Mindstar 03 - Die Nano-Blume
unförmig und dunkel. Noch so eine stürzte von der Rampe.
»Heilige Scheiße!« stieß Suzi hervor. »Sie tragen Jettornister! Jettornister und muskelgekoppelte Panzeranzüge. Die Arschlöcher werden uns stürmen!«
»Greg, ich kann nicht sehen, was passiert«, sagte Julias Bild. »Du mußt mich in die Ware der Colonel Maitland übertragen. Von dort aus kann ich euch helfen.«
»Gegen die?« schrie Suzi.
»Wo finde ich einen Schlüssel?« wollte Greg wissen.
Jason Whitehurst starrte ihn verständnislos an, war von dem Luftangriff so schockiert, daß er wie gelähmt reagierte.
»Ein verdammter Interfaceschlüssel!«
Fünf dunkle Gestalten schwebten zwischen der Messerschmitt und der Colonel Maitland in der Luft und schwankten leicht, während sie näherkamen und dabei beschleunigten. Weitere zwei sprangen von der Laderampe des Flugzeuges.
Die beiden Hardliner im Arbeitszimmer betasteten nervös ihre Karabiner.
»Schießen Sie nicht, um Gottes willen!« sagte Greg. »Laser können auf diese Entfernung keine Muskelpanzerung durchschlagen; Sie verraten damit nur unsere Position.« Er lief um das Sofa herum zum Schreibtisch und hob das Cybofax. »Versuche jetzt eine Übertragung«, wies er Julia an. Im winzigen linsenförmigen Schlüssel auf der Oberseite des Cybofax blinkte rubinrotes Licht. Aus der Mitte der Tischfläche kam ein Antwortimpuls. Als Greg auf den Bildschirm des Mikroplättchens blickte, war Julias Gesicht verschwunden.
Suzi zeigte diesen Ausdruck mit den zusammengepreßten Kiefern, den er bei Soldaten in der Türkei erlebt hatte, dieses Gesicht, das sie unmittelbar vor einem Kampf machten und das sagte: Mich erwischt ihr nicht, keinesfalls! Sie blähte die Nasenflügel. »Das Mädchen?«
»Yeah. Mach sie ausfindig und bleib auf Distanz zu den Teksöldnern. Zwanzig Minuten, mehr nicht, und das hier ist ein großes Schiff.« Er holte tief Luft, was mehr psychisch bedingt war als durch sonst was, und leitete eine umfassende Sekretion ein.
Die kalte reptilhafte Drüse vibrierte vor sich hin und erschütterte das Hirn von innen. Die außersinnliche Wahrnehmung breitete sich aus; die geisterhafte Silhouette des Luftschiffs füllte Gregs Wahrnehmung aus, ein Spinnennetz aus Trägern, eingehüllt von bodenlosem Schatten. Bewußtseinseinheiten leuchteten darin, reine Gedanken, die wie Licht strahlten und vor Gefühlen schwankten. Greg badete in einem Exodus der Furcht, Verwirrung und Klage seitens der Besatzung, die lautlos ihr Herz ausschüttete. Er fühlte sich davon beschmutzt; er verabscheute die Menschen aufgrund ihrer Schwächen; stets achtete er so sorgsam darauf, sie hinauszufiltern, zu tun, als gäbe es sie nicht. Die einzige Möglichkeit für ihn, durchs Leben zu gehen.
Er untersuchte jedes einzelne Bewußtsein und fand die Gedanken, von denen er wußte, daß sie Charlottes sein mußten. Sie verströmten die Helligkeit der Jugend, waren knapp gewebt, was von starker Selbstbeherrschung kündete, unterlegt mit einem Thema des Ärgers und Verlangens. Das silberweiße Arbeitszimmer stürmte wieder auf ihn ein. »Ich habe sie.«
»Gott sei Dank«, sagte Suzi.
»Los, gehen wir.«
Die beiden Hardliner versuchten nicht, sie aufzuhalten. Greg drehte sich um, als er die Tür erreicht hatte, und sah zehn gepanzerte Gestalten draußen in der Luft. Das Profil Jason Whitehursts zeichnete sich vor dem Fenster ab. »Halten Sie das Mädchen von meinem Sohn fern, Mandel. Bitte. Nichts von all dem ist seine Schuld.«
»Wird gemacht.«
Die Tür fuhr ins Schloß.
»Hier entlang«, sagte er und trabte heckwärts. »Fielder ist irgendwo oben im Rumpf, irgendein Raum nahe dem Heck. Wir müssen dort hinauf. Halt nach einer Treppe Ausschau, einer Inspektionsluke, irgendwas.«
»Klar!« bellte Suzi.
Er mußte fast lächeln. Sie wehrte sich durch Aktivität gegen die Angst, brauchte Befehle, ein Ziel. Das war gar keine schlechte Idee. Er sah sich die Namen an, mit denen die Türen beschriftet waren.
Sie rannten in eine außersinnliche Wahrnehmung hinein, die umhertastete. Er spürte sie wie einen Vorhang aus kalter Luft, der über seinen Körper wanderte. Er bekam eine Gänsehaut.
»Scheiße!«
»Was?« Suzi hob reflexhaft die Browning.
»Chad.« Greg durchstöberte alte Erinnerungen an die Ausbildung bei Mindstar nach etwas, was er einsetzen konnte. Diesmal würde Chad bereit sein, und er war stark; Greg konnte sich ein direktes Kräftemessen nicht leisten. Er ließ die Neurohormone schießen, und …
…
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