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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
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Beck meint, jeder von uns stehe vor gewaltigen Entscheidungen, deren Tragweite er oft gar nicht überblicken könne. Welchen Beruf soll ich ergreifen? Soll ich heiraten? Wen soll ich lieben? Einen Mann, eine Frau, mehrere Menschen? Gibt es einen Gott? Gibt es eine richtige Religion? Wenn ja, welche? Oder gibt es das alles gar nicht? Die Grundsituation des modernen Menschen unserer Zeit sei also, dass er die Selbstverständlichkeit seiner Werte verloren habe und jede Lebensentscheidung selbst treffen müsse. Was richtig sei, könne einem keiner mehr sagen.
    Leben als Entscheiden unter Unsicherheit
     
    Für den modernen Menschen heiße dies, so Beck, dass jede Wahl und jede Entscheidung ein Risiko bedeute. Und niemand wisse, ob er die richtige oder falsche Entscheidung getroffen habe. Durch die massiven, schnellen und mittlerweile globalen Veränderungen unserer Welt könnten wir auch nicht mehr vorausberechnen, ob wir wirklich das Richtige tun. Beck sieht uns quasi »schwimmend« in einer grandiosen Risikogesellschaft. Wir seien zwar so frei wie nie, müssten für diese Freiheit aber den Preis des Entscheidenmüssens unter Risiko bezahlen.
    In einem weiteren Buch, »Eigenes Leben« [20] , dokumentiert Beck Interviews mit Menschen in den frühen 90er Jahren, deren Lebensläufe nicht mehr die Geradlinigkeit älterer Generationen aufwiesen: alleinerziehende Mütter, Patchwork-Familien, offen bi- und homosexuell lebende Menschen in diversen Beziehungen, Männer und Frauen, die mehrere Berufe neben- oder nacheinander hatten. Ihre Aussagen über die eigene Zukunft hatten vor allem eines gemeinsam: eine Unbestimmtheit und Unverbindlichkeit, die man niemals zuvor beobachtet hatte.
    1992 führten die Wissenschaftlerinnen eine Untersuchung mit westdeutschen Frauen meines Geburtsjahrgangs 1970 durch. [21] Die damals jungen Frauen bestätigten, dass sie mehr als je zuvor in der Geschichte frei lebten und dachten. Die eigenen Mütter, so sagten sie einhellig, dienten ihnen nicht mehr als Vorbild dafür, wie die Welt funktioniere und wie man sich darin ein Leben lang zu verhalten habe.
    Die Möglichkeiten, die sich Frauen heute bieten, sind tatsächlich ein recht verlässlicher Gradmesser für die Freiheiten, die Menschen in einer Gesellschaft insgesamt haben. Die Möglichkeit, frei über ihre Berufswahl und Karriere zu bestimmen, einen höheren Abschluss zu machen, eigenständige Lebensentwürfe mit finanzieller und geistiger Unabhängigkeit zu planen und umzusetzen und die freie Entscheidung, welche Bindungen eine Frau eingehen und wieder lösen möchte, sind tatsächlich das Neueste, das die Weltgeschichte zu bieten hat. So ohne feste Vorbilder, frei und unabhängig wie die Frauen in der westlichen Welt heute, lebte noch niemand vor ihnen.
    Das gesellschaftliche Denken hat sich also in Bezug auf unsere nach außen gelebte und gezeigte Lebensweise stark verändert, Rechtsprechungen haben sich dementsprechend weiterentwickelt, und auch die soziale Akzeptanz für Neues ist gestiegen.
    Und dennoch weiß ich aus der Arbeit mit vielen Frauen, die sich für ungewöhnliche Lebenswege entscheiden, wie sehr sie mit den Schatten der Vergangenheit in ihrem
Inneren
und in ihrem unmittelbaren, ganz privaten Umfeld kämpfen müssen. Für eine Frau ist die Entscheidung, zum Beispiel im Falle der Trennung ihre Kinder beim Vater zu lassen, noch alles andere als »normal«. Wir haben es also bei den Denkweisen in der Gegenwart immer mit zwei Ebenen zu tun: einer offiziellen Ebene von Werten und Überzeugungen und einer inoffiziellen, die sich in den
hidden beliefs,
den verborgenen Überzeugungen unserer gedanklichen Parallelwelt, zeigt. Unser intimstes und innerstes Denken hinkt demnach unserem nach außen kommunizierten Denken hinterher. Die gesellschaftliche Welt ist freier geworden, aber gleichzeitig existieren in unseren Köpfen und in vielen unserer Verhaltensweisen die alten Denkmuster weiter. Und sie führen dazu, dass wir uns selbst sabotieren und ein Leben oft weit unter unseren heutigen Möglichkeiten führen.
    Wir sprechen heute nicht mehr über Themen wie Befehl und Gehorsam, die das 20. Jahrhundert noch so stark prägten. Befehl und Gehorsam sind der Idee der Bürgergesellschaft gewichen, in der sich eigentlich freie, erwachsene Individuen verwirklichen können. Doch trotz dieses offiziellen Zeitenwechsels: Aus der inneren Gedankenwelt sind das
Oben
und das
Unten
noch nicht verschwunden.
    Die Zeiten haben sich geändert, wie Ulrich

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