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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schekira von ihrem Erkundungsflug zurück. Wenig später hatten sich die Gefährten in einer Jurte versammelt und lauschten ihrem Bericht.
    Sie habe den Zoforoth auf der Straße nach Ostgard entdeckt, meldete sie. Er sei, weil sein Drachenross immer noch hinkte, langsamer vorangekommen, als er sich wünschen mochte. Das war die gute Nachricht. Die weniger erfreuliche betraf das Harpyienwesen. Es patrouillierte am Himmel über der Karawanenroute und würde die Verfolger aus Soodland melden, sobald sie sich Kaguan näherten.
    Dormund kratzte sich am Hinterkopf. »Leider wissen wir immer noch nicht, wie gut das Sehvermögen der Gapas ist.«
    Ergil ahnte, dass im Geist des Schmiedes ein Plan reifte. Um selbigen hervorzulocken, gab er zu bedenken: »Also kurzsichtig dürften sie kaum sein. Andererseits schienen sie uns im Hain der Pyramiden erst bemerkt zu haben, nachdem wir gegen Kaguan vorgegangen sind. Als Falke oder Käuzchen dürfte Schekira schärfere Augen besitzen als diese giftigen Kreaturen.«
    »Das könnte die Lösung sein«, meinte der Schmied.
    »Mach’s nicht so spannend«, brummte Falgon.
    Dormund räusperte sich. »Überlegt doch mal. Worauf wird dieser Gapa achten? Auf die kostbarsten, leider aber auch auffälligsten Reittiere von ganz Mirad. Auf fünf schneeweiße Krodibos.«
    Ergils Augen wurden groß. »Du willst, dass ich Schneewolke zurücklasse?« So einleuchtend ihm Dormunds Gedankengang schien, so wenig behagte ihm der Plan.
    »Was unser alter Freund sagt, ist vernünftig«, ergriff nun auch Múria gegen seine Gefühle für das treue Tier Partei.
    Tantabor, der inzwischen in den Rang eines königlichen Ratgebers und Vertrauten aufgestiegen war, sagte: »Ich kann dich gut verstehen, Ergil. Für einen Bulanen ist sein vierbeiniger Gefährte sein wertvollster Besitz. Manche meiner Männer würden eher ihr Weib hergeben, als auf ihr Pferd zu verzichten. Aber ich hätte da eine Idee.«
    »Sollen wir den Krodibos Pferdehäute überziehen?«, fragte Ergil lustlos.
    Der Vogelfreie reagierte darauf mit einem verhaltenen Lächeln, das man, wie den Königen inzwischen bewusst war, durchaus als Missbilligung deuten konnte. »Nein, mein griesgrämiger junger Freund. Aber du kommst meinem Plan damit schon sehr nahe. Es sind meine Männer, die wir in Häute stecken werden – ich rede von euren Fellmänteln. Darin und auf euren Krodibos reitend, werden sie aus der Luft von euch nicht zu unterscheiden sein. Wenn sie rasten, suchen sie unter Bäumen oder anderswo Deckung. Sie werden Kaguans Späher auf eine falsche Fährte locken.«
    »Und wohin soll die führen?«
    »Nach Ringhuse.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Das ist eine Stadt an einem der Zuflüsse des Bans. Sie ist von hier aus kaum weiter entfernt als Ostgard. Meine Männer können sich dort nach Silmao einschiffen. Die Flussreise dauert etwas länger als die von der Hauptstadt, aber eure Krodibos werden, wenn alles gut geht, wenige Tage nach euch bei der Schmiede der Bartarin eintreffen. Ihr werdet unterdessen in ordentlicher Rebellentracht und auf Pferden reitend zusammen mit meinen Männern dem Zoforoth nachjagen. Der Gapa kann nicht wissen, dass wir keine gewöhnliche Räuberbande sind.«
    Falgon grinste mit einem Mal wie ein Schlitzohr, das gerade jemanden hereingelegt hat. »Wäre doch gar nicht schlecht. Dann würde sein Herr und Meister am Ende vielleicht uns dazu dingen, die Verfolger aus Soodland aufzuhalten.«
    Ergil seufzte. Dormunds Plan war wie ein Funke, der in der Vorstellung seiner Gefährten ein Feuer neuer Hoffnung entfacht hatte. Weiter dagegen anzureden, nur weil er sich nicht von seinem Krodibo trennen wollte, hatte keinen Sinn. Dann war er eben von nun an Mitglied einer »gewöhnlichen Räuberbande«. Die Wechselfälle des Lebens dachten sich für ihn offenbar gerne neue Rollen aus. Hoffentlich blieben ihm wenigstens die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Banditenlaufbahn erspart – unwillkürlich musste er an den Zwergling Gondo denken, der mit seinen Kumpanen vermutlich immer noch in den Wipfeln des Zungenwaldes zappelte.
    Nach dem Abbruch der Zelte teilte sich das Lager in drei Gruppen auf. Die kleinste ritt auf den Krodibos nach Ringhuse. Tantabor und die tapfersten seiner Männer nahmen die verkleideten Soodländer in die Mitte und preschten Richtung Ostgard davon. Der Rest würde vor Ort zurückbleiben, nachdem er die gefangenen Pandorier bis zur Waldgrenze im Südwesten geleitet hatte, damit sie zu Fuß den Rückweg in ihre

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