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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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betraten. Alle fünf waren alt und hatten viel Erfahrung mit den verschiedensten Aspekten marsianischer Regierungsarbeit. Das war auch so eine seltsame Sache an diesem System: Je mehr Erfahrung die Leute hatten, desto weniger Macht blieb ihnen. Leute mit der notwendigen Erfahrung, Entscheidungen darüber zu treffen, welche Information wertvoll war und welche nicht, mussten einige Stufen unterhalb des Beobachtungsspektrums der Disty bleiben, um nicht selbst der launenhaften Tyrannei der Disty-Gesetze zum Opfer zu fallen.
    Die Ratsmitglieder waren durch eine Seitentür eingetreten, die bis zu diesem Moment in der Vertäfelung verborgen gewesen war. Sie hatten gelacht, als hätte einer von ihnen noch im letzten Moment vor dem Betreten des Raums einen Scherz gemacht.
    Das Gelächter verunsicherte Scott-Olson.
    Ebenso wie die Ratsmitglieder selbst. Alle fünf – drei Männer und zwei Frauen – waren unmodifiziert gealtert. Sie hatten faltige Haut und entzündlich gerötete Augen; sie bewegten sich auf die zögerliche Art, die Menschen auszeichnete, die wussten, dass ihre Knochen brüchig waren.
    Der Anblick dieser lebhaften, dynamischen Unmodifizierten erschien Scott-Olson widernatürlich.
    Immer noch saß sie steif da, die Hände im Schoß gefaltet, die Beine übereinandergeschlagen. Die Temperatur im Raum schien zehn Grad unter dem von der Regierung vorgegebenen Normmaß zu liegen.
    Die Ratsmitglieder nahmen am Konferenztisch Platz. Eine der Frauen, deren weißes Haar so dünn war, dass ihre von Altersflecken gezeichnete Kopfhaut durchschimmerte, winkte Scott-Olson zu vorzutreten.
    »Kommen Sie zu uns an den Tisch, meine Liebe!«, sagte die Frau, deren Stimme altersheiser klang. »Wir beißen nicht.«
    »Aber wir könnten ein bisschen knabbern«, meinte einer der Männer.
    Die ganze Gruppe brach erneut in Gelächter aus.
    Scott-Olson erhob sich und versuchte, die Gesichter ohne die Hilfe ihrer Links den Namen zuzuordnen. Die Frau, die mit ihr gesprochen hatte, war Tilly Kazickas, wie Scott-Olson schließlich an ihrem Haar erkannte. Die andere Frau, Dagmar Yupanqui, hatte dichtes Haar, das aussah, als sei es durch das Alter vergilbt.
    »Wir haben nicht den ganzen Nachmittag Zeit, junge Dame!«, sagte ein anderer Mann. Er hatte ein schmales Gesicht, beinahe als hätte jemand die Wangenknochen zu beiden Seiten mit einem scharfen Messer abgeschnitten und sein Werk mit einem knittrigen Gewebe abgedeckt.
    Das musste Linus Squyres sein, der weithin für seine herablassende Art bekannt war. Jedenfalls hatte Scott-Olson schon seit ihrer Pubertät niemand mehr »junge Dame« genannt.
    Scott-Olson glitt auf den Stuhl. Dieser stand, eingerahmt von zwei weiteren Stühlen, exakt in der Mitte der in den Raum hinein und damit zu ihr weisenden Längsseite des Tisches. Squyres saß ihr direkt gegenüber, die beiden Frauen flankierten ihn.
    An den Kopfenden der Tafel saßen die beiden anderenMänner, Ulric Middaugh und Kurtis Wheat. Middaugh war knochig, und seine rosige Haut deutete auf geplatzte Kapillaren hin, was entweder die Folge eines Raumunfalls sein mochte oder die eines zu hohen Alkoholkonsums. Wheats Haut war an den Wangen absolut glatt, aber seine Augen verloren sich unter Kaskaden von Falten. Er sah aus, als blinzele er fortwährend.
    »Wir haben bereits von Ihrem Detective Batson von der Katastrophe gehört«, bemerkte Squyres soeben.
    Scott-Olson hätte ihn gern korrigiert. Batson war nicht »ihr« Detective. Eher schon war er der Detective des Rates.
    »Er hat uns versichert, dass es sich nicht um eine Art Friedhof handelt. Er nimmt an, dass diese Leichen aus der gleichen Periode stammen wie das Jørgen-Grab, weshalb ich mich frage, ob er eigentlich irgendetwas über seinen Job weiß.«
    So viel zu einer Lüge in Bezug auf den Zeitverlauf.
    »Aber«, fuhr Squyres fort, »nun sind Sie ja hier, junge Dame, um uns zu erzählen, was Sie wissen.«
    »Das Einzige, was ich wirklich weiß, ist, dass da ein Haufen Leichen auf diesem Stück Land liegen«, meinte Scott-Olson.
    »Nun ja, das ist ziemlich offensichtlich, nicht wahr?«, sagte Wheat. »Wir haben die Bilder gesehen, die Batson mitgebracht hat.«
    »Er hat uns auch von dem potenziellen Problem mit den Disty berichtet«, ergänzte Yupanqui.
    »Obwohl wir klug genug sind, darauf auch selbst zu kommen«, murmelte Middaugh.
    »Können Sie uns sagen, wie viele Leichen dort liegen?«, fragte Wheat.
    Scott-Olson schüttelte den Kopf. »Wir arbeiten jetzt schon seit über einem

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