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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Das rauchverhangene Bild in der Diele von Tante Lisbeths Haus verschwand und kurz darauf erschien das verzerrte Bild eines anderen Raumes. Licht fiel durch eine schräge Dachluke auf ein Regal mit einer Unmenge von Büchern, die sich ungeordnet stapelten und die Regalbretter durchbogen. An den blau gestrichenen Wänden hingen seltsame Bilder, die Mira an die Bilder in dem Buch der Metamorphosen erinnerten. »Miranda!«, flüsterte Mira. »Bist du da?«
    Sie wartete eine Weile, bis sie schließlich zu ihrer unendlichen Erleichterung Mirandas Stimme hörte. »Bist du das, Mira? Wo steckst du?«
    »Ist bei dir ein Spiegel?«, fragte Mira. »Ja«, sagte Miranda. »Geh dorthin und schau hinein, ich kann dich dann sehen.«
    Kurze Zeit später spazierte eine struppige Katze in das Bild und blickte verwirrt in den Spiegel. Ihre Schnauze mit den langen Schnurrhaaren schien beinahe die ganze Kugel auszufüllen. Mira musste fast kichern. »Ich kann dich aber nicht sehen«, hörte sie Mirandas ärgerliche Stimme. »Ich sehe dich in einer Kugel, solange du in den Spiegel schaust«, erklärte Mira. »Eine Kugel?«, fragte Miranda. »Ja, ich habe sie in Hippolyts Garten gefunden, aber das ist eine längere Geschichte.«
    Miranda schaute lange in den Spiegel und dachte nach. »Vielleicht ist die Kugel ja das, was Hippolyt meiner Großmutter liefern sollte. »Nur, warum hat er sie dann selbst behalten?«, fragte Mira. »Keine Ahnung«, erwiderte Miranda.
    In diesem Moment ging hinter der Katze in der Kugel die Tür auf. Mira zuckte zusammen und schlug sich schnell die Hand vor den Mund, um einen Ausruf zu unterdrücken. Xenia, diesmal in ihrer Menschengestalt, trat ein. Sie trug einen großen Käfig bei sich und öffnete dessen Deckel.
    »Komm, kleine Mieze!«, sagte sie mit süßlicher Stimme und packte die struppige Katze unsanft am Nacken. Miranda schlug mit ihren Pfoten um sich, und es gelang ihr, Xenia im Gesicht einen Kratzer zu verpassen. Wütend zwängte Xenia die Katze in den Käfig und schloss oben die Gittertür. »Du kommst jetzt in den Keller!«, rief sie böse und zeigte Miranda einen kleinen goldenen Schlüssel.
    Die Katze sah direkt in den Spiegel. Xenia folgte Mirandas Blick und hob den Käfig ganz nah an den Spiegel heran. » Ja, schau dich noch ein letztes Mal in Freiheit an, kleines Kätzchen!«, lachte sie höhnisch. Mira konnte Miranda durch die engmaschigen weißen Gitterstäbe sehen. »Wo bist du?«, fragte sie verzweifelt. »Im Haus der schwarzen Hexe«, antwortete Miranda, dann wurde der Käfig rasch von dem Spiegel weggezogen. Xenia ging nun selbst zum Spiegel und beäugte den Kratzer, den sie abbekommen hatte. Das Gesicht des Mädchens war plötzlich riesenhaft verzerrt in der Kugel zu sehen. In diesem Moment konnte Mira ein Niesen nicht mehr unterdrücken. Xenia zuckte zurück. Sie strich prüfend mit dem Finger über die Spiegeloberfläche, zog dann die Schultern hoch und versuchte, mit einer ihrer fettigen Haarsträhnen die Wunde zu überdecken.
    »Blödes Vieh!«, murmelte sie dabei. Dann trat sie einen Schritt nach hinten, kratzte sich am Kopf und verschwand schließlich mit dem großen Käfig unter dem Arm aus der Kugel.

16. Kapitel
    in dem Mira erfährt, wie man mit einem Maskaron plaudert
    Mira kauerte vor der Kugel, konnte aber nichts anderes sehen als die verlassene Dachkammer der schwarzen Hexe. Das Bild verschwand. Die Kugel wurde wieder stumpf und schimmerte mattgrau. Mira blickte sich um. Die Sonne schien freundlich in den kleinen Garten und der Brunnen plätscherte munter vor sich hin. Der Zwerg räusperte sich. »Du siehst nicht besonders glücklich aus, wenn ich das bemerken darf«, sagte er nach einer langen Weile.
    Mira ging langsam aus der Hocke hoch und biss sich auf die Unterlippe. »Meine Freundin ist im Haus einer schwarzen Hexe gefangen«, erklärte sie.
    »Na dann geh halt hin und befreie sie!«, sagte der Zwerg und gähnte gelangweilt. »Du kannst doch sicher fliegen oder dich in ein ganz kleines Tier verwandeln.«
    »Ich darf mich nicht verwandeln ...«, sagte Mira zögernd. »Oh«, der Zwerg zog die grauen Brauen hoch. »Ärger mit dem Zauberrat?« »Ja, nein ... so ähnlich«, sagte Mira kurz angebunden.
    Sie seufzte. »Jedenfalls muss ich irgendwie unbemerkt in dieses Hexenhaus kommen. Aber ich weiß nicht, wie.«
    »Wie sieht das Haus denn aus?«, fragte der Zwerg, plötzlich neugierig geworden.
    Mira überlegte. »Es liegt am Kanal, so wie dieses hier. Es ist alt und

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