Miles Flint 06 - Kallisto
Sprachen, die ihr fremd waren. Wenn auch in einem anderen Schriftsatz gehalten, schien es sich doch um die Sprache zu handeln, die sie bereits auf den Fluchtkapseln gesehen hatte.
Sie würde herausfinden müssen, um welche Sprache es sich handelte. Sie hatte das Gefühl, das war der Schlüssel zum ganzen Schiff.
Die Tür öffnete sich, als sie näher trat, und eine menschliche Stimme begrüßte sie.
»Willkommen. Sind Sie Patient oder Mannschaftsmitglied?«
Was würde wohl passieren, wenn sie sich als Mannschaftsmitglied ausgab?
»Mannschaft«, sagte sie.
»Sind Sie Mr. Yu oder Mr. Nafti?«
Sollte das heißen, es gab nur zwei »Mannschaftsmitglieder« an Bord? Hatte sie wirklich so viel Glück?
Vielleicht konnte sie das Spiel noch ein bisschen weitertreiben. »Ich bin Rhonda.«
»Ah, Miss Shindo. Bitte treten Sie ein.«
Offensichtlich war das Ding mit dem Hauptcomputer verbunden, und der Hauptcomputer wusste, wer sie war.
Sie trat über die Schwelle und fand sich in einem hell erleuchteten Raum wieder, dessen Wände von Behandlungskabinen gesäumt wurden. Im Augenblick schien der Raum leer zu sein, aber sie wusste, hatte der Computer oder was immer mit ihr gesprochen hatte, erst herausgefunden, welcher Behandlung sie bedurfte, so würde sich der Raum verändern. Gerätschaften würden ausgefahren werden, und der Raum würde sich in die Art medizinischer Einrichtung verwandeln, die zur Behandlung ihres Problems am besten geeignet war.
»Man sagte mir, dass Sie in einem der Frachträume mit Kontaminationsstoffen vergiftet wurden. Ist das korrekt?«
»Ja«, sagte Rhonda. »Darf ich Sie sehen?«
»Ich habe mehrere Avatare. Vielleicht möchten Sie einen aus dem Menü auswählen?«
Ein flacher Bildschirm glitt vor ihr in die Höhe und zeigte ihr hundert verschiedene Bilder. Sie reichten von menschlichen Frauen über Erdenhunde und Peyti bis hin zu Disty. Außerdem gab es da einige, die Rhonda nicht zuordnen konnte.
»Irgendwas Menschliches«, sagte Rhonda, aber nur, weil sie wusste, dass diese Automaten auf die Worte mir egal bisweilen nicht gut reagierten.
Eine schlanke Frau erschien vor ihr. Die Frau war sorgfältig proportioniert, nicht zu groß, nicht zu mager. Sie hatte hellbraune Haut und runde, aber leicht schräg gestellte Augen. Ihr Haar war braun, die Augen ebenso, und ihre Züge waren exakt so angeordnet, wie Computerprogrammierer sich ein durchschnittliches Gesicht vorstellten. Der Avatar trug einen weißen Kittel über einer braunen Hose, Kleidung, wie sie im Valhalla Basin eher unüblich, auf der Erde aber verbreitet war.
»Ist das zufriedenstellend?«, fragte die Frau.
»Wunderbar«, antwortete Rhonda.
»Gut. Strecken Sie die Hand aus, damit ich eine Blut- und Gewebeanalyse durchführen kann. Ich möchte den exakten Grad der Kontamination ermitteln.«
»Der Grad der Kontamination«, sagte eine neue Stimme, »ist geringfügig, zieht man die Tatsache in Betracht, dass Rhonda sich bereits selbst dekontaminiert hat.«
Ein zweites Bild trat in Erscheinung. Es war kleiner als die Frau und plan, als hätte der dreidimensionale Bildprozessor versagt. Es sollte eindeutig einen menschlichen Mann darstellen, und es war offensichtlich einem echten Mann nachempfunden. Schließlich gab es sonst keinen Grund, Gesichtszüge so kämpferisch anzulegen oder von grauen Strähnen durchzogenes Haar abzubilden. Auch dieser Avatar trug einen weißen Kittel, den jedoch am Saum ein Fleck zierte, der aussah, als wäre er absichtlich angebracht worden, als könne ein Makel vielleicht dazu beitragen, dass Rhonda sich sicherer fühlte.
»Programm eins«, erklärte er mit einem Nicken in Richtung der Frau, »ist eine minderwertige Kopie eines auf der Erde entwickelten Programms. Das Programm hat keinen Zugriff auf die umfassende Datenbank, die mir zur Verfügung steht, was es durch übertriebene Vorsicht auszugleichen sucht.«
»Die Reihenfolge der Programme wurde festgelegt«, erwiderte die Frau. »Ich beginne mit der Untersuchung. Sollte ich überfragt sein, werden Sie zu Rate gezogen.«
»Besser, Sie konsultieren mich sofort.« Der Mann trat auf Rhonda zu. »Nennen Sie mich Doc.«
»Schön«, sagte sie, fühlte sich aber irgendwie überfordert. Hatten sie die Programme womöglich gerade erst heruntergeladen?
»Ihre Kontamination ist nicht so schwerwiegend, wie man uns glauben gemacht hat. Die Dekontaminationseinheit ist besser als die meisten anderen Dinge auf diesem Kahn.« Er grinste sie an. »Trotzdem
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