Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
größten Talente war die Fähigkeit, diesen Schmerz zu unterdrücken.
»Mac, bitte … Was haben die mit dir gemacht?«
Mac zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, dass Anna auf dem Bett festgebunden war, das sie nicht zerstört hatte. Wer immer sie wieder in die Betten gelegt hatte, war weg – sie waren wieder allein im Raum.
Anna blickte sie an, so etwas wie Entsetzen stand in ihren Augen.
Mac sah an sich hinunter, und … » Scheiße .« Sie war nicht nur gefesselt. Kein Wunder, dass jede Bewegung bestialisch wehtat. Jemand hatte spitze Metallhaken an den Fesseln befestigt und damit die Haut an Macs Handgelenken durchbohrt, ihr das Metall durchs Fleisch gejagt, und aus den Wunden sickerte Blut.
Das war teuflisch clever von ihnen – wenn Mac erneut versuchte, die Fesseln zu sprengen, würden diese Haken ihr die Handgelenke weit aufreißen und einen gewaltigen Blutsturz auslösen.
Und obwohl sie Monsterkräfte hatte, was Selbstheilung anging, würde noch nicht einmal sie verhindern können, bei einer solch massiven Verletzung zu verbluten.
»Das Mädchen – sie ist wieder in meinem Kopf«, sagte Anna zu Mac. »Sie will, dass ich dir klarmache, dass wir keine weitere Chance bekommen. Wenn du noch irgendwas versuchst – egal was –, sagt sie … bringen sie mich um.«
Mac sah Anna an. »Sag ihr, dass wir Nika sehen wollen. Wenn sie Nika herbringt, machen wir alles, was sie sagt.«
»Sie will, dass du deine mentalen Schutzschilde runterfährst.«
»Sag ihr, dass ich keine mentalen Schutzschilde habe«, sagte Mac. »Meine telepathischen Fähigkeiten sind einen Dreck wert. Wenn sie mit mir hirnplaudern will, muss es komplett von ihr kommen.« Sie blickte zu Anna hinüber. »Und seit wann hast du überhaupt telepathische Fähigkeiten? Selbst, sie zu empfangen, kriegt ’ne olle Fraktionierte nicht hin, es sei denn, der Sender ist bloß ein, zwei Meter entfernt.«
Aber Anna hörte nicht zu – sie kommunizierte offenbar mit dem Mädchen – einer Groß-Than –, das anscheinend zur Sprecherin der Gesellschaft auserkoren worden war, Gott stehe ihnen allen bei.
Mac ergriff also die Gelegenheit, um ihre Fesseln zu untersuchen. Kein Zweifel, sie hätte telekinetische Kontrolle von Bachs Niveau gebraucht, um ihre Arme nach oben zu bewegen, während sie behutsam die Gurte löste und sich dann vorsichtig diese brutal aussehenden Haken aus dem Fleisch zog.
Also keine Chance.
Der Anblick der Wunden machte sie ganz krank, vor allem, weil ihre Haut um das Metall herum übel zugerichtet war – das fetteste Piercing aller Zeiten.
Vor Jahren hatte Mac versucht, sich an verschiedenen Stellen piercen zu lassen, um einen Ausgleich für das Fehlen von Tattoos zu schaffen, doch ihr Körper hatte das Metall immer als ungewolltes Eindringen gedeutet, und sie hatte eine Infektion entwickelt, egal, wie sehr sie sich auch bemühte, es sauber zu halten. Und in dem Moment, in dem sie ihn entfernt hatte – den Ohr- oder Brustwarzenring – schloss sich das Loch augenblicklich und verheilte.
Aber bis dahin? Tat es weh wie Sau.
Und egal, wie sie es anstellte, beim Entfernen dieser Haken würde sie schreien.
Aber dieser Schmerz wäre gar nichts im Vergleich zu der Qual, wenn ihr das Herz aus der Brust gerissen würde, weil sie zusehen musste, wie Shane Laughlin starb. Und er würde mit Sicherheit kommen, um sie zu retten, auch wenn es seinen sicheren Tod bedeutete – das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Zu allem Überfluss war Mac auch noch klar: Shane hätte sich auch dann freiwillig für diese Mission gemeldet, wenn sie niemals ihren Voodoo-Zauber auf ihn angewendet hätte. Er wollte einfach das Richtige tun und helfen, glaubte immer noch daran, dass das Gute siegen konnte, dass Amerika noch eine Chance hatte, dem gegenwärtigen Sumpf aus Gier und Kaltherzigkeit zu entkommen und wieder zu einem Land zu werden, in dem Wahrheit und Gerechtigkeit noch etwas zählten und in dem auch normale Bürger noch eine Chance hatten.
Nach dem Aufwachen war Mac heute Morgen noch eine Weile im Bett liegen geblieben, hatte einfach nur Shane beim Atmen zugehört und an seine Worte von letzter Nacht gedacht.
Weißt du, wie es sich für mich anfühlt? Es ist verdammt real. Es fühlt sich an wie … eine wirklich intensive Verbindung. Es fühlt sich nach Glück an, nach Wahrheit. Als ob ich endlich wieder irgendwohin gehöre.
Eine wirklich intensive Verbindung. Als ob sie endlich irgendwohin gehörte.
Fast, als wäre es
Weitere Kostenlose Bücher