Millionencoup im Stadion
profitieren
wollen, ohne etwas zu investieren.«
»Na, da haben die von der FIFA
aber bestimmt nicht viel zu tun«, dachte Klößchen falsch.
»Willi, du wirst dich wundern,
wenn du die Zahlen hörst.« Dann spulte Karl die Daten der vergangenen Jahre nur
so herunter. Es war enorm, was sein Hirn leisten konnte! »Nach 258 Verstößen in
39 Ländern bei der WM 1994 waren es vier Jahre später schon 773 Fälle in 47
Ländern, die aufgedeckt wurden. 2002 bei der WM-Endrunde in der Republik Korea
und Japan wurden bereits 1884 Verstöße in 94 Ländern entdeckt. In den folgenden
vier Jahren stieg die Zahl nochmals markant an. Bis Ende 2006 wurden rund 3300
Vergehen festgestellt.«
»Das ist ja kaum zu glauben!«
Gaby rechnete nach, kam aber nicht so schnell auf das richtige Ergebnis. »Das
bedeutet, dass die registrierten Verstöße in einem Zeitraum von nur zwölf
Jahren um ein Vielfaches angestiegen sind!«
»Ja, das macht fast das
13-fache aus! Besonders dreist verhalten sich einige fliegende Händler um die
Stadien. Sie verticken große Mengen an gefälschter Ware, zum Beispiel die
zahllosen nicht lizenzierten Trikots. So konnte die Polizei schon vor Beginn
der WM in Südafrika Bafana-Bafana-T-Shirts der ganz cleveren Sorte
sicherstellen. Sie waren alle mit einem »FLFA Fußballweltmeisterschaft 2010«
bedruckt.« Karl blickte in die Runde. »Versteht ihr? Statt FIFA hat man einfach
FLFA geschrieben!«
Gaby und Klößchen zeigten sich
entrüstet ob solcher Unverfrorenheit.
Gaby ballte die Faust. Das
sonst so zart wirkende Mädchen zeigte sich entschlossen: »Es ist doch klar, das
wir dieser Trikot-Mafia das Handwerk legen müssen!«
10. Auf
frischer Fährte
Wie verabredet kamen TKKG am
anderen Tag wieder zum Sportplatz des Hueppe-Gymnasiums. Es war früher
Nachmittag, als die vier Detektive auf ihren Rädern eintrafen.
Gaby konnte gut anderthalb
Stunden bei ihnen bleiben, ehe sie nach Hause musste. Ihre Eltern erwarteten an
diesem Abend noch Verwandtenbesuch.
TKKG schlenderten quer über den
Platz zu einer Gruppe etwa gleichaltriger Mädchen und Jungen, die hier
herumstanden und offenbar auf Magnus’ Erscheinen warteten.
»Hallo, Marie!« rief Gaby
überrascht, als sie ihre Freundin erkannte — mit schicker neuer Frisur. Sie
unterhielt sich gerade mit zwei anderen Mädchen. Sie winkte Gaby freudig zu.
»Hey, Gaby! Was machst du denn
hier?«, rief Marie zurück.
»Das Gleiche wollte ich dich
eben fragen. Sag nur, du bist mit Steven hier?«
Marie Nicoletta schaute
verlegen zu Boden. Sie errötete leicht. Dann gab sie zu: »Ja, stimmt. Er hat
mich vorhin in der Stadt abgepasst und noch auf einen Cappuccino eingeladen.
Und jetzt sind wir hier...« Sie schwieg vielsagend.
Gaby schluckte eine bissige
Bemerkung herunter. Stattdessen sagte sie: »Prima, dass du auch hier bist.
Wollen wir gleich ein bisschen kicken?«
»Au ja. Mich hat es schon in
den Zehen gejuckt. Aber die anderen Mädels, die hier sind, spielen alle nicht
selbst. Sind quasi nur Spielerfrauen.« Marie machte eine abfällige
Handbewegung. »Außer Schminke und Klamottentipps haben die nix drauf!«
»Und wo ist dein süßer Steven
nun?« Gaby blickte sich suchend um.
Noch ehe Marie antworten
konnte, sahen sie, wie Steven und Magnus aus den Umkleidekabinen in ihre
Richtung herübergeschlendert kamen. Magnus trug einen mittelgroßen Pappkarton
in seinen Armen. Steven trug Spielerkluft und hatte offenbar schon eine Runde
gekickt.
Während Magnus etwas abseits
stehen blieb, ging Steven Kraut zielstrebig auf Marie und Gaby zu. Magnus wurde
sofort von einigen Jungen umringt.
»Das sieht ganz so aus, als
zeige er wieder seinen Bauchladen vor«, sagte Karl spöttisch und warf einen
Blick auf die Jugendlichen, die sich um Magnus scharten.
»Dann wollen wir mal!«,
klatschte Tim in die Hände. Er ging mit Karl im Schlepptau schnurstracks auf
die kleine Gruppe zu.
Währenddessen richtete Steven
seine Grüße an Gaby: »Tagchen!«, sagte er betont lässig.
Steven stellte sich unmittelbar
neben Gaby, wischte sich mit dem Trikotärmel über die schwitzende Stirn und
legte den Arm lässig über ihre Schulter. Geschickt beugte sich das Mädchen nach
vorn und Stevens Hand fiel herunter.
»Guten Tag, Steven«, erwiderte
Gaby wesentlich distanzierter seinen Gruß.
Marie Nicoletta Käfer hakte
sich bei Steven unter, was dieser geschmeichelt mit sich geschehen ließ. Wenn
Marie eine Katze gewesen wäre, hätte man sie schnurren hören können.
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