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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
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auszurichten? Das habe ich mich im Laufe meiner Arbeit als Coach oft gefragt. Vor allem, wenn es um Berufs- und Leistungsthemen ging, war ich zu Beginn skeptisch. Zu tief saß auch bei mir die Überzeugung, dass es bei Leistung nicht immer um Lebensqualität gehen kann, dass es auch einmal wichtig ist, sich zu überwinden, noch eine Extrarunde zu laufen, wenn es notwendig ist. Doch ich lernte mit der Zeit, dass Lebensqualität genau die gleiche starke Wirkung hat wie vormals Sicherheit und Kontrolle, nun aber wesentlich effektiver und nachhaltiger Leistung fördert. Ich experimentierte zunächst an mir selbst.
    Ich hatte viel zu tun und bekam eines Tages eine interessante Vortragsanfrage, die eigentlich nicht mehr in meinen Terminkalender passte. Ich fragte mich, wie ich die Anfrage betrachten würde, wenn ich sie unter dem Maßstab der Lebensqualität betrachten würde. Und spürte, dass ich spontan die Neigung fühlte zuzusagen, noch ohne das genau begründen zu können. Ich besah mir die Sache näher. Mein Terminkalender war randvoll, und ich hatte mir vorgenommen, keine neuen Anfragen mehr anzunehmen, um mich nicht zu überlasten.
    Unter dem Aspekt Sicherheit und Kontrolle hätte ich den Termin klar abgelehnt. Mein Zögern angesichts des neuen Maßstabs Lebensqualität brachte mich umgehend zu sabotierenden Gedanken:
Jetzt hast du dir vorgenommen, keine Termine mehr anzunehmen, und jetzt überlegst du doch, so was von inkonsequent! Ein klarer Fall von
Regel- MINDFUCK
. Irgendwann kippst du einfach um, wenn du so weiterschuftest.
Klarer Fall von Katastrophen- MINDFUCK
.
Ich entspannte mich und fragte mich, was mich an diesem Vortrag reizte. Es war das Publikum, eine Gruppe von Unternehmern, die sich für innovative soziale Projekte engagierten. Ich merkte, dass ich diese Menschen kennenlernen wollte. Und dass es etwas war, was meine Lebensqualität erhöhen würde. Denn die Begegnung mit und das Lernen von Menschen, die sich visionären Themen widmen und unsere Welt ein Stück weiterbringen, gehört für mich definitiv zu einer hohen Lebensqualität. Ich sagte also zu und hatte nicht nur einen wunderbaren Vortragsabend, sondern tatsächlich hochinteressante Gespräche, die mein Wissen um die wichtigen Themen der Zukunft nachhaltig bereicherten. Wenige Tage nach der Anfrage dieser Unternehmer erhielt ich wieder eine Anfrage und entschied mich im Hinblick auf meine Lebensqualität dagegen. Es sprach zu wenig dafür, ihn angesichts dieser Priorität und eines übervollen Terminkalenders anzunehmen.
    Nun könnte man auch Freiheit oder Flexibilität als neue Priorität setzen. Warum ausgerechnet Lebensqualität? Weil sie alle anderen Werte, inklusive der Sicherheit, je nach Situation beinhalten kann. Es gibt Momente im Leben, da ist Sicherheit das wichtigste Ziel, um die Priorität Lebensqualität zu erfüllen. Wenn ich bei einer Bergwanderung von einem Gewitter überrascht werde, ist es mein erstes Ziel, einen sicheren Unterschlupf zu erreichen. Wenn ich mit dem Auto von der Fahrbahn abkommen würde, bräuchte ich dringend wieder Kontrolle über mein Fahrzeug. Wenn ich keinen Euro mehr hätte und auch nicht Kunde der Agentur für Arbeit werden möchte, könnte es eine gute Wahl sein, auch übergangsweise einen ungeliebten Job anzunehmen.
    Doch machen wir einen weiteren Härtetest. Muss ich denn nicht auf schöne Dinge verzichten, um mir etwas leisten zu können? Ist das nicht auch im Sinne meiner Lebensqualität? Wenn wir den Begriff der Lebensqualität als Zukunftsziel fassen, würde das sogar stimmen. Lebensqualität bezieht sich aber immer auch auf unser Hier und Jetzt. Wenn wir heute unsere Lebensqualität mit Füßen treten, um morgen ein qualitativ reichhaltiges Leben zu haben, richten wir uns nicht nach der Priorität Lebensqualität, sondern nach der Perspektive Sicherheit und Kontrolle über die Zukunft.
    Zum Beispiel beim Sparen für einen größeren Wunsch geht es nicht darum, sich jetzt zu kasteien und mürrisch zu verzichten, sondern sich heute schon intensiv auf die Anschaffung von morgen zu freuen. Dann gehört Sparen zur Lebensqualität im Hier und Jetzt und ist nicht ein freudloses Selbstsabotage-Überbleibsel aus den Zeiten der Not früherer Generationen. Ich rate deshalb allen, die für ein späteres großes Ziel im Moment auf Dinge verzichten, sich immer wieder an diesem Ziel zu erfreuen und stolz darauf zu sein, dass man die erwachsene Stärke und Selbstverantwortung aufbringt, auf dieses

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