Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
bezahlten fixen Job suchen soll.“
Das ist eine ganz gute Zusammenfassung meines Gesprächs mit dem Unternehmensberater. „So in etwa“, sage ich. „Er hat mir auch erzählt, dass Sie Susanne Kraus ganz gut gekannt und gern gemocht haben.“
Klaus Liebig macht eine wegwerfende Geste. „Gut gekannt? Unsinn. Entspringt seinem Wunschdenken. Sie wollen mich mit jeder Frau verkuppeln, die ich auch nur einmal gesehen habe. Eine fixe Freundin ist für meinen Vater so etwas wie ein Leistungsabzeichen in Sachen Männlichkeit. Nicht ich habe Torschlusspanik, sondern meine Eltern.“
„Sie haben Susanne Kraus abseits der Show getroffen?“
„Wir waren einmal auf einen Kaffee, unter Kollegen sozusagen. Das war es auch schon.“
„Haben Sie das eingefädelt oder war sie es?“
„Warum wollen Sie das so genau wissen?“ Er sieht mich misstrauisch an und überlegt dann. „Sie war es. Und nur falls es Sie interessiert: Sie hatte einen Freund. Einen Typen bei ihrem Provinzblatt.“
„Sie kennen ihn?“
„Nein. Natürlich nicht.“
„Woher …“ Ich breche ab, das Thema scheint ihn nicht eben zu erfreuen.
„Ich will nicht, dass mein Vater in der Reportage über mich vorkommt“, sagt Klaus Liebig sehr bestimmt.
„Da sind Sie einer Meinung mit ihm, er will das auch nicht.“
„Warum haben Sie ihn überhaupt besucht?“
„Ich … ich wollte nicht, dass er glaubt, ich mache die Reportage nur um der Auflage willen und ohne Rücksicht …“
„… auf meine labile Verfassung?“ Er lacht. Es ist kein besonders fröhliches Lachen. „Ich bin stark, viel stärker, als er glaubt, Sie werden sehen.“
Gerade das lässt mich wieder zweifeln. War es klug, ihn noch einmal zu MillionenKochen zu holen? „Pech kann jeder haben. Wenn Sie wieder ausscheiden …“
„Dann nehme ich es mit Gelassenheit. Und ich werde besser aufpassen. Wissen Sie, was ich mit dem Geld machen werde?“
Ich schüttle den Kopf.
„Ich werde ein Restaurant bauen, etwas Neues, das ganz aus Glas ist und auf einem Hügel steht. Bis auf die Toiletten und die Vorratsräume im Keller kann man überall hineinsehen. Totale Transparenz, darauf stehen die Leute.“
„Und wenn Sie kein Geld gewinnen?“
„Jetzt reden Sie wie mein Vater. Er kennt die Wirklichkeit vor lauter Zahlen längst nicht mehr. Das Leben geht an ihm total vorbei.“
Ich wechsle das Thema. „Übrigens: Mit Helga Schuster hatten Sie offenbar nicht recht, der Sender hat es nicht geschafft, sie zur MillionenKöchin zu machen.“
Klaus Liebig runzelt die Stirn. „Ich hab mich gewundert, aber ich bin mir ganz sicher, dass sie gesagt haben: Susanne Kraus, und wenn nicht die, dann Helga Schuster. Aber vielleicht haben sie es jetzt ja auch kapiert. Ich komme bei den Leuten sehr gut an, und das ist wichtig. Dazu noch ein gewisser … Mitleidseffekt. – Sie werden über meinen Selbstmordversuch doch schreiben, oder?“
„Am Rande. Wenn Sie es wirklich wollen.“
„Das ist doch gut für die Reportage, nicht wahr? So etwas interessiert die Leser doch immer.“
Ich bin mir nicht sicher, ob er mich verarschen will, ob er mich prüft oder ob er das ernst meint. Er scheint es wohl ernst zu meinen. „Anna-Maria Bischof. Wie finden Sie sie? Sie haben ja schon gegen sie gekocht“, sage ich.
Klaus Liebig starrt das riesige Schwarz-weiß-Poster von Schwarzenegger an. „Wenn Männer so aussehen müssen, will ich keiner sein“, sagt er dann. „Anna-Maria Bischof. Sie war total nervös. Ich hätte mir nie gedacht, dass ein Profi so nervös sein kann. Und noch etwas: Wenn man nebeneinander arbeitet, dann kommt man drauf, dass die Superköche auch nur mit Wasser kochen. In der Runde 7 bin ich dann gegen Roberto Zacheron angetreten, zweimal kocht man nicht gegen denselben Profi. Der war viel cooler. Und er hat eine Menge böser Witze über MillionenKochen gemacht. Ein guter Typ, scheint nicht einmal ein Problem gehabt zu haben, dass das Publikum für mich gevotet hat. Ich muss unbedingt einmal zu ihm essen gehen. – Wäre doch eigentlich etwas für die Reportage? Wir treffen uns und ich verzeihe ihm.“
„Was verzeihen? Gegen ihn haben Sie ja gewonnen.“
„Auch wieder wahr. Aber die Runde hab ich trotzdem verloren. Wir wollten noch etwas trinken gehen, aber dann … Ich weiß noch, was er zu mir gesagt hat, als alles vorbei war: Die Show musst du immer selber machen, dann ist es deine Show.“
Roberto Zacheron ist der neue Küchenchef bei Wiens Nobelitaliener Nummer eins, er
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