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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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    Schwere, dunkle Vorhänge sperrten das Sonnenlicht aus. Nur ab und zu drang es durch die Schlitze des Stoffes und zeichnete leuchtende Striche auf den staubigen Parkettboden.
    Neugierig tastete sie sich die Treppe zum ersten Stock hinauf. Jeden Moment erwartete sie, die schneidende Stimme Arachondas hinter sich zu hören. Doch alles, was sie vernahm, waren ihre eigenen Schritte, die eigenartig laut in dem verlassenen Haus hallten.
    Als sie oben ankam, bot sich ihr der gleiche Anblick wie im Erdgeschoss.
    Nichts war übrig geblieben von den blitzenden Zahnrädern und Maschinen. Nichts. Kein Blatt, keine Schraube, keine Erinnerung.
    Über die schmale Holzstiege gelangte Mira in die Dachkammer. Dort war die Luft stickig, und wie ein schwarzes Loch gähnte der Kamin in einer Ecke. Darüber befand sich ein großer weißer Fleck, wo einst der Spiegel war, über den Hippolyt die schwarze Hexe beobachtet hatte. Mira wollte schon wieder gehen, da sah sie, dass direkt über dem Kamin kleine Buchstaben eingeritzt waren. Sie trat näher und las, was da stand:
    TEMPUS FUGIT
    »Tempus fugit«, wiederholte Mira. Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. War das eine Botschaft der Hexe? Wollte sie sich damit verabschieden? Oder waren diese Worte schon vor langer Zeit in die Wand geritzt und von dem großen Spiegel verborgen worden?
    Als Mira zurücktrat, knirschte etwas unter ihren Turnschuhen.
    Es war ein Glassplitter, der auf dem staubigen Parkett lag. Sie hob ihn auf, und als sie ihn gegen die Sonne hielt, schillerte er in allen Farben des Regenbogens. Mira lächelte kurz.
    Nein, dieser Splitter stammte nicht von dem Spiegel, der intausend Teile zerfallen war. Er war ein Teil des Briefbeschwerers, in den einst der Schmetterling eingeschlossen gewesen war.
    Da sie hier oben weiter nichts finden konnte, ging Mira zurück in die Diele. Obwohl das Haus völlig verlassen war, war es immer noch unheimlich. In jeder Mauerritze und in jedem Spalt des knarrenden Parketts schienen Erinnerungen zu wohnen und in der Luft zu tanzen wie die winzigen Staubteilchen, die in den spärlichen Sonnenstrahlen funkelten.
    Mira spürte, wie sich die Härchen an ihren Armen aufstellten. Sie öffnete die Haustür und blickte nach draußen. Eine bemooste Brücke verband das Haus der Hexe mit der Silbernen-Fisch-Gasse. Mira konnte oben ein Stück Himmel erkennen, doch hier unten gab es keinen einzigen Tupfer Sonnenlicht, der die geduckten Häuser auf der anderen Straßenseite etwas fröhlicher gemacht hätte.
    Mira fröstelte ein wenig, sie krempelte ihre nassen Hosenbeine hoch und spähte auf das schwarze Schild über dem Klingelknopf. Der Name der Hexe war verschwunden. Das Schild war völlig leer und blank poliert.
    Als Mira noch weiter nach oben sah, entfuhr ihr ein Ausruf des Erstaunens. Noch etwas war anders, ganz und gar anders als das letzte Mal, als sie mit Miranda vor dieser Tür gestanden hatte ... Mira holte tief Luft. Das musste sie unbedingt jemandem zeigen!
    Sie lief schnell die Treppe zum Keller hinunter und holte den Zwerg. Als sein Blick auf die Stelle über der Tür fiel, klappte auch sein Unterkiefer mit dem langen Bart nach unten. »Die Fische!«, rief er. »Wo sind denn die Fische?«
    Mira hatte keine Ahnung. Nichts an der glatten Mauer deutete darauf hin, dass hier einmal zwei steinerne Fischköpfe herausgeragt hatten.
    »Aber, aber«, stotterte der Zwerg, »das waren doch Maskarone. Sie gehören zum Haus. Wie können sie einfach so verschwinden?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Mira. »Alles ist verschwunden. Die Zimmer sind leer und es gibt keine Spur von der schwarzen Hexe. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«
    Der Zwerg schwieg eine Weile, dann nahm sein graues Gesicht auf einmal einen bestürzten Ausdruck an.
    »Bring mich sofort zur Kellertür! Schnell!«
    Mira kletterte mit dem Zwerg über das Brückengeländer zur anderen Seite des Hauses. Als sie angekommen waren, stieß der Zwerg einen schauerlichen Schrei aus.
    Mira erkannte es sofort. Die Meerjungfrau war ebenfalls verschwunden, genauso wie die Fische. Und auch hier wies die Mauer keinerlei Verletzung auf. Die Einfassung über der Kellertür war ganz glatt, so als hätte es nie einen Maskaron gegeben.
    »Ich wusste es«, sagte der Zwerg leise. »Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als sie nicht mit mir sprach.« Dicke silberne Tränen rannen ihm die steinernen Backen hinunter.
    »Die schwarze Hexe muss sie mitgenommen haben«,

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