Miles Flint 06 - Kallisto
hatte.
Van Alens Stimme hallte aus dem Büro zu ihm hinaus. »Wollen Sie sich zu mir gesellen, Miles, oder sollen wir uns im Wartebereich treffen?«
Er lächelte. Nun, da die Glastür oben war, wirkte der Wartebereich wie ein Teil des Büros. Keiner der Mitarbeiter betrat uneingeladen diesen Bereich, nicht, solange die Tür oben war und jemand mit van Alen sprach.
»Maxine«, sagte er, als er hineinging. »Tut mir leid, Sie so kurzfristig zu überfallen.«
Sie lehnte an ihrem Schreibtisch. Maxine van Alen war eine große Frau, die ihre Haarfarbe ebenso häufig wechselte wie ihre Kleider. Als Flint ihr zum ersten Mal begegnet war, war sie blond gewesen. Heute Nachmittag schimmerte ihr Haar in einem silbrigen Purpur, und ihre Haut war in passender Weise aufgehellt. Nur ihre Augen waren unmodifiziert. Sie waren schwarz und spiegelten eine Intelligenz, die ihn manchmalregelrechterschreckte.
»Ich wusste gar nicht, dass sie auch anders können«, sagte sie. »Ist das ein Notfall, oder hat es etwas mit Gefälligkeiten zu tun?«
Sei kannten einander noch nicht einmal einen Monat, und schon jetzt durchschaute sie ihn.
»Beides«, antwortete er. »Und keines von beidem. Ich habe zwei Fragen und eine unbequeme Bitte.«
Sie zupfte an einem Ärmel ihrer Jacke, die in einem Silberton gehalten war, welcher den purpurnen Schimmer ihrer Haare einfing. Ihre Hose bildete das passende Gegenstück – leicht glitzerndes Purpur, das wiederum das Silber einfing.
»Ja, Sie können einen der nicht vernetzten Computer benutzen«, sagte sie. »Ich gehe davon aus, dass sie weitere Nachforschungen über Paloma anstellen wollen.«
Das war leicht. Er hatte nicht einmal fragen müssen.
»Richtig«, erwiderte er. »Sie sind wirklich schnell.«
»Ihre unbequemen Bitten beinhalteten grundsätzlich, dass Sie einen meiner Computer benutzen wollen«, hielt sie ihm entgegen. »Sie werden allmählich berechenbar.«
»Das sollte ich ändern.«
»Und die Fragen?« Offensichtlich hatte sie heute nicht viel Zeit für Neckereien. Immer wieder sah sie sich zum Wartebereich um, als erwarte sie noch jemand anders.
»Haben Sie irgendeinen Hinweis darauf erhalten, dass jemand bei Wagner, Stuart und Xendor weiß, dass wir kurz davorstehen, sie fertig zu machen?«
Ihre linke Braue hob sich, und als sie das tat, erkannte er, dass sie ebenfalls in diversen Schattierungen von Purpur und Silber schimmerte. Wie konnte sie nur die Zeit für derartige Feinheiten aufbringen, und trotzdem noch ihre Arbeit schaffen? Er wusste meist kaum, was er anziehen sollte.
»Ist irgend etwas passiert?«
Über diese Frage hatte er unterwegs ständig nachgedacht. »Ich habe ein paar außergewöhnliche Daten in dem Computersystem in meinem Büro gefunden. Ich bin nicht sicher, ob sie gezielt platziert wurden oder ob sie schon dort gewesen sind, als Paloma mir den Laden verkauft hat.«
»Ich dachte, Sie hätten ihre Hinterlassenschaften aus dem System entfernt.«
»Das habe ich«, sagte er. »Ich habe das alles an ungewöhnlicher Stelle im System entdeckt.«
Er hatte niemandem von den Geisterdateien erzählt, und er würde auch van Alen nicht von ihnen erzählen, obwohl er ihr vertraute.
»Hm«, murmelte sie, als präge sie sich seine Worte ein. »Sie denken, Wagner, Stuart und Xendor könnten die Informationen eingeschmuggelt haben?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete er. »Aber ich muss wissen, wie wahrscheinlich das ist, ehe ich dieser Spur folge. Ich muss noch etliche andere Dinge untersuchen.«
Van Alen tippte sich mit dem Zeigefinger an die purpurnen Lippen und dachte einen Moment nach, als ließe sie sämtliche Interaktionen der letzten Woche Revue passieren.
»Ich habe von WSX nichts mehr gehört, und ich rechne auch nicht damit, bis Ki Bowles die ersten Berichte veröffentlicht hat. Ich nehme an, sie ist das Thema Ihrer zweiten Frage.«
»Ja«, sagte Flint. »Hat sie sich bei Ihnen gemeldet?«
Van Alen lächelte. »Besser. Ich habe einen jungen Mitarbeiter, dessen Aufgabe darin besteht, alles zu kontrollieren, was sie tut. Ohne seine Zustimmung kann sie sich nicht einmal einen Kaffee bestellen.«
Flints Grinsen wurde breiter. »Sie trauen ihr auch nicht.«
»Die würde ihre Großmutter an Delfic Being Traders verhökern, wenn sie der Ansicht wäre, es würde ihr dazu verhelfen, die berühmteste Journalistin des Solarsystems zu werden.«
»Dann glauben Sie nicht, dass die Vereinbarung, die wir mit ihr getroffen haben, sie zügeln wird?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher