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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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würde, dass ich diese unbegreifliche Wahrheit akzeptieren würde.
    »Nein, so geht das nicht, das geht nicht. Das darfst du nicht tun!«, schrie ich. Ich blickte an ihm vorbei. »River … River … Ich habe geglaubt … Du hast gesagt, dass du mich liebst!«
    River hob den Kopf. In seinen Augen lag dieselbe flehentliche Bitte um Verständnis. »Ich liebe dich, Natalie«, sagte er. »Aber nicht so .« Er sah zu meinem Bruder hinauf. » So liebe ich Boyer.«
    »Aber … Aber … Was ist mit uns …?« Ich stammelte, als ginge es um einen Wettbewerb, den ich gewinnen könnte. »Wir haben miteinander geschlafen.«
    Boyer wandte sich an River. »Was? Du hast – was?«, flüsterte er mit heiserer Stimme. Plötzlich war es, als wäre ich gar nicht im Zimmer. Boyer wartete auf das Dementi, während Rivers Augen die entsetzliche Wahrheit bestätigten. »Es war ein Irrtum.« Seine Stimme war nicht einmal ein Hauch. »Ein schrecklicher, ganz schrecklicher Irrtum. Es tut mir so … so leid.«
    »Ein Irrtum!«, schrie ich. »Ich bin also ein Irrtum!« Aber mir hörte keiner zu.
    Boyer beugte sich vor, schnappte sich Rivers Stiefel und Socken und schleuderte sie vor Rivers Füße. »Raus mit dir!«, befahl er. »Nimm deine Sachen und verschwinde.«
    »Bitte, Boyer«, flehte River, »ich wollte es dir sagen. Hätte es dir sagen sollen.« Er sah zu mir herüber: »Natalie …?«
    Ich wusste, worum er mich bat. Selbst in diesem Halbdämmer konnte ich die Panik in seinen Augen sehen, den stillschweigenden Appell an mich, es zu erklären, die Worte auszusprechen, die Boyers Verständnis wecken würden.
    »Ja, geh … Geh schon …«, fauchte ich. »Verschwindet alle beide! Ich hasse euch! Ich hasse euch beide!«
    Ich ging rückwärts aus der Hütte, stieß gegen die Türschwelle und stolperte. »Oh Gott«, stöhnte ich. »Wenn ich bloß tot wäre!«
    Ich rappelte mich auf, rannte hinaus und warf hässliche, hasserfüllte Worte über die Schulter.
    Ich hörte Boyer rufen: »Warte, Natalie! Geh nicht fort!« Sorge um mich schwang in seiner Stimme mit, als hätte er meine Verwünschungen nicht gehört.
    Ich floh, aber nicht die Straße hinunter, die nach Hause führte, sondern hinauf zum Waldrand.
    Schatten umfingen mich, als ich zwischen den Bäumen ankam. Zweige knackten unter meinen Füßen, während ich den Hang hinaufkletterte. Unterholz zerkratzte meine nackten Beine, denn ich trug den neuen Minirock, mit dem ich River hatte beeindrucken wollen.
    Unten hörte ich sie streiten. »Hau ab! Verschwinde!«, rief Boyer. »Ich werde sie schon finden.«
    »Ich komme mit dir!«, schrie River zur Antwort und folgte Boyer den Hang hinauf.
    Es war unmöglich, sich in den Wäldern und Bergen, die unsere Farm umgaben, zu verirren, hatte Boyer mir einst eingeschärft. »Solltest du dich je verirren, dann klettere einfach so lange bergauf, bis du hinuntersehen und die Felder und den Stall erkennen kannst.« Und er hatte mir erklärt, wie mich nachts der Polarstern nach Hause führen würde.
    Aber ich war nicht auf dem Weg nach Hause. Auf halber Höhe wandte ich mich nach Norden und begann, quer über den Hang zu laufen. Am sternenübersäten Himmel ging der Vollmond auf und warf Schatten auf den Waldboden. Ich hörte kleine Füße durch das Unterholz huschen.
    Unsere Mutter hatte uns einen vernünftigen Respekt vor der Tier- und Pflanzenwelt des Waldes eingeflößt. Je mehr Lärm ich machte, umso sicherer würde ich sein und jedes nachtaktive Tier fernhalten.
    Während Boyer und River sich näherten, zog ich mich in die Gabelung einer Zeder hinauf. Die Rinde schürfte mir die nackten Oberschenkel auf; Stechmücken stürzten sich auf meine unbedeckte Haut. Ich konzentrierte mich darauf, mich still zu verhalten, solange ihre Rufe immer näher kamen. Kurz bevor sie den Baum erreichten, wandten sie sich in die entgegengesetzte Richtung.
    Ich wartete und lauschte, während sich ihre Stimmen entfernten. Dann kletterte ich vom Baum herunter. Im Schein des höher steigenden Mondes kämpfte ich mir meinen Weg durch das dichte Unterholz, bis ich zum Rand der Kiesgrube gelangte. Auf den losen Steinen verlor ich den Halt und rutschte ab, rappelte mich wieder hoch und eilte zur unbefestigten Straße hinüber, die zum Highway führte. Nach Atwood.

33
     
    S EITHER HABE ICH mit der Frage gerungen, warum ich tat, was ich tat. Was für ein lächerlicher, kümmerlicher Teil von mir verleitete mich zu einem so hirnrissigen Entschluss?
    Selbst

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