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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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nun geschehen würde, hatte sie schon einmal gesehen. Und doch. Es war anders, selbst vor diesem Fenster zu stehen, als sich nur dabei zu beobachten. Genauso wie sie es in der Kugel gesehen hatte, schien draußen der Mond. Ein heftiger Wind war aufgekommen und bog die Antennen auf den umliegenden Dächern.
    Und dort war tatsächlich die kleine blecherne Krähe auf der Turmspitze und drehte sich einmal um ihre eigene Achse.
    Mira klopfte an die Scheibe. Der Rabe wandte seinen Kopf in ihre Richtung.
    »Rabeus«, dachte sie. »Ich hole jetzt die Kugeln.«
    »Gut gemacht, Mira!«, hörte sie Rabeus’ vertraute Stimme in ihrem Kopf.
    Sie klang durch die Entfernung sehr leise und verrauscht, als ob sie aus einem kaputten Radio käme.
    »Ich habe es versucht, aber ich kann mich nicht mehr verwandeln.«
    Mira spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Rabeus und versuchte, aufmunternd zu klingen. »Ich werde nicht vergessen, dass ich ein Zauberer bin!«
    »Nein, das wirst du nicht!«, dachte Mira und schluckte ihre Tränen hinunter. »Wie komme ich zu dem Zauberer, zu dem wir die Kugeln bringen sollen?«
    »Du gehst immer den Fluss entlang. In die Richtung, in die das Wasser fließt. Du wirst an eine alte Eisenbahnbrücke kommen. Kurz dahinter teilt sich der Fluss. Du gehst auf der rechten Seite weiter und kommst nach ungefähr einer Stunde an einen kleinen Weiher. Auf einer Insel steht eine Eiche mit einem Baumhaus. Ich werde dort auf dich warten.«
    Mira nickte. »Bis dann«, dachte sie und winkte dem Raben zu.
    »Leb wohl!«, hörte sie Rabeus. Dann flatterte er von dem Giebel hoch, kämpfte einen kurzen Moment lang mit einer Windböe und verschwand im Nachthimmel.
    Eine Weile noch stand Mira am Fenster und sah, wie die grauen Wolken vom Wind über die Mondsichel getrieben wurden.
    Gleich würde sie Miranda begegnen. Gleich würde sie ihr die unglaublichsten Dinge sagen. Aber warum?
    Schließlich wandte sie sich zu dem ordentlich gemachten Bett mit den karierten Bezügen. Sie kniete sich hin und zog den schweren dunkelbraunen Lederkoffer darunter hervor. Dann hielt sie einen Moment lang inne. Wie war die Zahl,die sie in der Kugel gesehen hatte? Eine Sieben, eine Drei und schließlich wieder eine Sieben.
    737
    Mit zitternden Fingern stellte sie die Ziffern auf dem Sicherheitsschloss ein und drückte auf die beiden Verschlüsse. Da! Die Schnallen sprangen auf und Mira klappte den Deckel zurück.
    Und dort lagen sie.
    Die Kugeln des Drachen. Die verwunschenen Kugeln. Die Kugeln, die immer Unglück brachten und immer gestohlen werden mussten. Sie, Mira, war jetzt ihre Besitzerin, und mit einem Mal überwältigte sie ein seltsames Gefühl von Stolz und Macht, das sie vorher nie gekannt hatte.
    Hinter sich hörte sie ein leises Geräusch. Ohne sich umzudrehen, wusste Mira, dass Miranda hinter ihr stand.
    Sie wandte langsam den Kopf. Da war ihre Freundin, ihre feuerroten Haare sauber nach hinten zurückgekämmt und zu einem ordentlichen Zopf geflochten. Nur ein paar widerspenstige rote Strähnen, die mit dem Zopf nicht zu bändigen waren, erinnerten noch an die alte Miranda. Ihre Jeans hatte keine Risse und ihr T-Shirt war sauber und sogar gebügelt.
    In diesem Moment wurde Mira bewusst, wie sie selbst aussah. Ihre Hose tropfte vom Flusswasser und ihre Haare und ihr Gesicht waren voller Ruß aus dem Kamingang.
    Ein kalter Schauer jagte über ihren Rücken, als sie sich daran erinnerte, was Miranda als Nächstes sagen würde.
    »Ich habe dich schon erwartet.«
    Mira brachte sogar so etwas wie ein schiefes Lächeln zustande.
    »Ich weiß«, sagte sie und es klang wacklig. »Und ich nehmejetzt die Kugeln mit.« Es kam ihr fast so vor, als hätte sie die Worte auswendig gelernt.
    Miranda funkelte sie wütend an. »Genau das wirst du nicht tun. Die Kugeln gehören jetzt mir. Verstehst du? Du und deine Freunde, ihr werdet sie nicht bekommen!«
    Mira sah Miranda an und wischte sich die Tränen aus den Augen. Der Traum war vorbei. Was jetzt kam, hatte ihr die Kugel nicht mehr gezeigt.
    »Ich weiß nämlich ganz genau, dass du mit den schwarzen Zauberern unter einer Decke steckst«, sagte Miranda kalt.

23. Kapitel

    in dem Mira Mirandas Geheimnis erfährt
    Mira war so überrascht, dass ihr nicht einfiel, was sie darauf antworten sollte.
    Miranda streckte ihren Arm aus und deutete auf Miras Füße.
    Eine strenge Falte erschien auf ihrer Stirn, als sie leise einen Spruch murmelte.
    »Flammen

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