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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte ihn noch nie so erregt gesehen. Ihre Stimmung trudelte in den Keller. »Natürlich.« Sie gab Rachel einen Wink.
     
    Julia vermutete, daß sie Ranasfari eigentlich dankbar dafür sein sollte, daß er sich direkt an sie wandte; es war eine stillschweigende Anerkennung ihrer Autorität. Dutzende von Spitzenmanagern überwachten die zahllosen Abteilungen von Event Horizon, aber letztlich unterstanden sie alle Julia. Der Konzern gehörte ihr nicht nur dem Namen nach, sie übernahm auch die alleinige Verantwortung für das Management – zum Erstaunen und der wachsenden Faszination der Allgemeinheit. Die Verantwortung, aber nicht die Last der Organisation, die sie in aller Stille und unauffällig mit anderen teilte.
    Der Neuralnetz-Biowarekern verkörperte den letzten Einsatz eines sterbenden Milliardärs, seinen Griff nach der Unsterblichkeit des Bewußtseins. Es mußte ein Milliardär sein; niemand sonst brachte die Kosten auf. Philip Evans hatte seine Sequenzer-RNA in die Bioware eingespleißt und auf diesem Wege die eigene Neuronenstruktur nachgebildet. Als der NN-Kern ausgewachsen war, wurden Philips Erinnerungen aus dem sterbenden Gehirn in die Proteinschaltungen übertragen, die im Titangehäuse des Kerns steckten.
    Und es funktionierte. Die Erinnerungen bildeten ein perfektes Duplikat der bisherigen Nervenbahnen und gewährleisteten somit die Fortdauer der Persönlichkeit. Julia hatte vom NN-Kern noch nie eine Bemerkung gehört, die nicht zu ihm gepaßt hätte. Es war Opa.
    Er hatte sich in das Event-Horizon-Datennetz eingestöpselt und orchestrierte die Expansion des Unternehmens mit einer Effizienz, die weit über jedes normale Managementsystem hinausging. Siebzig Jahre Erfahrung, Kenntnisse und Listigkeit im Geschäftsleben wurden von einem Bewußtsein in die Praxis umgesetzt, das mit seiner freien Verarbeitungskapazität jeden Lightware-Superrechner übertraf. Kein Detail entging seinem forschenden Blick, und jeder Aspekt des Betriebs erfuhr hundertprozentige Aufmerksamkeit. Und da er Julias schwankende Schritte überwachte, war es kein Wunder, daß Event Horizon auf diese Art und Weise gedieh. Der arme alte Patrick mit seinem verstaubten akademischen Abschluß konnte niemals hoffen, in Fragen der Geschäftstaktik mit ihr gleichzuziehen. Gemeinsam mit ihrem Großvater traf sie an einem einzelnen Tag mehr kommerzielle und finanzielle Entscheidungen, als Patrick in den nächsten zehn Jahren schaffen würde, in denen er für seine Familienorganisation arbeitete.
    Und abends konnte sich Julia Opa voll anvertrauen. Er hatte immer Verständnis für sie. Der unsichtbare Freund aus der Phantasie eines Kindes, aufgebessert für die Unbilden, die im Leben eines Erwachsenen auftraten, unfehlbar, fast allmächtig. Es war wunderbar beruhigend.
    Das leere Büro, das Julia und Ranasfari letztlich requirierten, bot Ausblick über die riesige zentrale Montagehalle von Gebäude eins. Sogar heute, wo die Hälfte des hier tätigen Personals an der Vorstellungsfeier beteiligt war, herrschte dort unten rege Aktivität. Einbaubuchten entlang der Innenwand waren hell erleuchtet; man sah weißgekleidete Techniker, die große Maschinensektionen an ihre Bestimmungsorte beförderten oder sich rings um Terminal-Displaykuben drängten. Kleine Cybertieflader folgten farbcodierten Führungsstreifen durch Gänge, die von bungalowgroßen Ausrüstungsgegenständen gebildet wurden. Die Fertigungsstraße für die Raumgleiter beherrschte das Zentrum der Halle. Die Art, wie die Maschinen in verschiedenen Montagephasen auf ganzer Länge das Bandes Bug an Heck standen, erinnerte Julia an eine Art biologisches Wachstum, die Geburt einer Cyberkönigin wie in einem dieser teuren TV-Horrorfilme. Am gegenüberliegenden Ende waren skelettartige Umrisse zu sehen, Dreiecke aus nackten Rippen und Holmen, in denen kugelförmige Tanks und Kontur-Systemmodule steckten, eingewickelt in zerknitterte Goldfolie. Während die Raumgleiter auf dem Band vorrückten, wurden Sektionen der metallokeramischen Rümpfe angepaßt, die Fahrwerke hinzugefügt, die Triebwerke installiert. Drei fast fertige Maschinen parkten in den Testbuchten direkt vor dem Tor. Leute spazierten auf den Tragflächen herum, große gerippte Schläuche und Energiekabel steckten in offenen Inspektionsluken, und diverse Öffnungen und Zuleitungen waren mit Polyäthylen abgedeckt.
    Julia setzte sich auf den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch, bei dem es sich um eine schwarze Angelegenheit aus

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