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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hinüber.
    Blut sickerte ihm aus dem Mundwinkel, und die Gesichtshälfte, wo ihn das Mädchen getroffen hatte, war knallrot. Er blinzelte benommen und verwirrt und ruderte schlaff mit den Armen. Ein Auge schwoll bereits zu, und die glatte Haut verfärbte sich. Charlotte ließ sich auf die Kissen nieder, verstreute dabei ein paar von ihnen, und packte ihn am Handgelenk. Die andere Hand legte sie ihm auf die Stirn. »Rühr dich nicht«, flüsterte sie. Der Gitarrenhals drückte ihr ungemütlich in den Bauch.
    »Ich …« hustete er. Weiteres Blut spritzte zwischen den Lippen hervor.
    Charlotte schnappte bei diesem Anblick nach Luft. Kleine Blutspritzer erschienen auf ihrem weißen Baumwolltop. Sie streichelte ihm besorgt den Kopf, und ihre Augen wurden feucht. »Laß …«
    Fabians Blick fiel auf das Mädchen hinter ihr. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, und er richtete sich auf.
    »Nein!« Charlotte warf sich auf ihn, drückte ihn in die Kissen zurück. »Nein, Fabian, sie hat Cleardust genommen.« Das war die Erinnerung, die verkniffenen Augen, der benommene, verrückte Blick. Charlotte hatte miterlebt, wie Hardliner, die als Leibwächter für einige ihrer Kunden arbeiteten, das Zeug nahmen. Cleardust war ein synthetisches Derivat des alten PCP und verlieh die manische Stärke und Schmerzunempfindlichkeit, jedoch ohne den halluzinogenen Effekt.
    »Sehr gut«, sagte das Mädchen. »Du bist clever für eine Hure.«
    Charlotte war nur Zentimeter vor Fabians Gesicht. Sah Schmerz und die Widerspiegelung von Schmerz in seinen Augen.
    Eine Hand, die aus Stahl bestehen mußte, schloß sich um ihren Oberarm, und sie wurde hochgerissen und schrie unter dem plötzlichen Schmerz auf. Sie bemühte sich um festen Stand. »Bitte, Fabian, bitte bleib liegen. Bitte!« Das war alles, was ihr einfiel. Er begriff es nicht. Das Mädchen würde ihn sonst töten.
    Er blickte funkelnd auf, öffnete die blutigen Lippen.
    »Bitte, tu es für mich!« flehte sie.
    »Okay.« Seine Stimme klang verzerrt, als würde er auf etwas kauen.
    Der Druck auf Charlottes Arm nahm zu, und sie öffnete vor Schmerz den Mund. Das Mädchen drehte sie herum, damit sie sie ansah. Bei dem Anblick der glasigen Augen schauderte es Charlotte. Sie sahen nichts aus diesem Universum.
    »Ich stelle dir ein paar Fragen«, sagte das Mädchen. »Du wirst mir die Antworten geben, oder ich mache mich daran, dir die teuren Knochen zu brechen. Verstanden, Hure?«
    »Lassen Sie ihn gehen. Ich sage Ihnen alles, was Sie möchten, aber tun Sie ihm nicht weh.«
    Charlotte hörte ein gedämpftes, hochfrequentes Knallen irgendwo außerhalb der Bude. Sie fand, daß es sich wie eine Art Waffe anhörte.
    Das Zimmermädchen bedachte sie mit einem Cyborglächeln. »Du bist auf einmal ein sehr beliebtes Mädchen. Eine Menge Leute möchten mit dir reden. Aber ich zuerst. Und als letzte.«
    Das Knallen war wieder zu hören, dann erneut.
    »Wer hat dir die Blume gegeben?« fragte das Mädchen.
    Charlottes überstürzte Gedanken brauchten einen Augenblick, um darauf zu kommen, welche Blume sie meinte. »Lassen Sie Fabian gehen.«
    »Die Blume!«
    »Ich weiß nicht, wer es war, nicht, wie er wirklich hieß. Bitte!«
    »Lügnerin.«
    Charlotte spürte, wie ihre Hand gepackt wurde. Sie kreischte, als zwei Finger durchgebogen wurden. Ein pistolenscharfes Knacken ertönte.
    Seltsam, es tat gar nicht weh, nicht zu Anfang. Sie spürte unterhalb des Handgelenks überhaupt nichts; dann jedoch breitete sich ein rotglühender Schmerz durch die Finger aus und biß ihr hart in die Knöchel. Galle stieg ihr in den Hals. Ihr Kopf drehte sich alarmierend; für einen Moment glaubte sie, ohnmächtig zu werden.
    Entsetzt sah sie, daß Fabian auf den Beinen war und auf sie und das Zimmermädchen zuwankte. Das Mädchen schlug mit dem freien Arm zu und warf ihn wieder zurück. Sein Gesicht war eine Maske aus Verzweiflung und Agonie.
    »O Gott, nein!« jammerte Charlotte, und Tränen stiegen ihr auf. Er fand das Gleichgewicht wieder, stand im Begriff, es noch einmal zu versuchen.
    »JETZT REICHT ES ABER, FABIAN; BLEIB, WO DU BIST!« Es war ein unmenschliches Brüllen, so laut, daß es weh tat. Es tönte aus den Lautsprechern des Musikdecks, wie Charlotte bemerkte.
    Fabian zog reflexartig den Kopf ein, hatte die Hände schon auf halbem Weg zu den Ohren. Selbst das Zimmermädchen war erstarrt.
    Die Flachbildschirme gingen an, und jeder zeigte das gleiche Frauengesicht. Charlotte stieß einen erstickten Schrei aus,

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