Milliardär meines Verlangens - Ebook
Schwindlerin, und das hieß, dass sie tatsächlich in Schwierigkeiten steckte. In der Akte waren auch Informationen über Dellas Kindheit. Was sie ihm erzählt hatte, stimmte, sie hatte zwei Brüder, einen jüngeren, einen älteren. Was sie nicht erwähnt hatte – wahrscheinlich, weil sie ihn nicht von seiner völlig falschen Vorstellung von ihr abbringen wollte – war, dass sie aus einer üblen Gegend New Yorks kam.
Am Ende der Akte fand sich noch eine handgeschriebene Notiz von Damien.
Wenn jemand auf diese Weise spurlos verschwindet, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hat die Bundespolizei ihn unter ihre Fittiche genommen, oder er versucht, der Bundespolizei aus dem Weg zu gehen. Ich habe einen Freund an der richtigen Stelle, der mir noch einen Gefallen schuldet. Ich melde mich, sobald er etwas herausgefunden hat.
Marcus hob sein Glas an den Mund, aber der warme Portwein half nicht, seine innere Unruhe zu vertreiben. Die Bundespolizei. Also waren die Schwierigkeiten, in denen Della steckte, doch krimineller Natur. Aber welche Rolle spielte sie dabei? Half sie den Ermittlern oder versteckte sie sich vor ihnen?
Wer, zum Teufel, war sie? Plötzlich kam sie ihm wieder wie eine Fremde vor, gleichzeitig fühlte er sich ihr noch stärker verbunden.
Aber wie hatte sie nur so völlig von der Bildfläche verschwinden können, nicht nur einmal, sondern jetzt sogar zweimal? Damien hatte nicht einen einzigen Hinweis darauf gefunden, wo sie in Chicago lebte, wie lange sie schon hier war oder wann sie vorhatte, wieder abzureisen. Auch das sprach für seine Vermutung, dass die Bundespolizei im Spiel war. Fest stand: Della steckte in Schwierigkeiten, und die mussten ziemlich heftig sein, wenn sie sich derart unsichtbar machte.
Marcus schloss die Akte und hob das Glas noch einmal an die Lippen, doch es war leer. Er stellte es wieder auf den Tisch, verzog das Gesicht und stand auf. Er war schon ein paar Schritte gegangen, als er noch einmal zurückging. Wegen des Glases, redete er sich ein. Um es in den Geschirrspüler zu stellen, bevor er ins Bett ging.
Stattdessen griff er nach der Akte und nahm das Foto von Dellas Firmenausweis in die Hand. Sie wirkte darauf sehr ernst, sehr geschäftsmäßig, das kurze Haar streng aus dem Gesicht gekämmt. Sie sah überhaupt nicht so aus wie an ihrem gemeinsamen Wochenende. Da war sie, trotz all der Unannehmlichkeiten wegen des Schnees, glücklich gewesen.
Und er auch.
In diesem Moment wurde Marcus klar, warum er so besessen davon war, sie wiederzufinden. Nicht, weil sie die mysteriöse Frau in Rot war, die er nicht vergessen konnte. Sondern weil er während der Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich gewesen war. Warum und wieso, wusste er nicht. Er wusste nur, dass mit Della alles anders war. So wie damals mit Charlotte alles anders geworden war. Sie hatte dem aufmüpfigen Teenager, der er damals war, beigebracht, mit sich selbst zufrieden zu sein. Und Della hatte ihn nun gelehrt, Glück und Zufriedenheit zusammen mit einem anderen Menschen zu finden.
Das war es, was ihm gefehlt hatte – das Teilen. Er hatte sein Leben mit Charlotte geteilt, solange sie lebte. Und dadurch war er ein besserer Mensch geworden. Seit Charlottes Tod hatte er getrauert, nicht nur um sie, sondern auch, weil durch ihre Abwesenheit sein Leben so viel leerer geworden war. Während des Wochenendes mit Della hatte diese Leere sich wieder gefüllt. Die Wunde hatte zu heilen begonnen. Mit Della hatte er wieder angefangen, etwas zu fühlen. Und die Gefühle, die er für sie hegte …
Er wollte das Foto gerade wieder in die Mappe tun, als er es sich anders überlegte. Er nahm es mit ins Schlafzimmer und stellte es gegen die Nachttischlampe. Auch wenn die Della auf dem Foto nicht so aussah wie die Della, an die er sich erinnerte, gefiel es Marcus, sie bei sich haben, in seinem Zuhause. Es gefiel ihm sogar ausgesprochen gut.
9. KAPITEL
Zwei Tage nachdem sie Marcus im Internet gefunden hatte, war Della immer noch durcheinander, was angesichts all dessen, was geschehen war und was wohl noch geschehen würde, auch kein Wunder war. Das Medienspektakel, mit dem sie nach den Verhaftungen bei Whitworth & Stone gerechnet hatte, war mehr oder weniger ausgeblieben. Geoffrey hatte ihr erzählt, dass das zu diesem Zeitpunkt nicht überraschend war, da solche Leute über genügend Einfluss verfügten, um die Presse an der kurzen Leine zu halten. Erst nach
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