Mindstar 03 - Die Nano-Blume
gewesen. Die einfache Methode bestand darin, einfach das Gesicht des Fahrers aus dem Speicherkern der Polizei zu löschen oder sicherzustellen, daß es dort überhaupt nicht erst erschien. Um das eine wie das andere zu organisieren, brauchte man jedoch einen professionellen Gauner. Gregs Cybofax piepte.
Es war Julia. Sie schien im Arbeitszimmer von Wilholm zu sitzen. Die Wände hinter ihr waren mit Glastürregalen bedeckt, voll mit dunklen, ledergebundenen Büchern. Eine Fensterseite gab den Blick auf sonniges Wetter frei.
»Wie läuft die Schulfeier?« fragte Greg.
Julia lächelte. »Du wirst sie fragen müssen, wenn sie wieder zurück ist.«
»Klar.« Er redete mit einem Bild, das einer der NN-Kerne simulierte. Er fragte sich, wie viele ihrer geschäftlichen Absprachen auf diese Weise getroffen wurden – unterstützt durch den schmeichelhaften Begleitumstand eines persönlichen Gesprächs mit den Direktoren kleinerer Unternehmen.
»Rachel hatte recht, was Charlotte Fielder angeht«, sagte Julia. »Sie ist recht gut bekannt, zumindest bei uns. Sie gehört zu Dimitri Baronskis Mädchen. Die Sicherheit unterhält eine recht vollständige Liste seines Stalls, für den Fall, daß einer meiner Geschäftsführer straucheln sollte.«
»Wer ist Dimitri Baronski?« fragte Greg.
»Ein Zuhälter der Spitzenklasse, obwohl ihm das nicht gerecht wird; er ist viel mehr. Cleverer alter Bursche, lebt in Österreich. Betreibt einen Stall Mädchen, die nicht ganz so dumm sind, wie sie ihren Kunden glauben machen möchten. Auf Grundlage lockerer Plaudereien, die die Mädchen an ihn weitergemeldet haben, konnte er an der Börse schon ein Vermögen machen.«
»Kein Vertun?« Zum erstenmal spürte Greg eine gewisse gespannte Erwartung. »Also war dieses Fieldermädchen eine gute Wahl als Kurier?«
»Ja. Wüßtest du denn, wie du mir ein Geschenk schicken und dabei sicherstellen könntest, daß es mich auch erreicht?«
»Royan wüßte es«, sagte Greg. »Aber du hast recht; die Methode ist eine Sache, sie durchziehen eine andere. Fielder muß clever genug sein, etwas von der Bedeutung dessen zu erkennen, was sie da tat.«
Rachel, Pearse Solomons und Claude Murtand saßen um den Schreibtisch in der Sicherheitszentrale des El Harhari und tranken Tee. Ein Teller mit Keksen stand auf dem Terminal. Die Monitore waren dunkel.
»Wir haben sie«, sagte Rachel. »Sie ist um fünf vor elf gegangen, und sie hatte Begleitung.«
Greg gefiel der Unterton trockener Erheiterung nicht, der in Rachels Ton mitklang; das deutete auf eine Überraschung hin.
Claude Murtand rief den Speicherinhalt auf, und Greg sah, wie Charlotte Fielder in Begleitung eines Teenagerjungen das El Harhari verließ. Der Junge warf heimlich immer wieder verzagte Blicke auf Charlotte Fielders tiefen Ausschnitt. Sein Lächeln konnte er nicht halten.
Greg stoppte den Bildlauf und musterte das eifrige, erstaunte Gesicht des Jungen. Irgend etwas stimmte an ihm nicht. Es schien, als wäre er ein Modell; alles an ihm, die Unbeholfenheit, der leicht angeberische Gang, entsprach der Vorstellung eines Designers von einem Teenager.
»Sie wird ihn lebendig auffressen«, schnaubte Suzi schadenfroh. »Er hält die Nacht nicht durch.«
»So läuft das nun mal«, meinte Rachel.
»André, würden Sie bitte feststellen, wer dieser Junge ist?« Schon während er das sagte, wußte Greg, daß es nicht möglich sein würde, genau wie beim Fahrer. Nach der verzagten Art zu urteilen, wie André Dubaud seinen Befehl durchgab, erwartete er das gleiche.
»Mit welchem Auto sind sie weggefahren?« fragte Greg Claude Murtand. Der Sicherheitsmanager des Hotels tippte einen Befehl in sein Terminal und spielte den Speicherinhalt der Außenkamera auf einem Monitor ab.
Greg und Suzi stöhnten gemeinsam. Es war der Pontiac.
Greg überredete Claude Murtand, den Speicherinhalt durchlaufen zu lassen. Er sah zu, wie der Pontiac vor dem Eingang des El Harhari hielt; derselbe Chauffeur, der vor dem Celestious vorgefahren war, sprang heraus und öffnete die Türen. Charlotte Fielder und ihr Begleiter stiegen ein. Greg bat darum, die Szene erneut abzuspielen und schließlich ein drittes Mal. Seine Intuition machte sich wie ein Federkitzeln entlang der Wirbelsäule bemerkbar.
»Halten Sie das Bild an, kurz bevor Fielder einsteigt«, wies er Claude Murtand an. »Okay, vergrößern Sie jetzt den Fond des Wagens.«
Das Bild sprang heran, auf die offene Tür und den Kofferraum konzentriert. Charlotte
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