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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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zu. Kein Schimmer des Erkennens war auf seinem Gesicht zu sehen.
    Mira hörte, wie Miranda und Rabeus hinter ihr leise aufatmeten.
    »Danke!«, sagte Mira leise. Sie streunte mit den anderen unschlüssig zwischen den Regalen herum. Bis hierher waren sie also gekommen, aber sie hatten eigentlich keine Ahnung, wonach sie suchen sollten.
    Gab es einen geheimen Tunnel, wie sie ihn mit der Spur der Drachen kennengelernt hatte? Doch nirgends war ein Drachen zu entdecken, der sie mit einem schlauen Blick auf einen Zugang hingewiesen hätte. Es gab nur kleine Porzellanschafe und Hunde, die um süßliche Figuren von Schäferinnen herumstanden.
    Mira warf einen verstohlenen Blick auf den Antiquitätenhändler. »Sie haben aber viele schöne Sachen hier!«
    Herr Gwiseck blickte sie zerstreut an.
    Mira räusperte sich. »Haben Sie vielleicht auch ungewöhnliche Dinge?«
    Herr Gwiseck ließ seinen Bleistift fallen. Sein Gesicht wurde mit einem Mal noch blasser. »Was meinst du mit ungewöhnlich?«
    Mira zuckte mit den Schultern. »Dinge, die man vielleicht sonst nicht in einem Antiquitätenladen bekommen würde!«
    Herr Gwiseck musterte sie nervös durch die dicken Gläser seiner runden Brille. »Nein! Hier gibt es nichts Ungewöhnliches. Bei mir ist alles ... ganz normal!« Dabei sah er die Kinder böse an.
    »Es ist nur so ...«, sagte Mira langsam und deutete auf das Bündel in ihrer Hand. »Ich habe da etwas ganz Besonderes. Und ich wollte wissen, ob ich hier richtig bin.«
    Herr Gwiseck schien aufzuatmen und lächelte Mira dann herablassend an, als er den durchlöcherten Schal in ihrenHänden sah. »Soso, etwas Besonderes. Na, dann wollen wir doch mal sehen!«
    Er winkte Mira zu sich an den Schreibtisch, wo diese die Ballerina behutsam auswickelte und vorsichtig aufstellte. Im Licht der Lampe schimmerte Netaxa in mattem Gold. Die eine Fußspitze war so zart auf dem Boden aufgesetzt, dass es aussah, als würde die hübsche Figur jeden Augenblick umkippen. Aber sie blieb stehen, grazil und würdevoll, die Arme so weit nach oben gestreckt, dass sich die langen Finger über dem Kopf fast berührten.
    Herr Gwiseck schwieg. Er betrachtete die Ballerina ausgiebig und zog sie dann zu sich herüber. »Wo hast du sie her?«, fragte er langsam.
    »Die ist von meiner Oma«, log Mira. »Sie hat sie mir geschenkt.«
    Herr Gwiseck sah Mira zwischen zusammengekniffenen Augen an. »Und jetzt willst du sie verkaufen?«
    »Na ja«, erklärte Mira. »Ich weiß nicht, was ich sonst mit ihr anfangen soll.«
    »Gut«, murmelte Herr Gwiseck. »Sehr gut.« Als er bemerkte, dass Mira ihn beobachtete, setzte er schnell einen sorgenvollen Blick auf. »Viel wirst du allerdings nicht dafür bekommen.« Er nahm seine Brille ab und putzte sie umständlich. »Solche Figuren gibt es leider wie Sand am Meer.«
    Durch die goldene Ballerina ging ein kleiner Ruck, den allerdings nur Mira bemerkte.
    Herr Gwiseck setzte die Brille wieder auf, fasste Netaxa um die Taille und drehte sie auf den Kopf. »Ist sie denn wenigstens mechanisch?«
    Rabeus und Miranda hielten den Atem an.
    Mira trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Na ja ...«
    »Ich meine, kann sie sich bewegen?«, fragte Herr Gwiseck, der glaubte, Mira habe ihn nicht ganz verstanden. Dabei starrte er von oben auf Netaxas zierliche Füße und versuchte dort einen Hebel oder einen verborgenen Schalter zu finden.
    »Also ...«, begann Mira. »Sie sollten sie nicht so auf den Kopf stellen. Sie ... sie ist sehr kostbar.«
    »Das denkst du !«, erwiderte Herr Gwiseck. »Aber so wie es aussieht, ist sie aus einfachem Blech, vielleicht mit ein bisschen Goldfarbe angemalt. Ganz hübsch, aber äußerst gewöhnlich.« Er stellte Netaxa wieder auf ihre Zehenspitze. »Ich gebe dir 20 Euro dafür. Das sollte eigentlich genügen.«
    Die Kinder sahen zu ihrem Schrecken, wie Netaxas Gesicht einen bronzefarbenen Ton annahm. Herr Gwiseck bemerkte davon allerdings nichts. Er drückte auf einen Knopf seiner altmodischen Registrierkasse. Mit einem leisen »Pling« öffnete sich eine schwarze Schublade und er zog einen hellblauen Schein daraus hervor.
    Mira sah verzweifelt auf den Schein und dann auf Netaxa, deren Gesicht nun fast glühte. »Ich glaube, wir gehen jetzt vielleicht lieber«, sagte sie hastig, nahm Netaxa rasch vom Schreibtisch und nickte Rabeus und Miranda zu.
    Herr Gwiseck starrte ihr hinterher. »Nicht so schnell! Vielleicht können wir ja noch mal drüber reden. Ich gebe dir – sagen wir mal – 50

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