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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dir, es war Burskens Mentalität in Nicholas’ Gehirn. Ein echter, lebendiger Cyborg. Ich wußte ja, daß Nicholas unschuldig ist!« Er wirkte zufrieden. Oder eher erleichtert, fand Julia, die ihn aus dem Augenwinkel musterte.
    »Ich weiß, daß er unschuldig ist, Greg«, sagte sie und verabscheute sich selbst dafür, so pragmatisch zu sein und seine Laune zu zerstören. »Wir alle wissen es. Trotzdem hast du nach wie vor das Problem, es vor Gericht zu beweisen.«
    »Die Anklage hat immer noch das Messer«, warf Gabriel ein. »Ein ganz schön massiver Beweis, besonders wenn man es mit Geschworenen zu tun hat, die bei den Aussagen der Sachverständigen schon nach zehn Minuten den Faden verlieren.«
    »Dann müssen wir eben einen Gegenbeweis finden«, sagte Eleanor schlau. »Etwas, das Inspector Langley nicht ignorieren kann und das verhindert, daß Nicholas überhaupt vor Gericht gestellt wird. Das Paradigma selbst.« Sie sah Julia an. Beide lächelten. »Royan!« sagten sie im Chor.
     
    Julia verfolgte die Aktion mit Hilfe ihrer Netzknoten. Die anderen nutzten die Zeit, um sich zu entspannen; Teddy versuchte drüben an der Bar, Rachel anzuquatschen; Greg, Eleanor, Morgan und Gabriel hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich leise. Eleanor hatte Greg immer noch nicht losgelassen und hielt seine Hand fest, die Finger ineinander verschlungen.
    Es war wirklich beeindruckend, Royan zuzusehen, wie er sich als Netzjockey betätigte. Sie hatte von ihm viel über Hackertechniken gelernt; alle Bescheidenheit mal beiseite gelassen, war sie gut, und sie wußte es. Gut genug, um Jakki Colemans Bankkonto zu knacken – und die Sicherheitsprogramme von Lloyds-Tashoko waren die besten, die man für Konzerngeld kriegen konnte. Zu sehen, wie Royan in die Ware von Stocken Hall eindrang, erfüllte sie jedoch mit etwas, was an Neid heranreichte; die Geschwindigkeit, mit der er sich Bahn brach, war unglaublich, und das ohne einen Lightware-Superrechner, mit dem er hätte arbeiten können.
    Er machte sich nicht mal die Mühe, die gültigen Zugangscodes der Benutzer zu knacken, sondern stürzte sich direkt auf die Managementroutinen. Ein Schmelzvirus genügte, und schon war er an den Sicherheitsprogrammen der ersten Stufe vorbei und hatte das Datennetz des Gefängnisses geöffnet. Die Netzstruktur breitete sich in Julias Bewußtsein aus wie ein Origamimolekül, in dem die einzelnen Terminals und die Ware- Kerne durch ein Spinnennetz aus Datenbussen miteinander verknüpft waren. Sie hatte nun Zugriff auf die Menüs von niederrangigen Sicherheitsdateien, die zusammen mit den alltäglichen Verwaltungsdetails und den Finanzdaten von Stocken Hall in den Terminals gespeichert waren. Die Zellensicherheits- und Überwachungsschaltungen waren jedoch blockiert, ebenso wie der gewaltige Dateninhalt der Speicherkerne.
    Royan speiste ein komplexeres Virus in die Sicherheitsprogramme der zweiten Stufe ein, in die Programme, die den Zugang zu den geheimen Kernspeicherdateien bewachten.
    Sehen wir mal nach, was die medizinische Abteilung über Bursken weiß, sagte Julia und studierte das Menü. Seine Datei müßte uns zumindest verraten, ob er ein Hirnrinden-Interface erhalten hat.
    Nette Sache, Schneeglöckchen. Die Datei steht nicht mal auf der Liste der geheimen Unterlagen. Los geht’s!
    Er entnahm dem Terminal des Verwaltungsbeamten einen Identifikationscode des Innenministeriums und beantragte damit eine Datenübertragung aus dem Terminal der medizinischen Abteilung.
    »Da haben wir Burskens Krankendatei«, sagte Julia, als die Datenseiten sich auf den Flachbildschirmen des Konferenzzimmers ausbreiteten. »Opa, sieh mal nach, ob da etwas über Implantate steht.«
    Die Seiten huschten zu schnell vorbei, als daß man sie hätte lesen können. »Da haben wir’s, Juliet.« Die Datenflut stoppte. Was Julia jetzt sah, war eine Art offizielles Datenpaket des Innenministeriums. »Verdammt, Mädchen, sie machen sich wegen Burskens wirklich in die Hosen! Diese Sicherheitsorder gibt dem Direktor, also MacLennan, die Vollmacht, jede Methode einzusetzen, die er für geeignet hält, Liam Bursken unter Kontrolle zu halten, einschließlich chemischer Dämpfungsmittel oder sogar chirurgischer Maßnahmen wie Lobotomie.«
    »Und wer würde je dagegen protestieren?« überlegte Greg, ohne von seinem Monitor aufzublicken. »Nicht mal die Menschenrechtsanwälte würden sich die Mühe machen, sich für Bursken einzusetzen. Er rangiert unter jeder Kritik.

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