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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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halten, Waffenmeister?«
    »Das liegt mir fern. Es ist nur so, dass die beiden Könige das Schwert zum letzten Mal gesehen haben. Sie mussten es auf der Flucht zurücklassen. Wie Ihr selbst feststellen könnt, wurde ihnen am Handgelenk eine Bisswunde zugefügt. Dadurch gelangte Gift in ihren Körper, das ihnen schnell die Kraft raubte. Alsbald fielen sie in diesen beklagenswerten Zustand, in dem sie weder sprechen noch sich bewegen können. Dennoch sind wir bereit, Euch beim Auffinden des Schwertes zu helfen, wenn Ihr uns den Schildknappen dafür freigebt.«
    »Der Zwerg ist ein Schildknappe?«, japste Waltran. Er stieß ein schallendes Gelächter aus.
    »Was sagt Ihr zu unserem Vorschlag, Herr Graf?« Die unterkühlt klingende Frage kam von Múria.
    Anstatt etwas zu erwidern, zückte Waltran sein Schwert und trat neben Ergil. Falgon wollte sich schon auf den Grafen stürzen, aber dessen sechs Recken hielten ihn und die übrigen Gefährten mit ihren Klingen in Schach.
    Der vorgeblich Gelähmte hielt die Augen geschlossen und stellte sich schlafend. Tatsächlich spürte er, wie sich kalter Stahl auf seine Kehle legte.
    »Ich wüsste zu gerne, ob Ihr uns wirklich nicht helfen könnt«, sagte Waltran mit süßlich drohendem Ton.
    Ergil verspürte den übermächtigen Drang zu schlucken. Schon drohte der Reflex sich gegen seinen Willen durchzusetzen, als er mit einem Mal Múrias Achtung gebietende Stimme vernahm.
    »Lasst das, Graf! Ihr seid selbst ein Edelmann. Es ist Euer nicht würdig, so mit Torlunds Söhnen umzugehen. Wenn Ihr sie auch als Eure Feinde betrachtet, so stehen sie als Könige doch im Rang über Euch.«
    Die Klinge entfernte sich wieder von Ergils Hals.
    In gekränktem Ton erwiderte Waltran: »Wo denkt Ihr hin, Herrin? Ich betrachte die Herrscher von Soodland nicht als meine Feinde. Nur kann ich nicht billigen, was sie zum Schaden Pandoriens und des übrigen Herzlandes zu tun beabsichtigen. Es ist die Pflicht jedes Ehrenmannes, ihre Narretei zu vereiteln. Im Gegensatz zu diesen Kindern wird Entrin das Schwert Schmerz zum Nutzen des Sechserbundes gebrauchen.«
    »Ihr meint, als neuer Großkönig?«
    »Dies ist weder die passende Zeit noch der richtige Ort, um über solche Dinge zu sprechen, Herrin Múria. Verratet mir lieber, wie Ihr mir das schwarze Schwert beschaffen wollt. Angeblich wisst Ihr ja nicht einmal, wo es sich im Augenblick befindet?«
    »Das ist auch gar nicht nötig, Herr Graf, denn Euer Grottenhund wird es für Euch aufspüren.« Múria klang mit einem Mal wie die Zuversicht in Person.
    »Barkas?«
    »Was für ein hübscher Name für ein derart gescheites Tier! Traut Ihr ihm etwa nicht zu, der Spur des Königs bis zu dem Punkt zu folgen, an dem er das Schwert verloren hat?«
    »Gewöhnlich verläuft eine Fährtensuche in umgekehrter Richtung.«
    »Ich kenne mich mit Grottenhunden aus, Herr Graf. Macht doch einfach eine Probe. Ich gebe Euch die Pelzmütze der Könige. Barkas kann die Witterung aufnehmen und wir wollen sehen, was er damit anfängt.«
    Der rothaarige Anführer kniff das rechte Auge zusammen. »Erhofft Ihr Euch etwa, währenddessen fliehen zu können?«
    »Das ist doch völliger Unsinn, Graf«, begehrte Falgon auf.
    »So?« Waltran schmunzelte. »Wenn mein Verdacht so abwegig ist, warum bringt er dann Euer Blut derart in Wallung? Ich mache Euch einen Vorschlag, Waffenmeister. Wenn Barkas die Witterung aufnimmt und der Fährte der Könige folgt, dann will ich sehen, ob er mich zu Schmerz führt. Ihr bleibt derweil hier in diesem Loch unter strengster Bewachung. Kehre ich ohne das schwarze Schwert zurück, dann seid ihr allesamt des Todes.«
    Falgon und Múria wechselten einen Blick. Sie nickte.
    »Also gut«, brummte der Waffenmeister. »Wahrscheinlich würde ich Euch genauso misstrauen wie Ihr uns. Aber Ihr werdet überrascht sein. Das verspreche ich Euch.«
    Der schwarze Grottenhund war nicht groß, aber ungemein kraftvoll. Auf seinen krummen, stämmigen Füßen bewegte er sich flink wie ein Wiesel. Er hatte ein kurzes, seidig schimmerndes Fell und eine lange Schnauze mit einem Furcht einflößenden Gebiss. Dennoch näherte sich Múria dem Tier ohne Scheu. Sogar Waltran bewunderte den Mut der anmutigen Frau.
    »Habt Ihr je erlebt, wie die Kiefer eines Minenhundes einen Knochen zermalmen?«, fragte er sie staunend.
    Múria stand am Eingang der Höhle, in der Hand die Pelzmütze der Könige. Ihre Stimme klang völlig unbekümmert. »Ich habe solche Knochen sogar mehr als einmal

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