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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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von jeder gewünschten Megatonnage in jeden beliebigen Keller jedes beliebigen Hauses in jeder Stadt der Erde praktizieren, und kein Mensch könnte etwas dagegen tun, denn sie würde eintreffen, bevor …«
    »Sie vergessen, Sir, dass es anderswo Menschen gibt, die genau wie wir denken.«
    »Keineswegs. Aber wie wir, sehen sie sich einflußreichen chauvinistischen Gruppen gegenüber, namentlich unter den Militärs, deren Denkkategorien sich in kurzfristiger Machtpolitik erschöpfen und die unfähig sind, über das nächste Jahrzehnt hinauszublicken.
    Aber zurück zu unserem Freund Pebbles. Wie weit werden wir mit ihm gehen? Er wird keine Kontrolle haben, nicht einmal den Rückkehrknopf drücken. Ich wäre dafür, ihn mit schmerzstillenden, kreislaufstützenden und nervenberuhigenden Drogen vollzustopfen, die ihm helfen könnten, eine Krise, wie sie Tillotson zum Verhängnis wurde, zu überstehen. Unglücklicherweise gibt es auf der Erde nur sehr wenige Spezialisten für Weltraummedizin, und wir können sie aus Sicherheitsgründen nicht um Rat fragen. Außerdem haben wir es mit Problemen zu tun, die ihnen wahrscheinlich so unbekannt sind wie uns.«
    Carson konnte mehrere Minuten lang nichts verstehen, weil alle gleichzeitig zu reden anfingen. Das Stimmengewirr hielt an, als sie schon die Stühle zurückstießen und aufbrachen. Dann, als die letzten Nachzügler das Büro verließen, fing Carson ein paar Worte auf, die ihn völlig verwirrt zurückließen.
    »… und er sollte nicht vergessen, dass es fünfundvierzig Millionen sechshundertneunzehntausend Kilometer entfernt ist, und gerade jetzt ist morgen zu weit …«

 
15.
     
    Es war ein kalter, nasser Sonntagnachmittag mit böigem Wind und bedecktem Himmel. Bleifarbene Brecher donnerten stetig gegen die felsige Küste und zerbarsten in Gischtwolken, die sich mit dem dünnen kalten Regen mischten. Als sie langsam über die nassen Felsen kletterten, trommelten die windgepeitschten Tropfen wie Hagel auf ihre Regenmäntel.
    »Hier«, sagte Schwester Sampson, blieb plötzlich stehen und wies auf einen sandigen Fleck zwischen schwarzglänzenden Blöcken. »Hier warst du, als ich dich fand. Aber kannst du dich an irgend etwas erinnern, John, das vor diesem Zeitpunkt war?«
    »Ich scheine mich zu erinnern, dass du mich fandest«, antwortete Pebbles, »aber zu der Zeit war ich zu dumm, um irgend etwas zu begreifen. Und davor …« Er starrte angestrengt auf den nassen Sand und die tropfenden Blöcke, dann sagte er: »Wasser. Ich erinnere mich, dass ich im Wasser war, etwas davon schluckte und Angst hatte. Nichts sonst, fürchte ich …«
    Jean Marshall sagte: »Können Sie sich erinnern, ob Sie in einem Boot gewesen waren?«
    In einem U-Boot vielleicht? fügte Carson hinzu, aber nur zu sich selbst. Sie waren dem Anfang nahe, er fühlte es. Sicherlich war die Auflösung des Geheimnisses in Sicht.
    »Sie hatten keine Kleider an«, sagte Jean, als Pebbles den Kopf geschüttelt hatte. »Können Sie sich erinnern, ob jemand sie Ihnen ausgezogen hatte oder ob Sie es selbst taten, weil Sie im Wasser waren und mit den Kleidern nicht gut schwimmen konnten? Können Sie schwimmen, John?«
    »Ja«, sagte Pebbles. »Das konnte ich immer. Als ich das erstemal ins Schwimmbecken der Klinik kam, brauchte niemand mir zu zeigen, wie es gemacht wird. Ich konnte gut schwimmen. Ich … ich tat es, ohne nachzudenken. Aber es tut mir leid, ich kann mich nicht entsinnen, wie ich um meine Kleider kam.«
    »Betty«, sagte Jean, zu der Krankenschwester gewandt, »bemerkten Sie vielleicht Markierungen an seinem Körper, wie Kleider sie hinterlassen? Ich denke an die Eindrücke von einem engen Gürtel, von Sockenrändern oder von einer Armbanduhr …«
    Die zierliche Krankenschwester hob die Schultern. »Ich sah keine Spur von Kleidern, und bei seinem Zustand vergeudete ich keine Zeit mit solchen Untersuchungen. Außerdem verlieren sich die Markierungen von Kleidungsstücken am Körper in ein paar Stunden. Und sobald wir ihn in die Klinik gebracht hatten, untersuchten wir ihn sehr gründlich – wir hielten ihn zuerst für einen Rauschgiftsüchtigen, einen Diabetiker oder vielleicht einen Epileptiker.« Sie warf Pebbles einen entschuldigenden Blick zu, vermutlich, weil sie so oft in der dritten Person von ihm redete, dann fuhr sie fort: »Seine Arme zeigten eine Anzahl ziemlich frischer Einstiche – die Injektionen mußten eine oder zwei Wochen vorher gemacht worden sein –, doch die

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