Mini Shopaholic: Band 6
Wort, als hätte er mich gar nicht gehört. »Ihre sogenannte Initiative war ungenehmigt, unangemessen und unaufrichtig.«
Er klingt so kalt und distanziert, direkt beunruhigend. Okay, vergiss erst mal die Lohnerhöhung. Ich konzentriere mich vorerst auf das Geld für die Mitarbeiterin des Jahres. Ich meine, das kann er mir ja nicht wegnehmen, oder? Egal wie sauer er ist.
»Äh, Trevor, wissen Sie noch, wie Sie gesagt haben, dass ich Mitarbeiterin des Jahres werden soll?«, versuche ich es eilig noch einmal. »Also, ich habe mich gefragt ... «
»Mitarbeiterin des Jahres? Soll das ein Witz sein?« Seine Stimme hat so eine stählerne Schärfe, dass ich nervös einen Schritt zurückmache.
Plötzlich fallt mir auf, wie sehr er die Lippen zusammenpresst. Oh, Gott, ich habe mich geirrt. Er ist wütend. Auf diese schreckliche, stille, furchteinflößende Weise. Plötzlich sind meine Hände ganz klamm.
»Sie haben ein Verhalten an den Tag gelegt, das zum Schaden von The Look sein dürfte.« Seine Stimme klingt unerbittlich. »Sie haben mich und die Geschäftsleitung hintergangen. Sie haben den anständigen Gepflogenheiten dieses Unternehmens zuwidergehandelt und vor den Kunden eine lautstarke Auseinandersetzung provoziert. Dieses Verhalten ist zutiefst unprofessionell. Ganz zu schweigen davon, dass Sie den ganzen Laden vor Doug Raynor, einer prominenten Persönlichkeit, unmöglich gemacht haben. Meinen Sie, dass er je wieder zu uns kommt, um hier einzukaufen?«
»Ich weiß, ich hätte mir vorher die Erlaubnis holen sollen«, sage ich eilig. »Und es tut mir furchtbar leid. Aber nur deshalb waren meine Umsätze so gut! Wegen ›Shop in Private‹! Alle meine Kundinnen sind begeistert. Sie haben mir sogar geschrieben, wie begeistert sie sind. Die Abteilung brummt, alle sind glücklich, alle kaufen was ... «
Trevor hört mir überhaupt nicht zu.
»Becky, es tut mir leid, aber Sie sind ab sofort und bis auf weiteres beurlaubt.« Er sieht mich an wie einen nichtswürdigen Wurm. »Holen Sie bitte ihre Sachen, und gehen Sie!«
17
Ich sitze in der U-Bahn, benommen und schockiert. Vor zwei Wochen noch war ich der Star. Ich sollte in den Vorstand berufen werden. Man hat mir Blumen überreicht.
Und jetzt wurde ich zu meiner Schande in den Zwangsurlaub geschickt.
Sie wollen interne Ermittlungen anstellen. Sie wollen der Sache »ernsthaft« nachgehen. Jasmine war total baff, als ich meine Sachen aus meinem Schrank räumte, aber Trevor stand direkt daneben, und deshalb konnte sie mir nur »Ruf mich an!« zuraunen, als ich ging.
Und dann hat mich Trevor bis zum Personaleingang eskortiert, als wollte er verhindern, dass ich irgendwas klaue. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie dermaßen erniedrigt gefühlt, noch nie.
Na ja, vielleicht doch. Aber es war den anderen Malen definitiv ebenbürtig.
Keine Prämie als Mitarbeiterin des Jahres. Keine Lohnerhöhung. Vielleicht nicht mal mehr ein Job. Was soll ich machen? Wie soll ich die Party bezahlen? Ich versuche, die Situation in aller Ruhe zu durchdenken, aber mir krampft sich vor Angst die Brust zusammen.
Könnten wir vielleicht auch ohne Toiletten auskommen und allen Bescheid sagen, bevor sie kommen? Könnte ich Mum und Dad dazu bewegen, sich als Türsteher zu betätigen? Den Parkservice könnte ich ohne Weiteres selbst übernehmen, wenn es sein muss. Oh, Gott ...
Als ich mein Spiegelbild in der U-Bahn-Scheibe sehe, sind meine Augen groß und starr. Ich sehe aus wie eine Irre, geistig minderbemittelt. Vielleicht passiert das so. Die Leute wollen Partys geben und brechen unter dem Druck zusammen, und am Ende zerbricht daran ihr ganzes Leben. Vielleicht sind Überraschungspartys einer der Hauptgründe für psychische Erkrankungen. Es würde mich nicht wundern.
Ich bin mit Janice und Minnie am Bahnhof Waterloo verabredet, und als ich auf sie zugehe, versetzt es mir einen Stich. Sie sehen so sorgenfrei und glücklich aus.
»Wir hatten einen wunderschönen Morgen!« Janice sprudelt förmlich über, als ich bei ihr bin. »Stimmt es nicht, Minnie? Wir haben alle meine Osterkuchen gebacken und in den Tiefkühler getan.«
»Vielen Dank, Janice.« Ich bringe ein lahmes Lächeln zustande. »Ich weiß es wirklich zu schätzen.«
Janice war ein echter Schatz. Sobald sie hörte, dass Mum und Dad ins West Place ziehen, hat sie angeboten, auf Minnie aufzupassen, wenn ich arbeite. Sie hat einen ganzen Schrank voller Spielzeug gekauft, obwohl ich sie gebeten hatte, es nicht zu
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