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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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gelebt hatten. Wo waren sie jetzt alle?
    Jake kam, wenn auch nicht zum Suchen. »Ich bin zu alt, um auf diesen Bergen herumzukraxeln«, brummte er, machte es aber ohne große Worte dadurch wett, dass er bei den Routinearbeiten und beim Melken anpackte.
    Während die Suche fortgesetzt wurde, musste auf der Farm die Tagesordnung eingehalten werden. Die Kühe mussten gemolken und die in Flaschen gefüllte Milch musste täglich ausgeliefert werden. Am nächsten Morgen warteten mehr leere Flaschen auf den Veranden mit Zetteln statt mit Münzen. Bis zum Ende der Woche sollten wir zehn weitere Kunden verlieren.
    Am Donnerstagnachmittag fuhr Morgan in die Stadt, um die Lebensmittelbestellungen abzuholen. Als er aus dem Super Valu herauskam, fand er an die Seite des Trucks die Worte Ho-mo-lkerei! und Tuntenmilch! in den Staub geschrieben.
    In der nächsten Nacht kletterte jemand auf unser Tor hinauf und sprühte mit Farbe das Wort Schwulenfarm! auf das Wards-Milchfarm -Schild. Am Morgen nahm Dad die Tafel ab und verbrannte sie. Sie wurde nie ersetzt.
    Am selben Abend fing es mit den anonymen Anrufen an. Ich erschauderte, als ich zum ersten Mal eine gedämpfte Stimme hörte, die uns »Hölle und Verdammnis« ankündigte. Wenn Mom ans Telefon ging, dann nur, um den Hörer wieder aufzuknallen, und mir war klar, dass sie ähnliche Drohungen zu hören bekam. Und dennoch war in unserem Haus noch kein einziges Wort über diese Gerüchte gefallen. Niemand fragte danach, wie und warum sie entstanden waren. Niemand stellte die Frage, welche Rolle ich bei all dem gespielt hatte.
    Während sich die Gerüchte verbreiteten, wusste ich, dass das hässliche Netz, das gesponnen wurde, nur in einem bestimmten Haus in der Stadt seinen Ausgang genommen haben konnte.
    Ehe die RCMP endlich eine planmäßige Suche startete, erschienen Mr. Atwood und sein Sohn, Stanley junior. Sie kamen mit zwei dreirädrigen Geländefahrzeugen auf einer Ladepritsche angefahren. Ich hörte, wie Jake Dad erzählte, dass bei der Bull Moose Mine eine Bekanntmachung ausgehangen habe, wonach jeder Mann, der bei der Suche mitmachte, Überstundenzuschläge bezahlt bekäme.
    Mama Cooper, die ausnahmsweise merkwürdig still war, und die Witwe Beckett kamen und halfen Mom, für den kleinen Suchtrupp etwas Proviant vorzubereiten. Ich bat darum, mit auf die Suche gehen zu dürfen, aber Mom beharrte darauf, dass sie mich im Hause brauchte. Und ich wurde zwischen Molkerei und Küche auf Trab gehalten.
    Die Polizei verständigte Rivers Familie. Seine tief beunruhigte Mutter bestätigte, dass weder sie noch sein Großvater etwas von River gehört und keinen Grund hätten, ihn zu erwarten. Solange die Suche andauerte, telefonierte Mom jeden Tag mit ihr.
    Bis zum folgenden Sonntag hatten sie nichts gefunden. Es gab keinen Hinweis, keine Spur, die sie zu River geführt hätte. In der Überzeugung, dass er seinen Weg um den Robert’s Peak herum und über die Grenze gefunden hätte, beschloss die RCMP, ihre Suche einzustellen.
    In den nächsten paar Tagen gaben fast alle anderen ebenfalls auf, weil sie glaubten oder glauben wollten, dass die Polizei recht habe und River wieder in den Staaten sei, in Sicherheit, und sich irgendwo in seinem eigenen Land versteckt halte. Selbst Dad, Morgan und Carl fingen an, es für möglich zu halten.
    Nur Boyer und ich waren uns sicher, dass es nicht stimmte. Boyer und ich und vielleicht auch Mom.
    Boyer suchte weiter. Er ging jeden Tag tiefer und tiefer in die Berge hinein. Er war erschöpft. Ich sah, wie die Hoffnung aus seinen Augen schwand. Dennoch ließ er nicht zu, dass ich ihn auf die Suche begleitete. Seit Dienstagnacht hatte er kaum ein Wort mit mir gesprochen. Ich wusste, dass er die hässlichen Worte, die auf unser Schild gesprüht waren, gesehen hatte, bevor Dad es verbrannte. Er muss gewusst haben, dass nur meine ungezügelte Zunge, mein Mangel an Diskretion, diese Gerüchte in Gang gesetzt haben konnten. An dem Morgen, an dem Dad das Schild abnahm, hatte ich Boyer auf der Veranda abgefangen. »Es tut mir so leid …«, setzte ich an.
    Er hob die Hand, um meine gemurmelte Entschuldigung abzukürzen. Aber ich konnte die heraussprudelnden Worte nicht stoppen. »Bitte, lass mich mit dir kommen, ich kenne mich in diesen Bergen aus, ich kann bei der Suche helfen.«
    »Bleib du hier und hilf Mom«, sagte er und schickte mich so einfach weg, als verscheuchte er eine Fliege.
    Am nächsten Tag stand ich am Spülbecken und schälte Kartoffeln, als

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