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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stammes.
    »Das glaube ich nicht«, erriet der Soldat die Gedanken seines Kommandanten. »Er ist zwar ein Minenhund, aber da passt kaum ein Marder hinein.«
    »Wohin soll er sonst verschwunden sein?«, entgegnete der Graf unwirsch. Mit der Rechten vollzog er eine raumgreifende Geste. »Ringsum gibt es nichts, wo sich Barkas verstecken könnte.« Er sprang vom Rücken seines Pferdes, kniete sich vor das Erdloch, spähte hinein und begann den Namen seines Hundes zu rufen.
    Die Recken warfen sich beklommene Blicke zu.
    Niemand bemerkte den Falken, der hoch über ihnen von einem Ast hüpfte, die Flügel ausstreckte und lautlos davonglitt.
     
     
    Schon einmal hatte Múria dieses Kunststück vollbracht. Es war in einer Gasse in Seltensund gewesen. Eine Horde von Verfolgern hatte sie und ihren Schüler schlichtweg übersehen, obwohl die beiden ohne jegliche Deckung vor einer Hauswand standen. Jetzt wollte sie sich selbst übertreffen. Sie gedachte nicht nur sich und Ergil mit seinem lebenden Umhang, sondern auch Falgon, Dormund sowie Popi unsichtbar zu machen. Einen anderen Weg gebe es nicht, um ihre Bewacher in jenen Alarmzustand zu versetzen, der ihnen die Flucht möglich machte, erklärte sie.
    »Bist du ganz sicher, dass du das schaffen kannst, Inimai?«, fragte Falgon vorsichtig.
    Múria lächelte. »Willst du darauf wirklich eine Antwort haben, mein Lieber?«
    »Selbstverständlich. Meinst du, ich würde dich leichtfertig irgendeiner Gefahr aussetzen?«
    »Du hast doch den Grafen gehört. Wenn er das Kristallschwert nicht findet, wird er uns alle töten. Es gibt kein Zurück mehr.«
    »Na schön. Die Zeit ist knapp. Was müssen wir also tun?«
    »Kommt mit.« Sie lief die sechs oder sieben Schritte bis zum hinteren Ende der Höhle. Während sie zu der Wand aus Lehm und Felsbrocken deutete, gab sie ihre Anweisungen. »Du, Falgon, und Dormund hierhin. Lehnt euch am besten mit der Schulter an und bleibt dicht beieinander. Ergil und Popi, ihr zwei geht davor in die Hocke. Jeder macht sich so klein wie möglich, denn ich muss euch alle zusammen unter meine Fittiche nehmen.«
    Múria baute sich mit dem Rücken zu ihnen auf, umfasste mit den Händen den Saum ihres nachtblauen Capes und breitete die Arme aus. Ergil musste bei dem Anblick unwillkürlich an eine Fledermaus denken.
    »Und jetzt lachen«, sagte sie.
    »Was sollen wir tun?«, entfuhr es Falgon.
    »Ich möchte, dass ihr drei-, viermal lacht. Kein unechtes ›Haha!‹ bitte, sondern herzhafte, aus voller Kehle schallende, meinetwegen auch hämische Fröhlichkeit. Aber spätestens wenn jemand in die Höhle kommt, müsst ihr verstummen.«
    »Können wir nicht einfach nach den Wachen rufen?«, brummte der Waffenmeister.
    »Führe ich hier das Kommando oder du, mein Lieber?«
    »Schon gut. Am besten, du zählst bis drei.«
    Also zählte Múria und dann begannen alle zu lachen, als gebe es kein schöneres Glück, als in einem muffigen Erdloch auf die eigene Hinrichtung zu warten.
    Ergil nahm die nun schon vertrauten Erscheinungen wahr, die das Hinübergleiten in eine benachbarte Zeitfalte mit sich brachte: den leichten Schwindel, das Rauschen in den Ohren und dieses nicht unangenehme Kribbeln. Die Laute der Heiterkeit entschwanden mit den zusammengedrängten fünf Leibern in die nahe Vergangenheit.
    Inzwischen hatten auch die beiden vor der Höhle postierten Wachmänner reagiert. Mit gezückten Schwertern stürzten sie nacheinander herbei.
    »Bei allen Geistern der Dingan! Wo sind sie hin, Gother?«, keuchte der vorderste.
    »Was fragst du das mich?«, erwiderte der ihm folgende.
    Der erste lief wieder hinaus und rief aufgeregt nach dem Hauptmann. Derweil starrte Gother, der zweite, nur fassungslos in den leeren Raum. Kurz darauf kehrte die Nummer eins in Begleitung des Kommandanten Brist und einiger weiterer Männer zurück. Mehrere Fackeln wurden hereingetragen, die Höhle eher flüchtig abgesucht. Sie war ja sehr übersichtlich. Trotzdem begann einer der Wachmänner mit einer Lanze in gleichmäßigen Abständen Wände und Decke zu durchbohren. Dabei kam er Múria gefährlich nahe.
    »Was soll das werden, Jargas?«, fragte der Hauptmann.
    »Vielleicht haben sie sich eingegraben.«
    »In nur… Wie lange ist der Graf weg? Einer Viertelstunde?«
    »Sie könnten in der Nacht irgendetwas vorbereitet haben, um sich…«
    »Das hätten wir bemerkt. Wir müssen sofort Suchtrupps aufstellen, anstatt hier kostbare Zeit zu vergeuden.«
    »Aber das Lachen.«
    »Was für ein

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