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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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bestraft werden.«
    »Bestraft!«, erwiderte Hippolyt ungläubig. »Wofür? Das Buch ist doch verbrannt! Und bin ich nicht schon bestraft genug? Seht, was aus mir geworden ist. Ein armer alter Mann auf der Flucht!«
    Er zog die Schultern nach oben und kam Mira mit einem Mal viel kleiner vor.
    »Ich musste fliehen und mein Restaurant schließen. Das Lieblingsrestaurant von so vielen, die hier sitzen!«
    Hippolyt sah sich hilfesuchend nach den schwarzen Zauberern hinter sich um. Dabei fiel sein Blick auf eine der teuren Schalen, die auf den Tischen standen. Er zog mit spitzen Fingern etwas heraus, das Mira nicht erkennen konnte.
    »Und jetzt müsst ihr so was essen! Wie ekelhaft! Die Heuschrecken sind zu hart und die kandierten Schnecken viel zu zäh.« Er zuckte mit den Schultern. »Tja – das hätte es im Blauen Pfau nicht gegeben!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich aus den Reihen der schwarzen Zauberer.
    »Genug!«, rief die schwarze Hexe. Ihr Blick fiel auf Madame Pythia. »Und das ist deine Komplizin?«
    Madame Pythia schüttelte den Kopf. »Oh nein! Ich habe mit diesem Buch nichts zu tun.«
    »Äh, sie ist gar keine Hexe«, erklärte Hippolyt. »Nur ein Mensch, der so tut.«
    »Aha«, sagte die schwarze Hexe verständnislos.
    »Also ich kann Karten legen und damit die Zukunft voraussagen«, erklärte Madame Pythia. »Und ich empfange Schwingungen.«
    Um die Mundwinkel der schwarzen Hexe zuckte es verdächtig. »Schwingungen? Die Zukunft voraussagen? Mit Karten? Sehr interessant.«
    »Oh, ich könnte das auch für Sie machen!«, rief Madame Pythia eifrig. »Sie sehen so aus, als hätten Sie eine großartige Zukunft vor sich.« Sie lächelte unsicher. »Und Ihre Schwingungen sind auch nicht schlecht!«
    »Tatsächlich!« Die schwarze Hexe sah schmallippig zu der Wahrsagerin.
    »Es wäre natürlich leichter, wenn ich einmal in diese Kugel sehen könnte.«
    Hippolyt zuckte kaum merklich zusammen.
    »Kugel?«, fragte die schwarze Hexe, der nichts entging. »Was für eine Kugel?«
    »Na, die Kugel, mit der man in die Zukunft sehen kann!«, erläuterte Madame Pythia.
    »Och, nur so eine kleine, harmlose, nutzlose Glaskugel, wie sie diese Wahrsager manchmal haben«, beeilte sich Hippolyt einzuwerfen.
    »Und in die ich nie schauen durfte«, ergänzte Madame Pythia. »Dabei war die sicher die interessanteste von allen.«
    »Es gab also noch eine Kugel?«, fragte die schwarze Hexe lauernd.
    »Oh ja, es gab drei davon!«, antwortete Madame Pythia arglos.
    »Mit einer konnte man sogar Menschen sehen, die weit weg waren.«
    Es war nun ganz still im Saal. Hippolyt sah zu Boden und vermied es, dem bohrenden Blick der schwarzen Hexe zu begegnen.
    »Habe, habe ich etwas Falsches gesagt, Hippo?«, stammelte Madame Pythia, die von der schwarzen Hexe zu Hippolyt hin und her sah.
    »Wo sind diese Kugeln jetzt?«, unterbrach sie die Hexe.
    »Sie sind uns gestohlen worden!«, rief Madame Pythia verzweifelt. »Heute Abend!«
    Mira und Rabeus starrten sich an. Die Kugeln waren also gar nicht hier!
    »Die Kugeln des Drachen«, sagte die schwarze Hexe langsam, als ob sie aus einem Traum aufwachen würde. »Ihr hattet die Kugeln des Drachen!«
    »Bis sie uns eben gestohlen wurden«, ergänzte Madame Pythia.
    »Wer hat sie euch gestohlen?«, fragte die schwarze Hexe.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete die Wahrsagerin. »Ich war unterwegs, machte nur eine kleine Rast, und da fand ich meinen Wagen aufgebrochen. Ich sah sofort nach und der Koffer mit den Kugeln war nicht mehr da.«
    Sie sah zu Hippolyt, der aber nicht aufblickte, sondern seine spitz zulaufenden Schuhe musterte. »Ich glaube ja, dass diese Kinder dahinterstecken!«
    »Was für Kinder?«, fragte die schwarze Hexe.
    Mira und Rabeus duckten sich hinter dem Lüftungsgitter. Mira umkrampfte den kleinen Stein mit der Hand.
    »Nichtsnutzige Bälger«, schimpfte Madame Pythia. »Ein schmutziger Junge mit schwarzen Haaren, ein Mädchen mit braunen Haaren und eine kleine, magere Rothaarige. Sie haben gestern Nachmittag schon versucht, die Kugeln zu stehlen.«
    Einer Frau in der hinteren Reihe entfuhr ein unterdrückter Schrei.
    »Wer ist die Frau?«, fragte Mira leise.
    Rabeus schluckte. »Mirandas Mutter.«
    Mira war plötzlich, als würde sich alles um sie herum drehen. Der kleine Stein, den sie in der Hand hatte, rutschte ihr aus den Fingern. Sie versuchte, danach zu greifen, doch er fiel durch das Gitter und landete nach einer endlosen Weile mit einem leisen klickenden Geräusch

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