Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Militärmusik - Roman

Militärmusik - Roman

Titel: Militärmusik - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stollfuß
Vom Netzwerk:
ist nicht so, wie du denkst«, erwiderte Katzman.
    »Wir müssen noch Steuern zahlen«, präzisierte ich. »Und außerdem bekommt Mammut das meiste, wir sind nur seine Hilfsgruppe, er ist der Star.«
    »Fahren wir in die Stadt, ich zeige euch Kiew bei Nacht«, schlug Lisa vor.
    »Wir können nicht, Mammut arbeitet noch. Warum hörst du dir eigentlich nicht sein Konzert an? Gefällt er dir nicht?«, fragte Katzman.
    »Warum hört ihr euch euren Mammut nicht selber an? Stattdessen versteckt ihr euch im Waschraum und badet in Geld.«
    Wir schwiegen. Irgendwie hatte sie Recht.
    »Wir kennen sein Repertoire schon auswendig«, verteidigte ich uns.
    »Dann kommt, Jungs, lasst uns in die Stadt fahren...«
    Diese Lisa! Hat uns dann wirklich überredet. Leise gingen wir zur Tür, aus dem Konzertzimmer hörte man Mammuts Falsett und das glückliche Pfeifen des Publikums. Der Liederabend erreichte langsam seinen Höhepunkt.
    Zu dritt, die Taschen voller Geld, schlenderten wir durch das nächtliche Kiew. Die Kioske hatten schon zu, in den meisten Häusern brannte kein Licht mehr. Wir landeten ziemlich schnell in einem Restaurant namens »Sadko«, das gegenüber vom Hauptpostamt lag und Lisas Schilderungen nach etwas ganz Besonderes sein musste. Es gab dort einen guten moldawischen Cognac, »Der weiße Storch«, und es roch angenehm nach Schaschlik. Auf einer kleinen Bühne spielte ein Quartett, und gegen angemessene Bezahlung erfüllten die Musiker jeden Publikumswunsch. Ich war das erste Mal in einem solchen Lokal: ein Laden für ausgewachsene gierige Männer mit vollen Brieftaschen. Wir bestellten uns Cognac, Lisa bestand auf Champagner.
    »Wie viel Cognac? Wie viel Champagner?« Die dicke Serviererin im blauen Hemd regte sich sofort auf. »Eine Flasche, zwei Flaschen?«
    »Hundert Gramm!«, sagte Katzman entschlossen, »oder vielleicht besser zweihundert...«
    »Und für mich bitte ein Glas Champagner«, fügte Lisa hinzu.
    »Ein Glas?«, fragte die Dicke fassungslos, »und was mache ich mit dem Rest?« Sie war auf einmal richtig wütend.
    »Ich mache extra eine Flasche Champagner auf, um zwei Tropfen daraus zu melken, und wer soll dann den Rest trinken?«
    Danach widmete sie sich Katzman.
    »Du kannst deine zweihundert Gramm hier ablecken«, sagte sie und tippte mit dem Finger an ihre großen Titten.
    »Hallo, Bedienung, noch zwei Kisten Cognac!«, rief ein alter Georgier am Tisch nebenan.
    »Kommt sofort«, flötete die Dicke zurück und verschwand von unserem Tisch.
    Wir hatten keine andere Wahl, als zwei Flaschen Cognac zu bestellen und eine Flasche Champagner noch dazu – für die Dame. Schaschlik bestellten wir dann auch.
    »Was! Schaschlik? Wie viel? Ein Kilo – zwei Kilo – drei Kilo?«, regte sich die Frau schon wieder auf. »Ich sage euch gleich, Jungs, wegen hundert Gramm lasse ich keine Sau in der Küche umbringen.«
    »Bedienung!«, rief wieder der Georgier vom Tisch nebenan, »fünf Kilo Schaschlik und zwei Liter Tomatensauce dazu.«
    Von den Alkoholmengen und der ungewöhnlich bösartigen Bedienung wurden wir schnell betrunken. Katzman bestellte bei den Musikern ein ums andere Mal den »Säbeltanz«. Der Nachbartisch bestand dagegen auf »Suliko«. Unser Wettbewerb wurde immer ruinöser. Der Sänger kündigte laut übers Mikro an: »Und nun, liebes Publikum, spielen wir für unsere verehrten Gäste aus Moskau zum vierten Mal den ‘Säbeltanz’!«
    »Hurra«, rief der besoffene Katzman.
    »Ich möchte noch eine Flasche Champagner!«, meldete sich Lisa.
    »Hurra! Noch eine Flasche Champagner!«, freute sich Katzman.
    Der Georgier hasste anscheinend den »Säbeltanz«. Jedes Mal, wenn die Musik anfing, bekam er einen Schluckauf. Nachdem er sich das Stück zum sechsten Mal hatte anhören müssen, kam er zu uns an den Tisch, zog seine Hosen herunter und zeigte Katzman seinen Schwanz.
    »Wie ist das gemeint?«, fragte mein Freund uns verwirrt. »Was will er mir damit sagen?«
    »Er will uns damit sagen, dass wir vielleicht lieber gehen sollten«, übersetzte ich.
    Als wir aus dem Restaurant traten, hatten wir nicht einmal mehr fünf Rubel fürs Taxi und mussten den langen Weg zurück laufen. In der Wohnung wartete Mammut auf uns. Er war allein und stockbesoffen. Zum ersten und einzigen Mal sahen wir unseren Helden in einem solchen Zustand. Aus seinem unverständlichen Gemurmel konnten wir den Verlauf des Abends rekonstruieren:
    Sein Auftritt war sehr erfolgreich gewesen, die Zuschauer hatten ihm begeistert die

Weitere Kostenlose Bücher