Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
unangenehm in ihrem Gesicht, und sie drehte den Kopf weg, stemmte sich noch einmal gegen ihn und versuchte freizukommen.
Dieses Mal ließ er sie los, gab ihr Haar frei und rollte von ihr herunter, um sich auf der Bettkante niederzulassen, während sie sich rasch wegdrehte, von der Matratze fiel und mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppichboden landete. Sie hatte einen Schuh verloren, aber das war ihr egal. Sie kam auf die Beine und rannte zur Tür.
Als sie den Flur entlangrannte, auf die Treppe zu, die in die Halle und zum Eingang seines Hauses führte, rief David hinter ihr her: »Ich habe dich nie geliebt. Aber jetzt sind wir quitt, meinst du nicht auch?«
Erst als Anna die Tür aufriss, die auf die Straße führte, gelang es Bach, sich von ihr zu lösen und sich aus ihrer Erinnerung zurückzuziehen.
Doch bevor er sie verließ, sah er mit Entsetzen, dass sie, anstatt die Freiheit außerhalb dieses Hauses zu erreichen, wieder in die Schleife derselben schrecklichen Erinnerung geworfen wurde, wo David sie wieder schlug, wo alles wieder von vorne losging, immer und immer wieder.
Dieses Mal konnte Bach sich nicht mehr abfangen, als er aus seinem Sessel fiel. Er landete hart auf dem Boden, war aber trotzdem zunächst völlig verwirrt, wusste nicht, wer und wo er war. Eine Frau eilte ihm entgegen. »Dr. Bach, geht es Ihnen gut?« Auf Gesäß und Ellenbogen robbte er von ihr weg, ganz ähnlich wie Anna auf jenem Bett, als sie schließlich unter David weggekommen war.
Er war entkommen – wurde Bach mit einem Keuchen klar. Er war frei. Aber, Gott, sie erlebte das immer und immer wieder.
»Brauche Hilfe – sofort – in Labor Sieben!«
Und damit war Bach zurück – zumindest so weit, dass er die Labortechnikerin Haley erkannte, die um Hilfe gerufen hatte. Aber aus irgend einem Grund wirkte das Medikament, das durch Annas Körper lief, um sie weiterschlafen zu lassen, immer noch bei ihm. Er war orientierungslos, ihm war übel, und seine Beine verweigerten ihren Dienst.
Dabei ging es ihm eindeutig besser als Anna – sie hatte sich auf dem Bett eng zu einer Embryonalhaltung zusammengerollt und zitterte sichtbar unter der Decke, die er über sie gebreitet hatte.
»Das ist nicht gut«, versuchte er Haley mitzuteilen, indem er auf Anna zeigte.
»Sir, ich schwöre, das hat gerade erst angefangen – in dem Moment, als Sie auf dem Boden gelandet sind! Ich denke, sie hat eine Art Negativreaktion, entweder auf das Medikament oder Ihr Eingreifen.«
Er war näher dran als Haley, also kroch er zu Annas Infusionsschlauch und nahm ihn rasch ab.
Es würde ein paar Minuten dauern, bis das Medikament abgebaut war und sie aufwachte – und dann würde er der Letzte sein, den sie sehen wollte, das wusste er. Oder vielleicht nicht ganz der Letzte . Diese Ehre gebührte wahrscheinlich immer noch diesem David, wer immer das war, was er auch immer für sie gewesen war. Aber auch von seinem Anblick wäre sie nicht begeistert.
Und das war ein Jammer, denn er wollte sie nicht einfach alleine hier zurücklassen. »Scan von Dr. Bach und der Probandin«, teilte Haley dem Arzt mit, der ins Labor gestürzt war, während Bach sich auf das Bett neben Anna hievte.
Noch ein Arzt kam herein und dann noch einer, und Bach zog Annas immer noch zusammengekrampften Körper an sich. Ihm war selbst so schwindelig, dass er nicht aufrecht sitzen konnte, und er sackte nach hinten, schaffte es aber trotzdem, sie in die Arme zu schließen.
»Die Probandin hat eine Negativreaktion auf das Medikament«, berichtete Haley.
Einer der Ärzte – es war Elliot, Gott sei Dank – ergriff das Wort. »Joseph, es wird zehn Minuten dauern, bis Anna aus diesem Zustand herauskommt. Ich empfehle Ihnen dringend, dass Sie –«
»Mischen Sie sich nicht ein«, befahl Bach und musste sich sehr bemühen, dass seine Worte verständlich herauskamen. »Solange der Scan zeigt, dass ich mich im normalen Bereich befinde, halten Sie sich einfach zurück.«
Sie redeten alle gleichzeitig – Haley und Elliot und all die anderen Ärzte –, aber Bach wartete nicht ab, was sie zu sagen hatten. Er schloss einfach die Augen und ließ sich wieder in Annas Gedanken fallen.
Denn schon eine Minute war zu lang, um sie mit diesem Grauen allein zu lassen.
19
Mac setzte wieder ihr Voodoo ein.
Es war der Wahnsinn, es steigerte und verstärkte alle seine Empfindungen und machte diesen Moment ohne jeden Zweifel zu einem der besten in Shanes Lebens.
Er versuchte sich zu erinnern, ob der
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