Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
Albtraum einer Erinnerung?
Er hatte keine Ahnung, warum es ihm so wichtig schien – was es war, das er noch nicht gesehen hatte, das er wissen musste. Er wusste nur, ohne jeden Zweifel, dass er zurückkehren musste.
Also atmete er ein paarmal tief durch und befahl seinem hämmernden Herzen, sich zu beruhigen. Dann nahm er, so behutsam wie möglich, die Spur wieder auf.
Anna mit Nika. Alles wird gut. Bald wird alles wieder gut …
Der dunkelhaarige, wütende Mann. Du schuldest mir was, du Miststück! Komm sofort zurück!
Als Anna diesmal durch den Flur lief, war Bach darauf vorbereitet. Er löste sich von ihr und trat ein Stück zurück, sodass er es nicht als Anna erlebte.
Anna sah ihn nicht. Und auch der brutale Mann nahm keine Notiz von Bach, als er Anna aufs Bett stieß und sich auf sie warf, während er sich aus seiner Hose kämpfte.
Und das bedeutete …
Dass das eine Erinnerung war. Wenn es ein Traum gewesen wäre, hätte Bach es verhindern, ihn ändern können. Aber nicht mal er hatte die Macht, die Vergangenheit zu verändern.
Ihm wurde schlecht, und er wandte sich ab.
Und da, im nebligen Schatten am Rand dieser Erinnerung, sah er eine andere Version von Anna. Sie beobachtete ihn dabei, wie er ihre Vergewaltigung beobachtete – mit einer unbeschreiblichen Traurigkeit in ihren Augen. Ihr Haar fiel auf ihre Schultern hinab, eine Masse aus Locken, befreit von dem Pferdeschwanz, den sie getragen hatte, als sie ins Schlaflabor kam. Sie war auch anders gekleidet, mit einer schlichten weißen Tunika, die über ihren Körper floss und einen perfekten Kontrast zu ihrer makellosen braunen Haut bildete. In manchen Momenten war der Stoff durchscheinend, was flüchtige Ausblicke auf die weichen Kurven ihrer Brüste und ihre gepflegten Beine darunter freigab.
Sie war schön – atemberaubend schön.
Wer von ihnen beiden hier in ihrem Kopf hatte dieses Outfit gewählt? Doch dann blickte Bach an sich herunter und stellte fest, dass er Kleidung trug, die er nicht kannte und die wie ein Kostüm wirkte. Kamelhaarfarbene Kniebundhosen mit einer breiten, zugeknöpften Klappe vorne, anstatt eines traditionellen Reißverschlusses. Sein Hemd war so weiß wie ihr Kleid, mit langen, weiten Ärmeln. Es war vorne komplett offen und entblößte seine nackte Brust. Er versuchte es zuzumachen, aber es hatte weder Knöpfe noch Reiß- oder Klettverschluss.
Er hielt es mit den Händen verschlossen, aber Anna schien es nicht zu bemerken oder sich daran zu stören. »Ich habe lange nicht daran gedacht.«
»Tut mir leid, dass ich Sie hierher zurückgebracht habe«, erwiderte Bach. »Aber ich muss Sie fragen … Wer ist das? Ich glaube, das könnte wichtig sein. «
Anna schüttelte den Kopf. »Hier wirst du Nika nicht finden. Sie hat nie erfahren, was er getan hat.«
»Aber sie … kannte ihn?«
»Ja.« Sie blickte über Bachs Schulter hinweg zu dem Mann auf dem Bett. »Er war … früher mal … ein Freund.«
»Wusste Nika vielleicht, keine Ahnung, wusste sie vielleicht zumindest, dass Sie Albträume von ihm hatten?«, fragte Bach.
»Warum schmerzt Ihr Rücken so sehr? Hatten Sie nicht gesagt, dass Sie kerngesund wären?«, fragte Anna, die Augen voller Sorge um ihn. Doch dann verschwand sie plötzlich.
An ihre Stelle war der böse, dunkelhaarige Mann getreten, als wäre Bach von neuem in ihrer Erinnerung gefangen.
Und Scheiße , tatsächlich war er wieder Anna, vereint mit ihr, verflochten mit ihr, als der Mann sie beide am Handgelenk packte, aufs Bett warf und sich zwischen ihre Beine zwängte.
Und sosehr er es auch versuchte, diesmal konnte Bach nicht entkommen – hielt das Medikament in ihrem Körper ihn irgendwie fest? –, und er spürte ihre Angst, zusätzlich zu ihren körperlichen Schmerzen. Ich habe dich geliebt! Wie konnte ich dich bloß lieben?
»Hör auf, David, bitte, hör auf! « Sie hörte auf zu kämpfen. Stattdessen versuchte sie, sich an den wütenden Mann zu klammern und ihn zu sich zu ziehen. »Bitte, David, wenn du mich je geliebt hast –«
Doch ihre Worte hielten ihn nicht davon ab, in sie zu stoßen, immer und immer wieder. Und obwohl sie aufgehört hatte, sich gegen ihn zu wehren, zog er sie nun an den Haaren, so fest, dass ihr Kopf zurückgerissen wurde und sie vor Schmerz aufschrie, bis er schließlich mit einem Schaudern und einem Schrei kam.
Und dann weinte sie, lautlos. Die Tränen liefen ihr einfach nur die Wangen herab. Der Mann – David – lag da, auf ihr, sein Atem heiß und
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