Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Auswirkungen des Verbrechens spürbar sind. Eine Woche für einen beschädigten Topf, bis ein neuer Topf hergestellt werden kann, das ganze Leben und darüber hinaus, wenn ein Verbrechen das Leben der Stammesangehörigen oder der Betroffenen verändert hat.«
»Der Verlust der Schürfrechte war dauerhaft?«, fragte er.
Costard nickte. »Darum mussten Jørgen, ihre Kinder und deren Kinder den Stammesangehörigen dienen, bis die Schürfrechte wieder an die M’Kri zurückgegeben werden. Und selbst dann wäre Jørgens Familie nicht unbedingt freigekommen. Wären alle Rohstoffe bis dahin nämlich bereits ausgebeutet, nichts mehr für die Nutzung durch die M’Kri übrig, würde sich das Verbrechen ja immer noch auswirken.«
Flint seufzte. Er verstand, warum Lagrima Jørgen untergetaucht war. Aber er verstand immer noch nicht, warum Costard dachte, er könne in diesem Fall irgendetwas tun. »Sagen Sie mir, in einem Satz, warum Sie glauben, dass Sie einen Lokalisierungsspezialisten brauchen!«
»Geben Sie mir zwei!«, entgegnete sie. »Ich glaube nicht, dass es Lagrima gelang unterzutauchen.«
Flint war nicht notwendigerweise der gleichen Ansicht, aber er kommentierte Costards Aussage nicht.
»Aber keines ihrer beiden Kinder ist in den letzten dreißig Jahren gesehen worden.« Costards bisher blasses Gesicht bekam langsam immer mehr Farbe, wodurch ihre Augen unglaublich strahlend wirkten.
»Sie denken, es könnte ihr gelungen sein, ihre Kinder verschwinden zu lassen?«, hakte Flint nach.
»Sie sind nicht beim Stamm«, erwiderte Costard. »Das hat das HPD der Saharakuppel bereits überprüft. Und der Vollstreckungsbefehl, sie an die M’Kri auszuliefern, ist immer noch offen.«
»Dann wurden die beiden vermutlich ebenfalls ermordet«, mutmaßte Flint.
»Das ist eine Möglichkeit«, sagte Costard. »Aber ihre Leichen wurden nicht gefunden.«
»Haben Sie den Fundort der Frauenleiche überprüft?«, fragte Flint.
Costard nickte. »Das HPD sucht immer noch, aber sie bezweifeln, dass die Kinder dort sind. Das Team hat schon zu viele Bodenschichten untersucht. Sie sind mittlerweile überzeugt davon, dass dort zu der Zeit, als Jørgens Leichnam vergraben wurde, keine weiteren Leichen begraben wurden.«
»Aber Sie haben mir eben berichtet, Jørgen sei nicht dort umgebracht worden«, warf Flint ein.
»Und da liegt das Problem, Mr. Flint. Ich kann nichts beweisen. Ich weiß, dass Jørgen versucht hat unterzutauchen. Ich weiß, dass sie ihre Kinder mitgenommen hat und niemand diese Kinder je wieder gesehen hat. Ich weiß, dass Jørgen am Ende tot war, vermutlich ermordet. Ihre Leiche ist zweifellos geschändet worden, und zwar vermutlich in der Absicht, die Disty in Aufruhr zu versetzen. Und das ist alles, was ich weiß.«
Flint legte die Stirn in Falten, hin- und hergerissen zwischen Ärger und Faszination. Costard war es gelungen, seine Neugier zu wecken. Er war interessiert, was zum Teil daran lag, dass dieser Fall so anders war als alle, die man ihm bisher angetragen hatte.
Aber noch bereitete ihm manches Unbehagen. »Ist Ihnen klar, wie kostspielig meine Dienste sind?«, fragte er.
»Eigentlich nicht«, antwortete sie. »Aber ich habe davon gehört, dass ein Lokalisierungsspezialist ein kleines Vermögen kosten kann.«
»Ich verlange zwei Millionen als Vorschuss«, sagte er. »Ich ermittle die Informationen, die Sie mir gegeben haben, selbst noch einmal. Wenn ich nach dieser Ermittlung beschließe, den Fall nicht zu übernehmen, bleibt es bei diesen zwei Millionen. Entscheide ich mich, den Fall zu übernehmen, stelle ich auflaufende Kosten wöchentlich in Rechnung, wobei große Summen zusammenkommen können. Außerdem verlange ich ein wöchentliches Honorar. Ich kann unsere Zusammenarbeit jederzeit aufkündigen. Wenn ich Ihren Fall übernehme, können Sie nicht kündigen. Sollte ich für die Lösung des Falles fünf Jahre brauchen, so werden Sie mir wöchentlich mein Honorar und meine Spesen zahlen, fünf Jahre lang …«
»Fünfjahre?« Sie wich einen Schritt zurück. »So lange kann das dauern?«
»Es könnte auch länger dauern.« Er faltete die Hände zusammen. »Was stört Sie daran, Ms Costard? Für Sie ist das doch weiter nichts als ein intellektuelles Puzzle, nicht wahr?«
Abgesehen vielleicht von dem Geld. Aber wenn es nur das Geld wäre, dann wäre sie vermutlich schon gegangen, als er die zwei Millionen erwähnt hatte. Er hatte keine Ahnung, wie viel forensische Anthropologen verdienten, aber er
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