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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Lachen?«
    »Ich hab’s ganz deutlich gehört, kurz bevor wir in die Höhle… – Bei allen Geistern der Dingan!«
    »Was ist denn jetzt schon wieder, Jargas?«
    »Sagt man von den Zwillingen nicht, sie seien die Söhne einer Hexe? Bestimmt haben sie die Zauberkunst von ihrer Mutter gelernt und…« Der Soldat erblasste.
    »Und was? Sich in Fledermäuse verwandelt und flatternd aus dem Staub gemacht? Du hast als Kind zu viele Ammenmärchen gehört, Jargas.« Brist schüttelte missfällig den Kopf und wandte sich dem Ausgang zu. Mit der Rechten durch die Luft rudernd rief er: »Mir nach, Männer! Wir teilen uns in vier Trupps auf und suchen die ganze Gegend ab. Sie können noch nicht weit gekommen sein.«
     
     
    Der Mensch sieht auf dreierlei Weise: mit der Erinnerung die Vergangenheit, mit dem Auge die Gegenwart und mit der Vorstellungskraft die Zukunft. Sirilim verfügten über einen weiteren Gesichtssinn, weil sie seit alters die Kunst des Zeitformens beherrschten. Diese beruhte zu einem guten Teil auf Veranlagung, wurde aber erst durch jahrelanges Üben zur Vollkommenheit gebracht. Obwohl Múria keine Sirila war, hatte Jazzar-fajim sie manches über das »Handwerk« der Schönen gelehrt. In der Anwendung dieses Wissens war sie, gemessen an den Möglichkeiten des Alten Volkes, immer noch eine ungeschickte Schülerin, aber einen Normalsterblichen konnte sei damit dennoch beeindrucken.
    Ergil wünschte sich, ihr helfen zu können, aber Múria hatte es ihm ausdrücklich untersagt. Zum einen, weil er noch viel zu schwach auf den Beinen war, und zum anderen, weil er damit ihrer gemeinsamen Sache mehr schaden als nützen konnte. Für solche, die das Universum mit den Sinnen eines Sirilo begreifen, entstehen eindeutige »Klangmuster«, sobald jemand im Faltenwurf Mirads etwas verändert. Es sei zu befürchten, dass Magos ihn und Twikus erkennen würde, wenn sie ihre Macht gebrauchten, hatte die einstige Sirilimschülerin Inimai gewarnt. Ihr eigenes stümperhaftes Herumgezupfe am Gewebe der Welt dagegen dürfte dem dunklen Gott, wenn überhaupt, höchstens als unbestimmter Missklang auffallen.
    Was Múria da beim Anpirschen an die beiden Wachen zuwege brachte, kam Ergil mitnichten dilettantisch vor. Dank Nisrahs Unterstützung nahm er ein schwaches Flimmern wahr, als würde warme Luft aus dem Laub aufsteigen. Falgon, Dormund und Popi sahen vermutlich überhaupt nichts. Die Männer hatten sich gemeinsam in einer Senke versteckt, nur einen knappen Steinwurf von den Krodibos entfernt. Auf dem Bauch liegend beobachteten sie den wohl gefährlichsten Teil bei der Umsetzung des Fluchtplans, den die Herrin der Seeigelwarte im Alleingang bestritt.
    Graf Waltran hatte die kostbaren weißen Reittiere seiner Gefangenen abseits der Pferde in einem behelfsmäßig errichteten Gatter aus schlanken Baumstämmen einpferchen lassen. Auch das Sattelzeug, die Waffen und das Gepäck der Soodländer lagerten dort. Zwei gepanzerte Männer stapften in gegenläufiger Richtung um das Gehege herum. Ihre Blicke suchten aufmerksam die Umgebung ab. Wenn ihre Wege sich kreuzten, tauschten sie kurze Botschaften aus und entfernten sich wieder voneinander.
    So wie jetzt.
    Ergil verfolgte mit den Augen, wie sich das Flimmern dem einen Posten näherte. Gleichsam aus dem Nichts erschien eine Staubwolke, die dem Mann mitten ins Gesicht flog. Er riss die Augen auf, sah flüchtig so aus, als müsse er niesen, und fiel dann der Länge nach zu Boden.
    Múria hatte versichert, was einen Grottenhund in Tiefschlaf versetzen könne, werde auch einen gestandenen Recken umwerfen. Das stimmte.
    Vom Scheppern der Rüstung war der zweite Posten alarmiert worden. Er duckte sich hinter das Gatter und spähte nach allen Seiten. Der Wald wirkte so friedlich wie zuvor. Die Vögel zwitscherten. Insekten summten. Von den ausgeschwärmten Suchtrupps war längst nichts mehr zu hören. Der Soldat musste sich in diesem Moment ziemlich allein gelassen vorkommen. Seine vorsichtigen Bewegungen ließen erkennen, dass er sich beobachtet fühlte. Was hatte den Kameraden wohl niedergestreckt?
    Das gezückte Schwert in der Rechten, einen Spieß in der Linken, bewegte er sich mit eingezogenem Kopf langsam auf den am Boden liegenden Kumpanen zu. Als er den Bewusstlosen fast erreicht hatte, flirrte unvermittelt vor ihm die Luft.
    Im nächsten Moment stand eine wunderschöne blonde Frau in einem nachtblauen Mantel vor ihm. Sie lächelte auf eine ganz bestrickende Weise. Ehe der überraschte

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