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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erste Musik, der sie wirklich zuhörte, nachdem sie in die Fürsorge gekommen war. Seine Karriere war damals schon zu Ende gegangen, aber für sie blieb er der größte, egal, was andere sagten.
    Fabian fiel in den Rhythmus ein und klimperte vor sich hin, in irgendeinem privaten Paradies versunken. Sie drehten das Deck auf und legten eine Jam Session aus Melodien der Beatles und der Stones hin, ergänzt durch mehr Bil Yi, brüllten sich gegenseitig die Texte vor, übertönten dabei Riffs, unter denen die schweren Wärmeisolierplatten der Bude und Charlottes Kehle zitterten. Die Fische flippten in ihren Tanks richtig aus. Charlotte war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so aus sich herausgegangen.
    Sie droschen gerade wie der Teufel »Bloody Honey« herunter, als Charlotte den Knall hörte und zunächst dachte, daß sie einen Lautsprecher durchgejagt hatten. Fabian brauchte eine Minute, bis ihm auffiel, daß sie nicht mehr spielte.
    »Was ist?« fragte er. Sein Gesicht war rot und verschwitzt. Charlotte fand, daß sie ihn noch nie so strahlend lächeln gesehen hatte, ein natürlicher Rausch. Es war ein netter Anblick.
    »Wir haben einen Lautsprecher durchgejagt«, lachte sie. Ihr Baumwolltop war feucht und heiß und zog sich um ihren Körper zusammen. Die Bude war nicht sonderlich gut klimatisiert. Irgendwie machte es Charlotte nichts aus.
    »Och!« Fabian schnitt eine Grimasse. Er hüpfte zum Musikdeck hinüber, wobei ihm die Gitarre von der Schulter baumelte. Leuchtdioden blinkten grün und orange, als er einige Schalter drückte. »Nein, haben wir nicht.«
    »Ich habe etwas knallen gehört.«
    »Wir waren es nicht; nicht schuldig.« Fabians Stimme hatte einen abgehackten euphorischen Unterton.
    »Oh, na ja, ich brauchte die Pause.«
    »Mensch, du warst toll, Charlotte!« Seine Augen leuchteten. »Ich habe noch nie mit jemandem zusammen gespielt, nur mit dem Deck.«
    Sie atmete in kurzen Stößen. »Noch nie?«
    »Nein.«
    »Du warst aber verdammt gut.«
    »Wirklich? Ganz ehrlich?«
    »Jap. Du hast eindeutig Talent dafür, Fabian.«
    Sein Blick ging in die Ferne. »Weißt du, wovon ich träume? Daß ich mal in MTV auftreten kann, bei den Neulingen aus der Garage.«
    Charlotte lächelte. Sie hatte die Sendung selbst schon ein paarmal gesehen. Zweimal pro Woche gewährte MTV Nachwuchsbands ohne Vertrag neunzig Sendeminuten in den toten Stunden zwischen zwei und vier Uhr morgens. Jede Bande Kids mit einem Verstärker und einer Kamera konnte sich dann in den Kanal einschalten. Sehnsüchtige Gerüchte wollten wissen, daß die feinen Pinkel der Musikbranche dann jeweils an den Bildschirmen klebten und nach neuen Talenten Ausschau hielten. Charlotte hielt das für einen Haufen Scheiße.
    Auf einmal sah sie Baronski vor sich, der ihr und Fabian dabei zusah, wie sie ›Your Coolin’ Heart‹ niedermachten. Sie kicherte, als ihm verblüfft der Unterkiefer herunterklappte, als sich seine ganze kostbare Empfindsamkeit überlud und durchschmorte.
    »Was ist?« wollte Fabian wissen.
    Sie wedelte hilflos mit den Händen. »Hab mir nur einen meiner Freunde vorgestellt, wie er mich in dieser Sendung sieht.«
    Fabians Nase zuckte. »Wenn Vater das sähe!«
    Charlotte schrie begeistert und hämmerte sinnlose Töne aus dem Keyboard; im Hintergrund hörte sie mit, wie Fabian johlte.
    Die Tür ging auf. Charlotte sah das Zimmermädchen, umrahmt vom düsteren Schein der Bioleuchtkörper im Luftschiffrumpf.
    »Was möchten Sie?« quetschte Fabian zwischen Schluckreflexen hindurch. »Es sei denn, auf dem Schlagzeug vorspielen?«
    Charlotte lachte vor Freude darüber, die mürrische Kuh so fassungslos zu sehen über den Anblick, der sich ihr hier bot; Charlottes Reaktion wiederum brachte auch Fabian erneut zum Lachen. Allerdings wirkte irgendwas am Gesicht des Zimmermädchens merkwürdig; sie blickte aus zusammengekniffenen Augen, als wäre sie betrunken. Charlotte hatte einen solchen Ausdruck irgendwo schon mal gesehen. Konnte die Erinnerung aber nicht richtig unterbringen.
    Das Mädchen nahm zwei Schritte in den Raum. Schnelle Schritte.
    »Heh …« begann Fabian.
    Das Mädchen schlug ihn. Es war ein Rückhandschlag, kaum gezielt. Sie erwischte ihn seitlich am Gesicht, und es riß ihn vom Boden hoch. Für einen Moment war alles tödlich still, während er rückwärts auf den Haufen Kissen fiel. Die Gitarre stürzte klappernd zu Boden, und Fabian stieß ein dumpfes Grunzen hervor.
    Charlotte schrie: »Fabian!« Und stürzte zu ihm

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