Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
störte, einfach auf den Boden gefegt, während sie gelacht, seine Küsse erwidert und ihn ebenfalls in den siebten Himmel versetzt hatte.
Der Tisch war jetzt wieder ordentlich – die ganze Wohnung aufgeräumt, der Müll rausgebracht, und nichts gammelte im Kühlschrank vor sich hin. Er hatte sauber gemacht, bevor er gegangen war, was so untypisch für Justin war, dass Mac ziemlich sicher war, dass diese Sandi dahintersteckte.
Tief in ihrem Inneren konnte sie immer noch nicht fassen, dass er sie verlassen hatte. Er hatte sie verlassen. Aber seine Sachen waren aus dem Kleiderschrank verschwunden, und er hatte den Quilt vom Bett genommen, den seine Großmutter gemacht hatte. Er hatte sein Handy auf dem Nachttisch zurückgelassen – bestimmt, weil Mac es ihm gekauft hatte.
Außerdem hatte er ihr die Stromrechnung vom letzten Monat dagelassen – noch eine Ausgabe, die sie – neben der Miete – immer übernommen hatte.
Sie stopfte beides in die Taschen ihrer Cargo-Hose, während sie aufs Bett starrte und sich fragte, ob er und Sandi dort …
Nicht darüber nachdenken. Sie konnte die Anwesenheit des Mädchens in der Wohnung spüren. Sie konnte die Freude des Miststücks praktisch schmecken, aber eher darüber, endlich nach Hause zurückzukehren. Oder vielleicht auch nicht. Sie würde endlich heimkehren, und Daddy würde Justin lieben, aber nicht halb so viel, wie sie Justin liebte, wenn er –
Ja, er hatte mit dieser Sandi-mit-i in diesem Bett Sex gehabt. Mehr als einmal. Reizend.
Es erinnerte sie an Tim, und sie dachte nicht gern an Tim – oder ihren Vater oder die dritte Frau ihres Vaters, Tims Mutter, Janice. Mit keinem von ihnen hatte Mac in den letzten zwölf Jahren in irgendeiner Weise Kontakt gehabt.
Mac hinkte wieder ins Wohnzimmer und war sich bewusst, dass sie jedes Mal an Tim gedacht hatte, wenn sie Justin besucht hatte. Es war unvermeidlich. Es nervte, und sie wäre weggeblieben, wenn sie nicht den Sex gebraucht hätte, um ihre Heilung zu unterstützen. Ja, deswegen war sie, so oft sie konnte, hier gewesen.
Es hatte ganz gewiss nichts mit echten Gefühlen zu tun – mit etwas so Lachhaftem wie Liebe.
Sie wusste, dass Justin sie nicht liebte. Er hatte sie nie geliebt. Stattdessen hatte sie unbewusst die abgefahrenen Fähigkeiten einer Groß-Than angewendet, um ihn glauben zu machen, dass er sie liebte, damit er sie wollte und begehrte. Sie hatte ihn verzaubert, geblendet, gebannt. Und dann hatte sie der Versuchung nachgegeben, sich selbst für ihre Schwäche gehasst und ihn wie ein Hündchen, das sich selbst versorgt und allein Gassi geht, in dieser Wohnung gehalten, die sie bezahlte, um sich einreden zu können, dass er sie ebenso ausnutzte wie sie ihn.
Hin und wieder kam sie vorbei, um sich von einem Typen vögeln und vergöttern zu lassen, der sie nie vergöttert hätte, geschweige denn ihr treu gewesen wäre, wenn sie keine Groß-Than wäre.
Bevor Mac gelernt hatte, ihre Begabungen zu nutzen und zu kontrollieren, hatte es eine Zeit gegeben, in der sie über eine solche Macht nur kurzfristig verfügte. Dass sie jeden Mann dazu bringen konnte, sie leidenschaftlich zu begehren, hatte sie früh herausgefunden. Aber sobald sie wegging, verschwanden diese Gefühle – aus den Augen, aus dem Sinn. Über die Jahre hatte sich das geändert. Sie hatte gelernt, ihre Kräfte zu kontrollieren, sodass ihr nur noch selten Fremde mit hängender Zunge auf der Straße hinterherliefen. Und sie hatte ihre Fähigkeiten so weit entwickelt, dass ein Liebhaber über Wochen hinweg von ihr bezaubert und treu blieb.
Justin hatte sie verfolgt – unnachgiebig –, als sie ihm das erste Mal begegnet war. Sie hatte versucht, ihn loszuwerden, aber er hatte sich nicht abwimmeln lassen. Und wahrscheinlich würde sie in die Hölle kommen – wenn es eine gab –, weil sie nicht stark genug gewesen war, die Finger von ihm zu lassen. Obwohl sie weiß Gott für ihre Sünden bezahlt hatte, indem sie ihn umsonst hier wohnen ließ.
Aber jetzt war er weg.
Mac verließ die Wohnung, schloss die Tür hinter sich ab, und während sie die Treppe zur Straße hinunterging, trat sie so fest mit ihrem Fuß auf, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen, trotz ihrer Fähigkeit, körperlichen Schmerz abzublocken.
Ja, genau, deswegen weinte sie. Weil ihr Scheiß-Fuß wehtat. Gott, sie war so eine jämmerliche Idiotin, wegen so einem Blödmann zu heulen.
Justin hatte auch ihr nicht besonders viel bedeutet. Ansonsten hätte sie ihn
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