Mindstar 03 - Die Nano-Blume
kann nicht viel ergänzen«, sagte Victor. »Fielder hat ihre Amexkarte in den letzten drei Tagen nicht benutzt, also haben wir dort auch keine Spur. Aber sie hatte sie auch zehn Tage lang nicht benutzt, ehe sie ein Zimmer im Celestious buchte.«
»Was hat sie zehn Tage zuvor damit gekauft?« fragte Greg.
Victor betrachtete etwas außerhalb des Bildschirms. »Es war ein Einkauf im Baidocks, einem Warenhaus in Wellington, Neuseeland. Eine Rechnung über dreiundvierzig Dollar, aber die Posten sind nicht angegeben.«
»Unwichtig«, meinte Greg. »Was hat sie in den zehn Tagen zwischen Wellington und Monaco getan?«
»Das solltest du mir eigentlich sagen«, stellte Victor fest.
»Sie hat Royan getroffen«, sagte Suzi.
»Richtig. Aber wo?« fragte Greg. »Auf der Grundlage dessen, was wir bislang wissen, stelle ich mir zwei Fragen: Wieso die ganze Mühe mit einem Kurier? Wenn man bedenkt, daß die Fielder nichts weiter zu tun brauchte, als Julia die Blumenschachtel auszuhändigen, hat sich jemand verdammt viel Mühe gegeben, sie verschwinden zu lassen.«
»Weil sie uns zu Royan führen kann«, sagte Suzi.
»Klingt einsichtig. Das bedeutet also, daß ihre Hintermänner, die Leute mit dem Pontiac, nicht wollen, daß wir Royans Aufenthaltsort erfahren. Normalerweise würde ich sagen, daß das auf eine Entführung hinweist.«
»Aber da ist noch die Blume«, sagte Victor.
»Yeah, und noch die acht Monate, die Royan schon vermißt wird. Jemanden acht Monate lang festzuhalten, ohne ein Lösegeld zu fordern, ist absurd.«
»Wer weiß schon, wie ein außerirdisches Bewußtsein funktioniert?« fragte Suzi.
»Ich nicht«, sagte Greg. »Aber der Chauffeur und der Junge waren Menschen …« Er brach ab, als er sich an die Perfektion des Jungen erinnerte. »Sagen wir mal, humanoid.«
»Oh, Scheiße«, sagte Suzi. »Verdammte Außerirdische, die in Monaco herumlaufen!«
»Sie haben womöglich die technischen Mittel, um die Kuppel nach Belieben zu betreten und wieder zu verlassen«, gab Greg zu bedenken. Er konnte es jedoch selbst nicht glauben. Zu kompliziert, besonders jetzt, wo sie wußten, daß es mit Geld genausogut ging. »Die Sache ist die: Jemand mit viel Macht schickt die Fielder durch die Gegend. Das ist meine zweite Frage: Wieso hat man sie nicht auf die gleiche Art nach Monaco gebracht, wie sie daraus fortgeschafft wurde? Die normale Einreise, die Paßkontrolle, der Daumenabdruck, das Rechtskonstrukt, das Zimmer im Celestious, all das hat uns ermöglicht herauszufinden, wer sie ist. Wieso? Wo diese Leute doch gleichzeitig die Möglichkeit gehabt hätten, Julia die Blume zu übergeben und uns weiter komplett im Dunkeln zu lassen?«
Suzi streckte sich auf ihrem Stuhl. »Red weiter. Du kennst offensichtlich schon die Antwort.«
»Wir haben es mit zwei unterschiedlichen Gruppen zu tun«, sagte Greg. »Fielder kam von Royan, um die Blume zu übergeben. Danach hat jemand anderes sie sich gegrapscht.«
»Wenn es eine Teksöldnereinheit war, könntest du es dann herausfinden, Suzi?« fragte Victor.
»Vielleicht, aber es würde dauern. Eine Woche, vielleicht zwei. Dann noch länger, um zu ermitteln, wer den Auftrag erteilt hat.«
»Nicht schnell genug«, sagte Victor.
»Du kannst mich auch mal.«
»Falls ihr meine Meinung hören wollt«, sagte Greg, »dann hat die Gruppe, die Fielders Abreise arrangiert hat, auch die erste Probe von der Blume genommen.«
Victor nickte. »Das paßt. Denkst du, daß sie Royan inzwischen gefunden haben?«
»Falls sie einen Übersinnlichen hatten, der Fielder verhörte, dann brauchten sie eine Minute, um herauszufinden, was sie wußte. Medikamente und ein Lügendetektor, das wären etwa dreißig Minuten. Und sie haben Fielder jetzt seit fast drei Tagen.«
»Scheiße!«
»Es gibt da eine leichte Abkürzung, mit der wir es probieren könnten«, meinte Greg. »Wir könnten Fielders Cybofaxnummer anrufen und alles, was Event Horizon an Einfluß auf die English Telecom hat, nutzen, um die Koordinaten herauszufinden.«
»Gute Idee«, sagte Victor.
Sein Bild auf Gregs Cybofax glitt sanft zur Seite. Auf der anderen Hälfte tauchte Julia auf, die wieder in ihrem Arbeitszimmer saß. Nichts hatte sich hinter ihr verändert; selbst das Sonnenlicht fiel weiter im selben Winkel durchs Fenster.
»Nicht nötig, eine offizielle Anfrage vorzubringen«, sagte sie. »Ich schalte mich in das Programm zur Standorterfassung ein, das auf den Intelsat-Antennenplattformen läuft. Wähle jetzt Fielders
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