Mini Shopaholic: Band 6
Eben bin ich mit der Hüfte gegen Janices blöden Tisch gestoßen. Wieso hat sie eigentlich überall Tische stehen?
»Okay, raus mit dir!« Ich schiebe ihn vor mir her, durch die Terrassentür in den Garten. Da steht das Zelt, dekoriert mit funkelnden, bunten Lichtern, drinnen hell erleuchtet - und doch ist alles still, als hätten sich nicht zweihundert Leute darin versammelt.
»Becky ...« Luke bleibt stehen und starrt das Zelt an. »Ich kann es nicht glauben. Ich kann nicht glauben, was du ... Hast du das alles allein organisiert?«
»Komm schon!«
Ich zerre ihn über die Matten zum Eingang, und plötzlich rast mein Herz. Ich hoffe, sie sind auch alle da. Bestimmt sind sie da. Ich hole tief Luft ... dann klappe ich die Plane am Zelteingang zur Seite.
»ÜBERRASCHUNG!«
Der Lärm ist ohrenbetäubend. Ein dicht gedrängter Pulk leuchtender Gesichter steht vor uns. Ich erkenne nur ein paar davon. Janice ist ganz vorn, in ihrem Mrs.-Bennet-Kleid, und Jess trägt ein absolut atemberaubendes, schwarzes Etuikleid mit entsprechend dramatischem Make-up. Als ich mich im Zelt so umsehe, bin ich doch unwillkürlich stolz. Überall hängen kleine Lichter und wippen silberne Ballons mit der Aufschrift »Happy Birthday Luke« im Logo von Brandon Communications. Und alles ist voller nachgemachter Werbeplakate und vergrößerter Titelblätter von Tageszeitungen, jeweils mit einer anderen Schlagzeile über Luke Brandon. (Die habe ich damals alle selbst geschrieben.) Die Krönung ist ein riesiger LCD-Bildschirm, wie Brandon C sie bei Pressevorstellungen verwendet. Darauf sind Bilder von Luke zu sehen, eins aus jedem Lebensjahr, vom Baby bis zum Erwachsenen, und darüber steht: »Luke - im Lauf der Jahre«.
Und direkt über unseren Köpfen hängen überall meine Troddeln. Wir haben kleine Lämpchen hindurch gezogen und sie als Girlanden aufgehängt, und sie sehen einfach traumhaft aus.
»Happy birthday to you ...«, fangt irgendjemand an zu singen, und die Menge stimmt mit ein.
Ich werfe einen Blick zu Luke hinüber.
»Wow!«, ruft er wie aufs Stichwort. »Das ist ja eine ... Ich wusste von nichts!« Er gibt sich allergrößte Mühe, total überrascht zu wirken. Das muss ich ihm lassen.
»For he’s a jolly good fellow ... «, singen die Gäste jetzt. Luke entdeckt immer mehr Gesichter in der Menge und grüßt sie winkend und lächelnd, und sobald die Singerei vorbei ist, nimmt er sich ein Glas und erhebt es.
»lhr Spinner!«, ruft er, und alles lacht. Das kleine Trio in der Ecke stimmt einen Gershwin-Song an, die Leute drängen sich um Luke, und ich beobachte sein Gesicht, als er alle begrüßt.
Er war nicht von den Socken. Er war nicht sprachlos vor Überraschung. Aber andererseits ... ich wusste, dass er es nicht sein würde. Im selben Moment, als dieser Typ im Berkeley Hotel den Mund aufgemacht hatte.
»Becky! Das ist fantastisch!« Eine Frau von Brandon Communications, deren Namen ich vergessen habe (das atemberaubende Alexander-McQueen-Kleid ist mir aber in Erinnerung geblieben), stürzt sich auf mich. »Haben Sie die ganze Dekoration selbst gemacht?«
Erica und ihre Leute ziehen mit Schnittchen ihre Kreise, und ich sehe, wie Janice mit einer Puderdose an eine gepflegte Blondine herantritt. Gott im Himmel, ich habe ihr doch gesagt, dass sie die Leute nicht schminken soll. Ich muss sie abfangen, und zwar schnell.
Doch bevor es mir gelingt, reicht mir ein grauhaariger Mann einen Cocktail, stellt sich als alten Kollegen von Luke vor und erkundigt sich, wie lange es gedauert hat, das alles zu planen, und dann fragt mich seine Frau (wehendes Kleid, zu viel Lippenstift) ganz aufgeregt, ob ich die Clips auf YouTube gesehen hätte, und nach etwa einer Viertelstunde habe ich noch nichts anderes gemacht, als mich mit wildfremden Menschen zu unterhalten. Ich weiß nicht mal, wo Luke ist.
Es zieht etwas am Zelteingang, und alle halten sich davon fern.
»Leute! Hört mal eben zu!« Lukes gebieterische Stimme weht durchs Zelt, und augenblicklich hören alle Mitarbeiter von Brandon C auf zu reden und sehen sich um, als käme jetzt eine Firmenpräsentation. Auch die anderen fügen sich, und es wird erstaunlich schnell still im Zelt.
»Ich wollte nur sagen ... ich danke euch.« Er blickt in die Runde der lächelnden Gesichter. »Euch allen. Ich kann gar nicht glauben, dass so viele alte Freunde hier sind, und ich freue mich schon darauf, von allen zu hören, wie es ihnen geht. Ich kann nicht glauben, dass ihr alle Bescheid
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