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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Dunkelheit, die hier herrschte. Schwaches Biolicht erhellte den Korridor; flache, glatte Flächen des Bodens, der Wände und der Decke verliefen sich in unklarer Distanz. Einen beunruhigenden Augenblick lang vermittelten sie Chad den trügerischen Eindruck, sie würden sich bis in die Unendlichkeit erstrecken.
    Das Ungeheuer erwartete ihn. Knurrend hob Chad die Ripgun, bis die Zielerfassung sich auf das offene Maul eingependelt hatte. Der Blitz überlastete erneut den Lichtverstärker. Es war Suzi, die auf dem Boden des Flurs lag, die Brust vom Blitz der Ripgun aufgerissen. Die Heftigkeit der Energieentladung hatte das Fleisch schwarz verkohlt und die Rippen versengt. Unter der Heftigkeit des Einschlags war ihr zierlicher Körper mit ausgebreiteten Gliedmaßen an die Wand geschleudert worden. Flammen leckten aus dem Messekostüm hervor.
    Mandel stand hinter ihr und schrie bei ihrem Anblick gequält auf. Er sah Chad an, drehte sich dann um und rannte davon.
    »Zwecklos!« schrie Chad jubelnd. Der Außenlautsprecher der Panzerung schickte die Worte dröhnend durch den Korridor, dem flüchtenden Mann hinterher. »Du kannst dich nirgendwo vor mir verstecken, du Pißkopf!«
    Mandels Bewußtsein schnatterte vor Entsetzen. Er verschwand durch eine Tür am Ende des Korridors.
    Chad stürmte ihm nach, und die Ripgun riß die Tür auseinander. Ein weiterer Korridor folgte; Mandel war schon auf halbem Weg hindurch. »Du wirst nicht schnell sterben, Mandel! Es wird lange dauern, sobald ich dich erst mal habe. Wirklich lange.«
    »Ich weiß«, sagte Mandel, als er durch die Tür am Ende des Korridors rannte.
    Chad stieß einen unverständlichen Wutschrei aus. Die typische beschissene Antwort eines Klugscheißers. Er feuerte einen Ripgunblitz durch die Tür. »Ich kann deine Gedanken sehen, Mandel. Du machst dir schon in die Hose, und es hat noch nicht mal angefangen!«
    Ein weiterer Flur erwartete ihn. Er gab eine ganze Salve aus der Ripgun ab, jagte die Schüsse in Wände und Türen. Genoß den unaufhaltsamen Vandalismus und die Schreckensschreie, die Mandels Bewußtsein bei jedem Schuß abgab. Chads von der Muskelpanzerung unermüdlich vorwärtsgetragene Füße trommelten über das Deck und ließen Dellen zurück.
    Mandel verschwand durch eine Tür vor ihm. Wie lang war dieses Luftschiff eigentlich? Das Bild auf dem taktischen Display waberte, war unscharf; die Farben liefen ineinander und legten sich wie ein bunter öliger Film über Chads Blickfeld.
    Krachend brach er durch die Tür. Wieder ein Flur. Diesmal ein kürzerer; die Tür am anderen Ende ging gerade erst zu. Ein kurzer Eindruck von Mandel, der mit rotem Gesicht und pfeifendem Atem weiterstolperte, nur noch vom Adrenalin angetrieben.
    »Ich kriege dich, Mandel. Gleich schon. Und sobald ich dich habe, wird es schlimmer, als du dir vorstellen kannst.«
    »Ich verlasse mich darauf, Chad.«
    Die verzweifelt müde Stimme war eher zu spüren als zu hören.
    »Pißkopf!« Chad setzte den Lautsprecher der Panzerung wie eine Schallkanone ein. Er prallte mit voller Wucht vor die Tür, und das Komposit zerbröckelte unter dem Aufprall. Der Korridor war kaum fünfzehn Meter lang. Mandel schloß gerade die Tür am anderen Ende.
    Chad sprintete hinterher, wobei die Muskelbänder der Panzerung leise heulten. Er hatte aufgeholt, stark aufgeholt, und Mandel wurde müde. Durch die Tür, die so dünn war, daß er sie praktisch nicht spürte. Der nächste Flur, zehn Meter lang. Fünf rasche Schritte. Mandels Bewußtsein war ihm so nahe, daß er die verschwitzte Haut spürte, das mühsam arbeitende Herz, die brennenden Lungen.
    »Nirgendwo im Universum kannst du dich vor mir verstecken!« frohlockte Chad.
    »Ich verstecke mich nicht vor dir, Chad, ich bin in dir. Du rennst die ganze Zeit durch dein eigenes Bewußtsein, eine Wirklichkeit aus Trugbildern.«
    Chad öffnete die Tür. Ein fünf Meter langer Korridor lag vor ihm. Eine gepanzerte Gestalt öffnete gerade die Tür am anderen Ende. Was zum Teufel … Mandel versuchte ihn zu übertölpeln. »Nicht mehr gut genug, Pißkopf!«
    »Sie wird von deiner eigenen Wut gespeist, Chad. Das ist es, wonach du dich sehnst. Ich schenke es dir, ich ergebe mich dir.«
    Die Tür hinter Chad schloß sich im Takt mit der gegenüber, auf die er blickte. Er war allein im Korridor; die Wände schrumpften, das Biolicht wurde trüber. »Denkst du, ich würde darauf reinfallen? Dein letzter Fehler, Mandel.«
    »Hör auf, mich zu hassen, und du bist frei.

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