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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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je weiter man nach Osten kam. Als die Gemeinschaft des Lichts aufbrach, wusste noch niemand, wie dieses Phänomen zu erklären war, denn eigentlich lag Bjondal auf den Karten sogar südlicher als Ostgard.
    Würde der gedachte Botenfalke von dort seinen Flug fortsetzen, hätte er nach weiteren eintausendvierhundert Meilen Silmao erreicht. Diese Rechnung war jedoch irreführend, da der Ban und seine Nebenflüsse auf dem Weg zum Nimmermeer endlosen Schleifen und Windungen folgte, was die tatsächliche Strecke erheblich verlängerte. Möglicherweise werde das Schiff einen weiteren Monat brauchen, hatte Dormund geschätzt. Selbst für einen leidenschaftlichen Jäger wie Twikus war es kein wirklich berauschender Gedanke, mehr als zehn Wochen lang einen Zoforoth zu verfolgen. Doch seine Fähigkeiten als Bogenschütze sollten früher gefordert werden als erwartet.
    Am Tag nach dem Aufbruch verschlechterte sich das Wetter. Der Himmel nahm die Farbe von Schiefer an. Ein eisiger Wind wehte den Gefährten in die Gesichter. Er brachte Neuschnee. Die Karawanenroute lag ohnehin schon unter einer zehn Fuß hohen weißen Decke. Diese Unbilden waren, so unglaublich es klingt, ein Glück, denn sie zwangen Ergil und Twikus zur Wachsamkeit. Ständig mussten sie ihren Durchdringungssinn bemühen, um den Straßenverlauf zu überprüfen und nötigenfalls den Kurs der Karawane auf diesem Meer aus weißen Kristallen neu zu bestimmen.
    Als der Abend nahte, waren die Zwillinge zum Umfallen müde. Wie die Perlen an einer Kette durchquerten die Reiter auf einer engen Schneise einen Kiefernwald. An verschiedenen Stellen gab es kaum ein Durchkommen, weil der Wind den Schnee zu großen Haufen aufgetürmt hatte, in denen die Krodibos fast versanken. Falgon ritt voran, ihm folgten Múria, Twikus und Popi; Dormund bildete die Nachhut.
    Unvermittelt erwachte neben dem zweiten Krodibo eine Schneeverwehung zum Leben. Für die Dauer eines Wimpernschlags blähte sich der vom Wind aufgehäufte Buckel nach außen und dann explodierte er in einer stiebenden Wolke. Twikus sah in dem nebelhaften Weiß einen großen, langen, massigen Schemen. Ein Schneekrokodil!
    Múrias Krodibo reagierte instinktiv. Mit einem enormen Satz sprang es nach vorn und entkam auf diese Weise knapp den zuschnappenden Kiefern. Twikus kannte die tödliche Bedrohung, die von den weiß bepelzten Räubern ausging. In Gestalt und Größe glichen sie einem Krokodil, aber sie waren keine Reptilien, sondern Warmblüter. Wikander hatte sich auf der Sooderburg eine Grube angelegt, in die er unzuverlässige Untertanen seinen Schneekrokodilen zum Fraß vorzuwerfen pflegte.
    Die Gefahr war noch nicht gebannt, weil die Waldschneise kaum Platz zum Ausweichen bot. Falgon trieb, das gezückte Schwert Biberschwanz zum Hieb bereit, sein Krodibo schützend vor Múrias Tier. Von der anderen Seite näherte sich Dormund mit seinem schweren Schmiedehammer. Twikus hegte ernste Zweifel, ob der etwa acht Schritte lange Riese sich von solchen Waffen würde beeindrucken lassen – dessen mit einer dicken Fettschicht gepolsterte, gummiartige Haut war nicht so leicht zu durchdringen.
    Das Schneekrokodil griff Falgon an, schien aber die Gefährlichkeit der Schwertklinge zu kennen. Die lange Schnauze zielte vor allem auf die ungeschützten Fesseln des Krodibos. Falgon beugte sich weit herab und ließ Biberschwanz niedersausen, aber die Bestie wich dem Schlag mühelos aus. Der erfahrene Recke nutzte die Atempause, um seinen Eisenholzspeer aus dem langen Futteral zu ziehen, das die Waffe vor Feuchtigkeit und Frost schützte.
    In der Zwischenzeit hatte der König schon seinen Jagdbogen vom Sattel gelöst und einen Pfeil aus dem Köcher gerissen. Twikus befand sich hinter dem Tier, eine ungünstige Schussposition, um die einzige verwundbare Stelle des Krokodils zu treffen.
    Der Oberkörper des Riesen schnellte nach oben, diesmal direkt auf den Waffenmeister zu, der seinen Speer immer noch nicht ganz aus der Schutzhülle befreit hatte. Die lange Schnauze des Schneekrokodils war weit geöffnet. Mehrere Reihen parallel verlaufender Zähne suchten nach etwas, in das sie sich festbeißen konnten. Falgons Krodibo stieg in die Höhe. Ehe die Kiefer des Räubers sich um die Vorderläufe des verängstigten Tieres schließen konnten, riss sein Reiter es an den Zügeln herum. Nun zeigte es dem Angreifer die Flanke. Dadurch konnte Falgon sein Schwert einsetzen. Mit aller Kraft ließ er Biberschwanz zwischen den Nüstern am Ende der

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