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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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öffnete den Mund zu einem Schrei, als eine weitere Hand ihren anderen Arm packte.
    »Wenn Sie irgendetwas versuchen«, sagte der zweite Mann, »töten wir Sie!«
    Zitternd atmete sie ein und klappte den Mund zu. »Was wollen Sie?«, fragte sie im nächsten Moment.
    »Seien Sie still!«, herrschte der erste Mann Costard an.
    Sie schleiften sie mit sich. Unfähig, mit ihnen Schritt zu halten, stolperte sie über die eigenen Füße. Die Männer hoben sie ein wenig hoch, trugen sie zwischen sich.
    Niemand in ihrer unmittelbaren Umgebung schien zu merken, dass sie nicht ging.
    »Bitte«, sagte sie leise, »ich tue, was immer Sie wollen, aber sagen Sie mir, was das zu bedeuten hat!«
    »Die Disty«, erwiderte der zweite Mann, »wollen nicht, dass Sie untertauchen.«

 
22
     
    G avin Trouvelot faltete die Hände in seiner Robe. Er befand sich im Disty-Human Chamber, einem Tagungsraum, der beiden Spezies angemessen sein sollte und, natürlich, weder der einen noch der anderen angemessen war. Sieben Disty hockten auf dem Tisch, die nackten Füße aneinandergepresst, die Hände auf die Knie gelegt.
    Alle sieben ignorierten Trouvelot derzeit. Offenbar waren sie noch nicht bereit für ihn.
    Der Raum befand sich mitten im Liasion Building, das im Niemandsland zwischen der Disty-Sektion und der Menschen-Sektion der Saharakuppel stand. Das Liasion Building diente dualen Regierungsaufgaben: Es lieferte die Räumlichkeiten für alle Zusammenkünfte zwischen Disty und Menschen, die notwendig waren, um ein duales Regierungssystem in Betrieb zu halten, und es stellte die Gerichtssäle zur Verfügung, die für Verfahren im Zuge von kulturübergreifenden Verfehlungen benötigt wurden.
    Der Tagungsraum befand sich im obersten Geschoss mit Blick auf die Disty-Sektion auf der einen Seite und auf die Menschen-Sektion auf der anderen. Tische säumten die Wände. Stühle füllten den Freiraum zwischen den Tischen aus.
    Trouvelot war Minister dritter Klasse, einer von vielen, gerade hoch gestellt genug, sich mit den Anführern der Todesschwadron zu treffen, aber nicht zu hoch. Kein Grund, einen der wichtigeren menschlichen Verbindungsleute durch den Kontakt zur Todesschwadron zu beflecken.
    Der Minister hatte dieses Treffen nicht gewollt. Er hatte dagegen angekämpft, obwohl er der nächste Minister war, der für eine nicht öffentliche, persönliche Zusammenkunft mit den Disty bereitzustehen hatte. Aber die Kontakte zur Todesschwadron führten bisweilen zu Herabstufung oder gar Verbannung, und Trouvelot konnte sich keines von beidem leisten.
    Sein ganzes Leben lang hatte er mit den Disty arbeiten wollen. Er war modifiziert worden, sodass er nun kleiner war als ein durchschnittlicher Mensch, aber ein wenig längere Arme und Beine hatte. Er konnte nicht so viel Gewicht zulegen, wie manche Menschen es taten, und sein Schädel war ein kleines bisschen vergrößert worden.
    Im Wesentlichen war er so sehr ein Disty, wie ein Mensch es nur sein konnte, ohne deren Physiologie vollständig zu reproduzieren. Sie auf diese Weise zu imitieren empfänden sie als Kränkung. Doch bisher hatte noch kein Disty die Veränderungen auch nur bemerkt, die an Trouvelot vorgenommen worden waren.
    Er trug die Robe zu diesem Treffen mit der Todesschwadron nur, um nicht versehentlich etwas zu berühren, das er nicht berühren durfte. Obwohl er sein ganzes Leben in der Saharakuppel verbracht hatte und trotz seiner Ausbildung, während derer er die Disty studiert hatte, war er in den besonders fremdartigen Gebräuchen noch immer nicht versiert. Er hatte sich sogar von den meisten Todesritualen ferngehalten, weil sie zu kompliziert waren.
    Nun wünschte er, er hätte das nicht getan.
    Die sieben Disty leiteten die Todesschwadron. Sie saßen in einem Halbkreis auf dem Tisch, der länger war und niedriger als alle anderen. Die Disty trugen alle Schwarz, nur durchbrochen von winzigen reflektierenden Insignien im Gewebe. Die Insignien stellten eine silberne Flamme dar, das Symbol der Todesschwadron.
    Trouvelot war nicht sicher, ob er diese Disty zuvor schon einmal gesehen hatte. Disty waren für Menschen schwer voneinander zu unterscheiden: Ihre Haut hatte stets die gleiche düstere braune Farbe, und sie besaßen keinen nennenswerten Haarwuchs. Ihre Augen füllten große Augenhöhlen und waren einheitlich dunkel.
    Die Unterschiede fanden sich in der Länge ihrer Füße (lange Füße galten als Zeichen von Schönheit – was auch der Grund war, warum Disty Schuhe für

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