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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gemacht.« Er zog sein übergroßes Superman-T-Shirt unter einigen Kissen hervor und kämpfte sich hinein.
    »Oh, na ja, davon habe ich schon überhaupt keine Ahnung mehr«, sagte Charlotte. »Ich kann nicht mal meine Kartenkonten saldieren. Ich überlasse das dir.«
    »Klar«, nuschelte er. Bunte Graphiken bildeten sich schon in den Kuben des Terminals, an dem er saß.
    Charlotte arrangierte die Kissen zu einem lockeren Nest und warf einen Sitzsack mitten hinein. Ihr Cybofax zeigte die Londoner Times; der Leitartikel befaßte sich mit der bevorstehenden Volksabstimmung in Wales.
    Sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Ein Trugbild von Fabian schimmerte über dem kleinen Bildschirm. Nicht, daß sie nicht früher schon enge Bindungen zu einem Kunden entwickelt hätte. Einer, der ihr am liebsten gewesen war, war achtundachtzig gewesen, Emile Hirchaur, ein französischer Graf. Sex hatte dabei nie eine Rolle gespielt; er genoß es einfach, sie gehen und schwimmen und reiten zu sehen. Sie bot ihm einen Ersatzkörper. Und sie hörte ihm aufmerksam zu; er konnte sehr witzig sein. Er hatte entzückt in sich hineingelacht angesichts seiner schockierten Verwandten, als sie sein Chateau besuchten. In seinem Alter mußte man Spaß aus dem Leben herauskitzeln, andernfalls wäre es völlig sinnlos gewesen, und so behandelte er das Älterwerden wie eine zweite Kindheit. Ein weiterer echter Gentleman. Sie hatte furchtbar geweint, als er starb.
    Und sie hatte jüngere, heiße Liebhaber gekannt. Nie was Ernstes, rein körperlich, eine Erleichterung nach dem kläglichen, zaghaften Sex mit den Kunden.
    Die beiden Dinge waren nie gemeinsam aufgetreten. Nicht, daß man Fabian als Kunden hätte bezeichnen können, nicht wirklich jedenfalls. Er kannte die Regeln nicht, die Verpflichtungen. Und sie konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen.
    Wieso konnte er kein rotznäsiges Gör sein, das zu hassen ihr so leicht fiel wie das Atmen? Wieso ein gescheiter, schüchterner, einsamer Junge? Und vor allem – wieso mußte er nur auf diesem verdammten Luftschiff eingesperrt sein?
    »Ich hab’s!« rief Fabian.
    Einer der wandmontierten Flachbildschirme zeigte ein Buchhaltungsdisplay; dicke Säulen aus grünen Zahlen liefen in ruckhafter Folge von oben nach unten durch. »Oh, das bringt nichts; warte.« Er tippte rasch. Eine schmale rote Linie tauchte am unteren Rand des Flachbildschirms auf und bewegte sich allmählich nach oben; sobald die herablaufenden Zahlen sie erreichten, zogen sich manche zusammen und expandierten wieder, wurden zu Titeln. »Ein Entschlüsselungsprogramm«, sagte er. Die rote Linie erreichte den oberen Bildschirmrand und hielt an.
    Charlotte legte ihr Cybofax zur Seite und betrachtete forschend das ordentlich tabellarisierte Buchhaltungsdisplay. Es war ein großes Unternehmen, wahrscheinlich ein Kombinat; niemand sonst hatte einen monatlichen Cash-flow von zwei Milliarden Eurofrancs. Hunderte von Tochtergesellschaften waren miteinander verknüpft.
    Ein weiterer Flachbildschirm leuchtete auf und zeigte das gleiche; ein dritter folgte.
    »Das sind alles Kombinatsfinanzen«, sagte Charlotte. »Sieh dir mal an, was das für Summen sind.«
    Fabian schlenkerte das Haar zur Seite und musterte sie vorsichtig. »Woher weißt du das?«
    »Ich kann lesen, danke, Fabian. Und ich habe im Leben genug Geldgespräche mitbekommen.«
    Er wurde rot. »O ja, richtig.«
    Sie ging zu ihm, schlang die Arme um ihn und legte ihm das Kinn auf die Schulter. »Ich sagte, ich wüßte, was das ist, nicht, daß ich es auch deuten könnte.«
    »Oh, na ja, es ist nur eine vertrauliche monatliche Leistungsbilanz, nichts Besonderes.«
    »Du meinst, dein Vater dürfte das gar nicht haben?«
    »Jeder kann an sowas kommen, wenn er wirklich möchte. Man kann eine solche Datenmenge nicht geheimhalten. Es gibt einige Wirtschaftsinformationsdienste, die nichts weiter produzieren als Analysen von Kombinaten.«
    »Und was macht dein Vater damit?«
    Fabian zuckte in ihrer Umarmung die Achseln und tippte mit einem Finger auf den Terminalkubus. »Auf einem unserer bordeigenen Superrechner läuft ein Programm zur Mustererkennung. Ich schätze, Vater sichtet damit wahrscheinlich die Finanzen und sucht nach Geld, das in die Anhäufung eines bestimmten Rohstoffs oder in bestimmte Einrichtungen investiert wird.«
    Charlotte strich ihm mit der Handfläche sachte über die Brust. »Wieso?«
    »Plazierung. Vater hat wohl eine bestimmte seltene Fracht gekauft und sucht jetzt

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