Miles Flint 05 - Paloma
setzen, desto schneller kriegen Sie ihn.«
Ich habe bereits eine Botschaft abgesetzt. Die Person ergriff seinen anderen Arm. Gemeinsam führten ihn die beiden Ersthelfer des HazMat-Teams auf die andere Seite des Terminals. Sie werden ihn schnappen, wenn sie können.
»Im Hafen«, sagte Nyquist.
Im Hafen. Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Wir schnappen ihn, und wir schnappen ihn schnell.
Nyquist hoffte, dass sich diese Aussage bewahrheiten würde, doch er hegte Zweifel.
Allmählich fürchtete er, dass Flint schlauer war als sie alle zusammen.
28
K i Bowles hatte ihr neues Büro selbst aufgeräumt. Sie hatte die Bots aus dem Raum verbannt. Sie machten ihr Angst, eine Tatsache, die sie sich bisher nie eingestanden hatte. Zwei ließ sie aktiviert, weil sie faul war – sie wollte nicht um drei Uhr morgens ihr Bett verlassen, nur weil sie ein Glas Wasser brauchte –, aber auch diese schickte sie fort, ließ sie in einer Ecke der Kleiderkammer Aufstellung nehmen, in der sie sie nicht sehen musste.
Es war ein schönes Gefühl, die Sachen in ihrer Wohnung zu sortieren. Sie stellte die Disks mit den wichtigsten Storys auf dem oberen Regalbrett ihrer frisch geschaffenen Bibliothek ab, und ehe sie noch irgendetwas anderes tat, lud sie ihre sämtlichen Arbeiten von der InterDome-Seite herunter, nur für den Fall, dass das Unternehmen auf die Idee kommen sollte, ihr den Zugang für alle Zeiten zu verwehren.
Sie kaufte sich Speicherplatz auf einem nicht mondbasierten Server. Dort legte sie unter Anwendung aller Verschlüsselungsmethoden, die ihr bekannt waren, ihre Berichte ab, damit niemand auf sie zugreifen oder sie löschen konnte.
Sie tat alles, um sich selbst daran zu hindern, zu dem weinerlichen Ex-Angestellten aus ihrer Fantasie zu werden.
Sie hatte ihrem Manager eine Nachricht geschickt und ihm das große Geld angekündigt, aber sie hatte keine Antwort erhalten, was ihr Magenschmerzen bereitete. Ihr Manager hatte vermutlich bereits gehört, dass sie gefeuert worden war. Bowles hatte sich gegen die Wünsche ihres Managers gestellt, indem sie auf den Posten in der Klatschsparte verzichtet hatte. Vielleicht war dies nun auch das Ende dieser Geschäftsbeziehung, und sie würde sich einen neuen Repräsentanten suchen müssen.
Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht.
Ihre Hände zitterten bei diesem letzten Gedanken. Sie hatte ihre Auszeichnungen als Trennwände zwischen ihren Datendisks auf dem obersten Regalbrett verteilt, und beinahe hätte sie eine fallen lassen.
Für eine Frau, die Veränderungen zutiefst verabscheute, machte sie im Moment eine Menge durch. Seit annähernd einem Jahrzehnt hatte sie dieses Leben unverändert geführt, und es hatte ihr gefallen.
Doch ihr war nie bewusst geworden, wie isoliert sie gelebt hatte. Tag für Tag hatte sie nur die Leute gesehen, mit denen sie gearbeitet hatte. Sie war früh zur Arbeit gegangen und spät zurückgekommen, weshalb sie nicht einmal die Leute, die in diesem Gebäude neben, über oder unter ihr wohnten, kennengelernt hatte. Schon beim Einzug hatte sie freiwillig auf die Teilnahme an den Eigentümerversammlungen verzichtet, folglich wusste sie nicht einmal, welche Ziele die Gemeinschaft verfolgte, in die sie sich eingekauft hatte.
Sie wusste nicht, ob es ihr diese Leute schwermachen würden, weiter hier zu wohnen, nun, da sie nicht mehr berühmt war.
Schließlich setzte sie sich auf ihren Stuhl und zwang sich, einige Male tief durchzuatmen. Sie war immer noch berühmt. Bekanntheit verschwand nicht einfach, nur weil der Job weg war.
Sie war lediglich arbeitslos, und das war kein so großes Problem, wie sie anfangs gedacht hatte. Einer der Vorzüge, seine Zeit praktisch ausschließlich mit Arbeit verbracht zu haben, bestand in ihrem Fall darin, dass sie einen Haufen Geld gespart hatte. Sie war gereist, aber es waren Dienstreisen gewesen; sie hatte sich Kleidung gekauft, aber nur auf Kosten der Firma; sie hatte jeden Tag auswärts gegessen, aber nur in Restaurants, die von ihrem Unternehmen genehmigt worden waren und von ihm bezahlt wurden.
Seit sie bei InterDome angefangen hatte, hatte sie kaum Geld für sich selbst ausgegeben. Nur für diese Wohnung, und obwohl das ein ziemlicher Batzen zu sein schien, gemessen an ihrem monatlichen Einkommen, hatte es sich, eben weil sie so wenig für sich selbst verbraucht hatte, als kluger Handel entpuppt.
Im Lauf der Zeit hatte sich sogar ein wenig Kapital angesammelt. Finanziell war sie
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