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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Sie steckte sie hinter die Ohren und versuchte klar zu denken, was allerdings nicht einfach war mit Angst im Bauch und einem Herz, das so laut klopfte. Sie konnten nicht zurück!
    Das Rätsel. Sie musste das Rätsel lösen.
    VERLIERE MICH, VERTREIBE MICH, SCHLAG MICH TOT!
    ICH BESIEGE DICH TROTZDEM!
    Welches Wesen mag das sein? Ein Ungeheuer? Aber wenn es tot war, wie konnte es jemanden besiegen? Es musste ungewöhnlich stark sein, aber zugleich auch schwach, denn man konnte es vertreiben. Sogar verlieren.
    »Fällt dir was ein?«, fragte sie den Zwerg.
    »Nein, ich habe keinen Schimmer.«
    Sie saßen eine Weile schweigend in dem pechschwarzen Gang. Es wurde immer heißer und die Luft stickiger. Miras Gedanken schweiften ab. Sie dachte an die Hexe, die so alterslos war und die schon vor dem schrecklichen Neptun gelebt hatte, und an Cyril, der als Geistwesen nie sterben konnte. Zugleich spürte sie, dass die Lösung des Rätsels etwas damit zu tun haben könnte.
    Da durchzuckte Miras Gehirn ein heller Strahl. Sie sprang auf und stieß mit ihrem Kopf gegen die niedrige Decke. Nein, es war kein Ungeheuer. Aber es gab tatsächlich etwas, dass man vertreiben, verlieren und totschlagen konnte. Und zugleich würde es einen immer besiegen.
    »Zeit«, sagte sie laut, während sie sich die schmerzende Stelle an der Stirn rieb. »Die Antwort heißt: die Zeit.«
    Nichts rührte sich in der Dunkelheit. Und wenn es nun die falsche Antwort war? Wären sie dann für immer in diesem Gang eingeschlossen?
    Mira und der Zwerg hielten den Atem an. Leise gluckerte das Wasser des dunklen Kanals neben ihnen. Dann, nach einer halben Ewigkeit bangen Wartens, schob sich die Steinwand mit einem wohligen Ächzen zur Seite. Kühle und modrige Luft drang in den Tunnel. Obwohl nur etwas Licht durch eine Türritze am anderen Ende drang, kam Mira der große Raum nach dem stockfinsteren Gang fast hell vor. Sie rieb sich die Augen. Vor ihr waren kahle Kellerwände und dem Tunnel gegenüber befand sich eine schwere Holztür.
    Der Raum war völlig leer, und als Mira zaghaft einen Schritt in den Keller trat, fiel ihr auf, dass sie schon einmal hier gewesen war.

14. Kapitel

    in dem Mira ein Versprechen erneuert
    »Das ist der Keller der schwarzen Hexe!«, staunte Mira.
    »Ich würde noch lauter schreien!«, flüsterte der Zwerg. »Willst du, dass sie uns hört?«
    Mira biss sich auf die Lippen und sah sich in dem Dämmerlicht um.
    Der Keller war vollkommen geräumt. Nichts war mehr von dem Gerümpel vom letzten Mal zu sehen.
    »Es ist so leer«, murmelte Mira.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass sie alles abtransportiert haben«, erklärte der Zwerg ungeduldig.
    »Und ich habe dir gesagt, dass ich dich hierherbringe.« Mira grinste etwas schief. »War vielleicht ein kleiner Umweg, zugegeben.«
    Der Zwerg zog es vor, nichts zu erwidern. Mira ging zur Kellertür. Sie drückte die Klinke, doch die Tür war verschlossen. Wie sollten sie nur hier wieder herauskommen, ohne dass die schwarze Hexe etwas merkte?
    »Heb mich hoch!«, murmelte der Zwerg. »Ich werde mit Najade sprechen. Vielleicht kann sie uns öffnen!«
    Mira streckte sich und hob den Zwerg auf Höhe der oberen runden Türkante. Dort war eine Spalte, durch die ein wenig Licht in den Keller fiel.
    Der Zwerg bebte vor Aufregung. »Najade! Najade, Liebste. Kannst du mich hören?«
    Sie warteten eine Weile. Doch der Maskaron auf der anderen Seite der Mauer blieb stumm.
    »Najade!«, flehte der Zwerg. »Du musst uns helfen!«
    Und wieder warteten sie, doch es kam keine Antwort. Durch die Türritze pfiff nur der Wind. Der Zwerg zitterte noch heftiger. Mira stellte ihn auf den Boden.
    »Ich versuche mal, nach oben zu sehen!«, murmelte sie. »Vielleicht kommen wir ja durch die Haustür unbemerkt nach draußen.«
    Schräg gegenüber der Kellertür befand sich eine Treppe. Mira ging zu den Stufen und ertastete einen Lichtschalter neben dem Treppenlauf.
    Doch die Glühbirne über ihr blieb aus und Mira musste im Dunkeln die Stufen hochsteigen. Oben führte eine kleine Tür in die Wohnung der Hexe. Vorsichtig, ganz vorsichtig drückte Mira die Klinke herunter. Sie wartete ein paar Sekunden, doch nichts geschah. Schließlich trat sie in eine lang gestreckte Diele, die zu ihrem Erstaunen fast genauso dunkel war wie der Keller. Auf Zehenspitzen schlich sie weiter. Dabei warf sie einen Blick in die Zimmer links und rechts. Sie waren leer. Es gab keine Teppiche, keine Möbel,

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