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Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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diesem Winter. Und da habe ich mich gefragt, ob die schwarze Hexe wirklich alles mitgenommen hat, als sie vor einem Jahr wegzog.« Thaddäus schloss seine Hand und die Feuerhexe verschwand. »Ich habe mich also in die Stadt aufgemacht.« Er schüttelte den Kopf und sah in die Ferne. »Das letzte Mal war ich hier, als ich einen Auftritt hatte.«
    »Mit Ihrer Band?«, fragte Mira gespannt.
    »Du kennst sie?« Thaddäus sah Mira nun ehrlich verblüfft an. »Das war vor über vierzig Jahren!«
    »Die unsichtbaren Spinnenfinger!«, rief Mira.
    »Äh, nicht ganz ... sie hießen Die unheimlichen Spinnenfinger .« Thaddäus lächelte geschmeichelt und ließ die Flamme für einen kurzen Moment in Gestalt einer Spinne über seinen Arm laufen, was Mira erschreckt zusammenzucken ließ.
    »Wie auch immer! Jedenfalls entdeckte ich tatsächlich nach einer Weile die Fische vor diesem Antiquitätenladen.« Thaddäus kicherte. Die Flamme in seinen Händen verformte sich nun zu der gebückten Gestalt Herrn Gwisecks.
    »Ich sah mich um und dieser Antiquitätenhändler beobachtete mich. Er hatte natürlich keine Ahnung, welchen Schatz er da besaß! Aber ich spürte gleich diese Anziehung hinter dem Vorhang. Nur Zaubergegenstände haben diese Macht, weißt du! Sie nehmen einen ganz gefangen und man denkt an nichts anderes mehr!«
    »So wie die Kugeln«, entfuhr es Mira.
    »Ja, so wie bei den Kugeln!« Thaddäus zwinkerte Mira zu. »Ich schlug den Vorhang zurück, und da war dieses Bild! Ich wusste zwar, dass Cyril klug war, aber für so klug hätte ich ihn dann doch nicht gehalten.«
    Mira sah Thaddäus fragend an.
    »Dieses Treppenhaus, in dem wir uns jetzt befinden, ist auf einer von seinen Zeichnungen.«
    Mira nickte. »Das hat uns Netaxa auch schon verraten.«
    »Oh, die wunderbare Netaxa!« Thaddäus nahm den Finger aus der Flamme.
    »Ich fand diesen Umhang auf dem Stuhl, auf dem das Bild stand, und ging damit verkleidet in das Treppenhaus hinein.«
    »Aber woher kannten Sie das Passwort?«, fragte Mira.
    »Oh, die Fische haben es mir verraten!«, sagte Thaddäus. »Wir sind uns sehr nahe! Jedenfalls habe ich mich gefragt, warum ausgerechnet dieses eine Bild so bekannt wurde.«
    Mira zuckte mit den Achseln. Thaddäus warf ihr einen listigen Blick zu.
    »Alle anderen Zeichnungen sind geheim. Cyril nahm aber das Bild mit dem Treppenhaus und veröffentlichte es. Bald kannten es alle. Arachonda, die in ihrem langen Leben alles gesammelt hat, was auch immer mit Cyril zu tun hatte, fand sogar eines Tages heraus, wie man es benutzen kann. Sie glaubt bis heute, dass Cyril diese Zeichnung dazu geschaffen hat, zwei Orte miteinander zu verbinden.«
    Thaddäus kicherte und fuhr sich über seinen weißen zerzausten Bart. »Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit!«
    Mira sah den alten Zauberer neugierig an.
    »Cyril hat diese Zeichnung geschaffen, um darin etwas zu verstecken. Etwas ganz Bestimmtes!« Die Kerzenflamme in Thaddäus’ Händen loderte nun höher und tanzte um seine Finger. Er lachte. »Deshalb hat er auch eine kleine Kammer in diese Zeichnung eingefügt. Eine geheime Kammer!«
    Mira beobachtete atemlos, wie Thaddäus aus der Flamme eine Treppe formte.
    Sie konnte sich nun selbst als winzige Flammengestalt sehen,die die Treppe hinunterlief und plötzlich durch die Tür im Boden fiel.
    Thaddäus blickte sie an. »Und diese Kammer hat er nur für zwei Menschen gezeichnet.«
    »Für wen?«, fragte Mira gespannt.
    »Hmm, was glaubst du?«
    »Etwa für uns?«
    Thaddäus’ Augen glitzerten. »Für den, der das Buch finden soll, und für die, die den Spruch zur Beschwörung des schwarzen Drachen kennt!«
    Mira sah Thaddäus verblüfft an. »Sie meinen, dass das Buch hier versteckt ist?«
    Thaddäus nickte. Dann zog er mit einem Ruck den brennenden Kerzenstummel von der Tischplatte und schlurfte langsam nach hinten. »Siehst du diese Kiste? Ich habe sie noch nicht geöffnet. Ich wollte auf dich warten.«
    Mira schwirrte der Kopf. Sie sah das Bild mit dem Treppenhaus vor sich und stellte sich vor, dass es einst viel kleiner in einem Buch zu sehen gewesen war. »Dann ist das Buch also in sich selbst versteckt«, schloss sie atemlos.
    »Du hast es erfasst!« Thaddäus schmunzelte.
    »Das war sehr schlau von Cyril!«
    »Oder er hatte die Idee von seinem Geistwesen.« Der alte Zauberer zuckte mit den Schultern. »Wer kann das noch sagen?«
    Wachs tropfte aus seinen knotigen Fingern, als er sich langsam über die alte Truhe in der Ecke beugte.

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