Milner Donna
Gelegenheit fände, sie im Ofen unten im Keller zu verbrennen.
Ich ließ mich in das heiße Wasser sinken und schrubbte meinen Körper so lange, bis er sich taub anfühlte – in dem verzweifelten Versuch, das Böse abzuwaschen, die Erinnerung, und alles mit dem Schmutz und dem Blut den Abfluss hinunterwirbeln zu lassen. Ich saß mit umschlungenen Knien da, während sich die Wanne leerte. Dann drehte ich das Wasser wieder auf und lehnte mich gegen die schräge Emaillewand zurück. Ich ließ das Wasser langsam nach oben kriechen und meinen Körper bedecken, bis nur noch Nase und Augen über der Wasseroberfläche waren. Ich lag eingetaucht da und schwebte hinein in eine Welt ohne Laut, ohne Licht, ohne Schmerz.
Es war alles, was ich tun konnte, um mit der Qual dieses Geheimnisses zu leben. Ich weigerte mich, dem bestialischen Akt einen Namen zu geben. Ich würde ihn in einem Käfig halten, eingesperrt im Dunkeln, ihm keine Stimme leihen, und ich würde niemandem das Recht geben, mich mit mitleidvollen Blicken zu messen.
Nein, ich würde kein Opfer – sein Opfer – sein.
Ich gestattete mir sogar, einen Augenblick lang zu phantasieren, ihn meinerseits zum Opfer zu machen. Bevor ich mich im Badezimmer einschloss, hatte ich, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand im Haus war, den Hörer vom Wandtelefon neben dem Kühlschrank abgenommen. Das Freizeichen schallte durch die Stille der dunklen Küche; bei jeder der vier Nummern der örtlichen Einsatztruppe der Royal Canadian Mounted Police schien es ewig zu dauern, bis die Drehscheibe zurücksurrte.
Als die Stimme am anderen Ende der Leitung ertönte, flüsterte ich: »Sehen Sie in der Kiesgrube nach«, und hängte den Hörer schnell zurück auf den Haken. Ja, ich würde das Geheimnis bewahren, doch während ich im Bad lag, malte ich mir aus, wie Mr. Ryan versuchte, der Polizei zu erklären, warum er halb nackt war. Ich rutschte tiefer, tauchte ganz ins Wasser ein und konzentrierte mich auf die dröhnende Stille in meinen mit Wasser gefüllten Ohren.
Das Badewasser hatte sich bereits abgekühlt, als Schritte die Verandastufen heraufkamen und bald in der Küche zu hören waren.
»Natalie?«, rief meiner Mutter, und ihre Knöchel pochten an die Badezimmertür. »Natalie, bist du da drinnen?«
Ich versuchte, meine Stimme wiederzufinden, und war überrascht, die farblose Normalität meines »Ja« zu hören, das schließlich aus meinem Mund kam.
»Sie ist da!« Ich hörte die Erleichterung in ihrer Stimme. Schwere Schritte eilten aus der Küche heraus.
Hinter ihr fragte mein Vater: »Wo hat sie nur gesteckt? Weiß sie denn nicht, dass alle draußen sind und nach ihr suchen?« Vor Schmerz und Sorge klangen seine Worte schroff.
»Es ist schon gut, Gus«, besänftigte ihn meine Mutter. »Du gehst mit Boyer. Und ich werde mit ihr reden.«
»Was hat sie sich bloß dabei gedacht, im Finsteren einfach so davonzulaufen? Alle nach ihr suchen zu lassen?« Sein Wortgemurmel verstummte hinter der zuschlagenden Fliegengittertür.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Mom durch die Badezimmertür.
»Mir geht es gut«, antwortete ich. »Ich … ich nehme nur ein Bad.«
Ich wollte, dass sie wegging – ich wollte, dass sie hereinkäme, sich auf den Badewannenrand setzte und mit mir redete so wie damals, als ich klein war und unsere weibliche Zweisamkeit in einem Haus voller Männer eine Insel bildete.
Ich wollte, dass sie mich allein ließ – ich wollte, dass sie mich nach oben ins Schlafzimmer brachte und mich wie ein Kind ins Bett packte, mir sagte, dass alles gut werden würde, dass sie sich neben mich legte, bis ich einschlief, und die Wärme ihres Körpers mich warm und geborgen halten würde.
»Möchtest du eine Tasse Tee?«, fragte sie.
Tee. Die Lösung meiner Mutter für jede Krise. Aber die Zeit dafür war abgelaufen, das Ritual, aus den Teeblättern zu lesen, gehörte zu einem anderen Leben.
»Nein danke. Ich möchte nur ins Bett«, rief ich laut und hoffte, dass sie gehen würde.
Ich wartete eine Zeit lang, dann zog ich den Stöpsel aus der Wanne und kletterte hinaus. Ich ließ mir Zeit, rubbelte mich trocken, ignorierte die Klagen meines schmerzenden Körpers. Ich machte das Bad sauber und sorgte dafür, dass keine Spuren zurückblieben, die irgendwelche Fragen aufgeworfen hätten. Dann öffnete ich, in ein Badetuch gewickelt und das Kleiderbündel an die Brust gedrückt, die Badezimmertür. Meine Mutter wartete, am Tisch sitzend, und
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