Mini-Dame mit Maxi-Schnitt
.«
»Nehmen wir mal an, er würde
Sie beide ausbooten... Wie will er weitermachen, wenn ihm Freidel fehlt ?« erkundigte ich mich neugierig.
»Da gibt es schon einige
Möglichkeiten für ihn .« Kempton nippte an seinem Drink
und machte ein Gesicht dabei, als sei es Medizin. »Erst einmal verbleibt ihm
der Name, das Freidel -Etikett, und dann kann er ja
jemanden einstellen, der ihm seine Kleider entwirft. Er könnte sogar Dion
selber auf Gehaltsbasis engagieren .«
»Polly Peridot hat mir erzählt,
daß sie ihm bei seinem Start geholfen hat .«
Er nickte. »Das stimmt, Mr.
Boyd. Sie — äh — hat ihn unterstützt, bis er auf eigenen Füßen stehen konnte.
Dann brachte sie ihn zu mir, und ich war genügend beeindruckt, um an eine
Partnerschaft zu denken. Aber wie Sie wissen, fand ich keinen anderen Geldgeber
als Luman .«
»Im Anfang hatte also Freidel
das Talent, Sie die Geschäftserfahrung und Luman die
Moneten — wenn ich recht verstanden habe ?«
»So war’s .« Er nickte wieder.
»Luman wird die ganze Zeit als
der große Bösewicht verschrien, der nur auf die Gelegenheit lauert, seine
beiden Partner rausbeißen zu können. Ist Ihnen schon jemals der Gedanke
gekommen, daß von den drei Partnern Sie der entbehrlichste sind, Mr. Kempton ?«
Er nahm die Brille ab, rieb sich die Augen und setzte die Brille wieder auf. »Was
wollen Sie damit andeuten, Mr. Boyd ?«
»Vielleicht ist Luman nicht der
einzige Bösewicht«, sagte ich. »Vielleicht hat er sich mit Freidel
zusammengetan, um Sie loszuwerden. Herstellung und Vertrieb laufen beinahe von
allein, nachdem Sie alles organisiert haben. Wenn man Sie ausgebootet hat,
könnte Freidel eine neue großartige Kollektion entwerfen, die den vorigen Mißerfolg wieder total wettmachen würde — dann brauchten
sich nur zwei Personen in den Gewinn teilen .«
»Das würde ich Dion nie zutrauen .« Kempton schluckte etwas mühsam.
»Er ist nicht nur mein Partner, sondern auch mein Freund .«
»Wenn es um Geld geht, gibt es
keine Freundschaft«, höhnte ich. »Überlegen Sie einmal: Als diese Sabotageakte
anfingen und Sie vorschlugen, einen Fachmann hinzuzuziehen und Schell mich dann
empfahl — wie reagierte Freidel darauf ?«
Kempton überlegte eine Weile.
»Nun, ich muß zugeben, schrecklich begeistert war er nicht; er fand die Idee
sogar ziemlich albern. Aber als dann wieder etwas passierte, meinte er
schließlich auch, daß wir wohl nichts anderes tun könnten .«
»Warum fragen wir ihn nicht
einmal ?« schlug ich vor.
» Häh ?«
Man sah ihm deutlich an, wie unangenehm ihm der Vorschlag war. »Das ist
ausgeschlossen, Mr. Boyd. Sie können doch nicht ernsthaft vorschlagen, daß ich
zu meinem Partner, meinem Freund hingehen und ihn der — nun, der Unredlichkeit
beschuldigen soll !«
»Das verlangt ja auch keiner
von Ihnen«, gab ich zurück. »Aber ich sehe keinen Grund, warum ich es
nicht tun sollte .«
Mit zitternden Fingern fuhr er
sich durch das spärliche Haar. »Wenn Sie es für richtig halten, werde ich Sie
wohl nicht daran hindern können, Mr. Boyd. Ich warte dann hier und...«
»Ich möchte Sie dabei haben«,
unterbrach ich ihn. »Sie brauchen keinen Ton zu sagen; wenn Sie wollen, dürfen
Sie sogar empört über meine Anschuldigung sein. Aber ich meine, Sie sollten
Freidels — und Lumans — Reaktion miterleben .«
»Bitte«, entgegnete er
unsicher, »wenn Sie absolut darauf bestehen... Aber das eine sage ich Ihnen,
Mr. Boyd, ich werde Ihre Anklage in keiner Weise unterstützen .«
»Das würde Ihnen auch nicht
ähnlich sehen«, meinte ich etwas bissig. »Wo hat man schon ein Schaf gesehen,
daß einem Wolf die Zähne zeigt ? Aber Sie können mir
einen Gefallen tun: Gehen Sie ins Haus und trommeln Sie Freidel, Luman und
Eldridge in Freidels Arbeitsraum zusammen. In zehn Minuten komme ich hin .«
»Gut, aber warum Eldridge
auch?« Er blinzelte mich unsicher an. »Was hat er mit allem zu tun ?«
»Das möchte ich ja eben
herausfinden«, gab ich liebenswürdig zurück.
Er machte sich auf und ging auf
das Haus zu. Selbst von hinten sah man ihm an, wie unangenehm ihm die ganze
Geschichte war. Ich schenkte mir mein Glas noch einmal voll und hatte auf
einmal wieder den Beweis, welch fotografisch genaues Erinnerungsvermögen ich
besaß — denn plötzlich hatte ich erst etwas Lindgrünes und dann etwas Blaues
vor Augen... Aber dann verbannte ich beide Bilder energisch aus meinem Geist.
Sonst hätte ich bestimmt prompt angefangen, einen Käfig zu
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