überreaktion. Meine Leute versuchen, eine Krise zunächst an der weiteren Ausbreitung zu hindern, um dann zu versuchen, mit der Ursache der Kontamination fertig zu werden. Aber im Moment tut das niemand. Niemand versucht, die Quelle zu säubern.«
    »Also wäre es Ihren Leuten weiterhin gut gegangen, wäre dieses Grab nicht aufgedeckt worden«, stellte Jefferson fest.
    Nummer Sechsundfünfzig schüttelte

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