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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schatten, das ihm ausreichend Schutz vor Entdeckung bot. Die Wachen bemerkten ihn nicht einmal, als er direkt über ihren Köpfen hinweg zur offenen Tür krabbelte und ebenfalls in der Schatzkammer verschwand.
    Dort hatten die sechs Männer mittlerweile einen Zirkel der Ratlosen gebildet, der staunend die funkelnden Kronjuwelen und das kristallene Schwert betrachtete. Auf drei langen Tischen, die mit rotem Samt bedeckt waren, lagen vier Kronen, zwei Zepter, allerlei andere Geschmeide sowie, in der Mitte, das Schwert Schmerz.
    Koichi zupfte an seinem Schnurrbart. »Es ist noch alles da.«
    Masake schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Die erschlagenen Kameraden draußen… Was hat der Chamäleone in der Kammer gewollt?«
    Der Blick des Obersten Leibgardisten bohrte sich förmlich in die ratlose Miene seines Adjutanten. »Die Frage ist doch vielmehr, was in den Umhang gewickelt war, wenn hier nichts fehlt.«
    »Aber Tashido hat doch gesagt…«
    »Eben!«, fiel ihm Koichi ins Wort. »Offenbar hält uns hier jemand zum Narren. Entweder hat Tashido gelogen oder…«
    Ein dumpfer Laut, so als wäre jemand von der Decke auf einen der Tische gesprungen, ließ Koichi verstummen. Seine Augen verengten sich.
    Kaguan bewegte sich sehr langsam, weil der Oberste der Leibwache ihn jetzt direkt anblickte. Vermutlich sah Koichi nicht mehr als einige für ihn unerklärliche Schlieren in der Luft. Der Zoforoth bückte sich. Seine Hand schloss sich um das Heft des schwarzen Schwertes.
    »Der Chamäleone!«, stieß Masake mit einem Mal hervor.
    »Sofort die Tür schließen! Er darf nicht entkommen!«, brüllte Koichi den Posten im Vorraum zu.
    Während diese sich an die Befolgung des Befehles machten, zückten die vier stattlichen Leibgardisten ihre Schwerter und bauten sich vor dem Ausgang auf.
    Kaguan lachte. »Wollt Ihr etwa kämpfen wie die Bartarin?«
    Er ging in die Hocke und sprang samt Schwert mit einem weiten Satz an die Decke zurück. Wie ein großer Käfer krabbelte er auf die Tür zu. Als er sich über Koichi befand, holte er mit Schmerz aus, um ihn zu enthaupten, aber zwei Dinge verhinderten das Vorhaben: Erstens hatte der zähe alte Bursche seine eigene Klinge gezückt und schlug sie seitlich gegen das kristallene Blatt, wodurch dieses abgelenkt wurde, und zweitens warf sich Masake gegen seinen Kommandanten und brachte ihn dadurch zu Fall.
    »Seid Ihr von Sinnen!«, schimpfte Koichi.
    Kaguan achtete nicht weiter auf die zwei. Er hatte, was er wollte, jetzt musste er nur noch mit seiner Beute aus dem Gemach entkommen.
    Inzwischen war hinter den vier Leibgardisten die Tür ins Schloss gefallen. Einer der Hünen trat vor und stach blitzschnell sein gebogenes Schwert in die Höhe. Für Kaguans übermenschliche Reflexe war es trotzdem nicht schnell genug. Mit dem ersten Hieb teilte er die Klinge des Gegners in zwei Hälften, mit dem zweiten beförderte er ihn ins Reich der Toten.
    Die Gefahr nicht achtend gingen nun die drei verbliebenen Leibgardisten gegen ihn vor. Kaguan hatte die Bartarin wegen ihres geheimen Wissens zum Schweigen gebracht, aber die Männer hier waren ihm gleichgültig. In einem scheinbaren Rückzugsgefecht ließ er sich von ihnen an der Decke entlang bis in den hintersten Winkel der rechteckigen Kammer treiben. Mal wich er ihren Klingen nach links, mal nach rechts aus. Die drei Kämpen wähnten sich im Vorteil und blieben an ihm dran.
    Mit einem Mal drang Koichis Ächzen unter dem Körper des Adjutanten hervor. »Das Gespenst will euch doch nur von der Tür weglocken. Sofort zurück! Lass mich endlich los, du verdammter Narr.« Die letzte Äußerung hatte Masake gegolten, der es eindeutig als seine vordringliche Aufgabe sah, das Leben des Kommandanten zu schützen.
    Dessen Befehl hatte unter den Leibgardisten vorübergehend Verwirrung gestiftet. Ihr Zaudern genügte Kaguan, um von ihnen weg an die Wand zu springen und hiernach auf den Boden. Ehe die Soldaten nachsetzen konnten, war er mit weiten Sprüngen bei der Tür und ließ das schwarze Schwert darauf niederfahren. Die Kristallklinge schnitt durch Eisenbeschläge, Schloss und Holz wie ein glühendes Messer durch einen Butterblock. Ein Fußtritt Kaguans genügte und die Tür sprang auf.
    Dahinter standen die zwei zurückgelassenen Posten mit gezückten Schwertern und besorgten Mienen. Der Zoforoth gab einen drohenden Laut von sich und stürzte voran. Mühelos duckte er sich unter dem Hieb des rechten Kämpfers hindurch und parierte den

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