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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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es. »Das ist ein sonderbarer Ausdruck. Wie viele Leichen sind dort?«
    »Wir wissen es nicht«, wiederholte Trouvelot.
    »Sie rechnen jedenfalls mit einer Menge«, sagte das Anführer-Disty. »Und diese Menge ist, wie Ihre Haltung uns verrät, größer als neun. Wie viel größer?«
    Nach einer heftigen Debatte hatte der Rat Trouvelot aufgetragen, diese Frage, sollte sie gestellt werden, so genau wie möglich zu beantworten. Der eigentliche Dreh, so hatten die Ratsangehörigen ihm erklärt, sei es, dafür zu sorgen, dass die Disty diese Frage gar nicht erst stellten.
    Diese Möglichkeit weiterzuverhandeln hatte Trouvelot also schon innerhalb der ersten fünfzehn Minuten eingebüßt. Vielleicht war er nicht so gut, wie er sich eingebildet hatte.
    Er presste die Hände so fest es ging aneinander, ehe er den Kopf senkte, bis der beinahe die Tischplatte berührte. Er hoffte, er würde nicht zu lange in dieser Haltung verweilen müssen, denn sie bereitete ihm stets ein Gefühl der Benommenheit.
    »Vielleicht hundert, vielleicht mehr.«
    Die Tischplatte erbebte, als die Disty heruntersprangen. Trouvelot durfte ohne ausdrückliche Erlaubnis der Disty nicht aufblicken, aber aus dem Augenwinkel sah er herumhuschende Glieder, hörte ein hochsprachliches Geschnatter – eine Ausprägung der Disty-Sprache, deren Nutzung nur den bedeutsamsten Disty gestattet war, ein Teil der Sprache, den die meisten Disty nie lernten. Und Menschen würden ihn sicher nie und nimmer erlernen.
    Es hörte sich nicht einmal an wie normales Disty, also konnte Trouvelot nicht einmal so tun, als würde er etwas davon verstehen. Dann hörte er, wie die Tür aufgerissen wurde. Mehr Geschnatter, dann krachte die Tür ins Schloss.
    Sein Nacken schmerzte. Das einzige Geräusch, das er im ganzen Raum wahrnehmen konnte, war das Echo seines eigenen Atems, kürzer und schneller, als dieser hätte sein sollen. Sein Gesicht war von dem eingeströmten Blut rot angelaufen.
    Wieder schluckte er, kämpfte gequält gegen die Trockenheit in seiner Kehle.
    »Vergebt mir, wenn ich unaufgefordert spreche«, sagte er in Disty. »Aber ich habe die Tür gehört und wollte mich vergewissern, dass die Besprechung fortgeführt wird.«
    Niemand reagierte auf seine Worte. Dennoch behielt er die untertänige Haltung bei und hoffte, er wäre nicht das einzige lebende Wesen in diesem Raum.
    Er hielt den Atem an, hörte nichts, zählte im Stillen bis hundert, so, wie er angewiesen worden war, es in einer Situation wie dieser zu tun. Angewiesen vor Jahren von einem Lehrer, der einige der schwierigsten Verhandlungen mit den Disty geführt hatte.
    Vermutlich, so hatte sein Ausbilder gesagt, werden Sie diese Technik nie anwenden müssen. Die schweren Jahre sind vorüber.
    Trouvelot hob den Kopf. Er war allein im Raum. Er ließ die Arme sinken, um sein Gleichgewicht zu halten, fühlte Benommenheit, während das Blut wieder aus seinem Gesicht strömte.
    Allein. Er war nicht einmal in der Nähe des besagten Ortes gewesen, und trotzdem waren die Disty aus dem Raum geflüchtet.
    Das war schlimm. Es war schlimmer als schlimm.
    Es war eine Katastrophe.

 
23
     
    B ewerbungen, Positionspapiere, die Protokolle von fünfzehn verschiedenen Sitzungen, in denen nichts hatte erledigt werden können.
    DeRicci lehnte sich in die weiche Lehne ihres dick gepolsterten Sessels hinter ihrem Schreibtisch zurück. Sie hatten den Sessel hergeholt, weil sie all die transparenten Möbel nicht ausstehen konnte, aber der Sessel allein hatte ihr das Büro nicht heimeliger gemacht. Der Schreibtisch sah aus wie ein Stapel von Computerpads und blinkenden Lichtern, nicht wie ein Arbeitsbereich. Und sie hasste es, dass sie ihre eigenen Knie durch die Schreibtischplatte hindurch sehen konnte.
    Die meisten Informationen erhielt sie über ihren neuen Link, den Link, der an ein gesichertes Netzwerk angeschlossen war, geschaffen allein für die Mitarbeiter des Sicherheitsbüros. Sicherheitsmemos – Hunderte davon – huschten in einer Endlosschleife am unteren Rand ihres Blickfelds vorbei. Selbst bei geschlossenen Augen konnte sie die verdammten Meldungen sehen. Wort für Wort.
    DeRicci widerstand dem Impuls, den Link zu deaktivieren. Das war ihre bevorzugte Problemlösungsmethode während ihrer Zeit als Detective gewesen, und damals hätte das beinahe dazu geführt, dass man sie gefeuert hätte. Nun aber ging es um höhere Aufgaben, immerhin die Sicherheit des Mondes, und sie konnte lediglich den visuellen Teil ihres

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