Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Mitarbeiter der Tagesstätte sie gehalten hatte.
    Flint starrte auf die Worte, die er beinahe aus dem Gedächtnis rezitieren konnte, aber die Bilder sah er nicht an. Vermutlich waren sie so oder so beschädigt, außerdem musste er sie nicht sehen. Er würde nie vergessen, wie seine Tochter ausgesehen hatte, das verquollene kleine Gesicht, die blauen Flecken am ganzen Körper.
    Wie konnte irgend jemand nicht merken, dass er gerade ein Kind umbrachte? Wie konnte irgend jemand so abgestumpft sein?
    Flint erhob sich, wischte sich mit der Hand über das Gesicht und schnitt eine Grimasse, als er seine schmutzigen Finger betrachtete. Langsam verwandelte er sich in ein Wesen aus Schweiß und Staub. Hätte er hier drin nicht so viel Zeug, das streng vertraulich behandelt werden wollte, so würde er einen Reinigungsdienst beauftragen.
    Aber das konnte er nicht, obwohl die Geheimhaltung in der Woche zuvor durch polizeiliche Ermittlungen bereits gestört worden war.
    Er runzelte die Stirn. Etwas an dieser Sache nagte an ihm. Aber er suchte nur Ablenkung. Er musste sich nicht den Kopf über die Polizei, über Geheimhaltung oder einen Reinigungsdienst zerbrechen.
    Er musste nur das Bild seiner toten Tochter aus seinem Geist vertreiben.
    Er setzte sich wieder. Es gab noch eine Handvoll anderer Dateien, ebenfalls beschädigt. Er nahm an, dass er sie rekonstruieren könnte, war aber nicht sicher.
    Die einzige Datei, auf die er zumindest teilweise zugreifen konnte, enthielt einen anonymen Bericht, demzufolge ein Kind, auf das Emmelines Beschreibung passte, im Valhalla Basin auf Kallisto gesehen wurde. Kallisto verfügte über einige der ältesten Kuppeln abseits des Mondes, und die Siedlungen waren alle unternehmensgebunden.
    Flint starrte den kurzen Text an, der ihm vorkam wie die Transkription eines Audio- oder Videoberichts. Er fragte sich, wie irgend jemand sich einbilden konnte, dass eine Person, »auf die Emmelines Beschreibung« zutraf, so einzigartig sei.
    Sicher, blondes Haar und blaue Augen waren heutzutage eher ungewöhnlich – Anzeichen einer gewissen Inzucht auf Seiten bestimmter Leute mit irdischem Hintergrund –, aber Flints Frau hatte weder seine fahle Haut noch sein helles Haar gehabt. Emmeline hatte damals noch keine bestimmte Richtung eingeschlagen, jedenfalls nicht in Bezug auf ihr Aussehen.
    War das eine Art Scherz?
    Wieder stand er auf, schnappte sich eines seiner ehemals sauberen Hemden und wischte sich das Gesicht ab. Das führte nur dazu, dass er den Staub verschmierte, fühlte sich aber dennoch an, als hätte es irgend etwas gebracht.
    Niemand wusste von den Geisterdateien, niemand außer Paloma und wem auch immer sie davon erzählt hatte. Er nahm an, sie hätte bei Wagner, Stuart und Xendor davon erzählen können, aber er hatte keine Kontaktperson mehr in der Kanzlei, die er danach hätte fragen können.
    Außerdem hatte sie eigentlich keinen Grund gehabt, mit diesen Leuten darüber zu sprechen. Sie hatte versucht, die Dinge geheim zu halten, nicht sie zu offenbaren.
    Sollte jemand vorgehabt haben, gezielt Informationen über Emmeline zu hinterlegen, um Flint aus dem Gleichgewicht zu bringen, so hätte es dafür bessere Wege gegeben. Diese Sache war zu verworren.
    Die Polizei war zwar in seinem Büro gewesen, verfügte aber nicht über die ausgereiften technischen Möglichkeiten, Dateien so zu manipulieren, dass sie aussahen wie die alten Geisterdateien. Jemand, der mit Wagner, Stuart und Xendor inVerbindung stand vielleicht schon, aber Flint konnte sich nicht vorstellen, wozu das gut sein sollte.
    Außerdem pflegten die Wagners in ihrer Garstigkeit deutlich direktere Wege einzuschlagen.
    Flint musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass jemand diese Informationen absichtlich hinterlegt hatte, aber er glaubte nicht daran.
    Also musste er davon ausgehen, dass das, was er vor sich sah, tatsächlich von Paloma stammte.
    Er musste davon ausgehen, dass jemand vor sechs Jahren geglaubt hatte, seine Tochter sei noch am Leben.

 
17
     
    Y u stand neben dem Pilotensitz und überwachte die Dekontamination. Die Maschine arbeitete, was gut war, bedachte man, wie billig er das Ding bekommen hatte. Er benutzte sie nur selten. Er ging davon aus, dass er an irgend etwas sterben würde, und sollte es irgendeine fürchterliche Kontamination sein … nun, dann würde er sich eben ein nettes, modernes Genesungsapartment mieten und sich von irgend jemandem für den Rest seines elenden Lebens mit Drogen vollstopfen

Weitere Kostenlose Bücher